Der Malik

  • Benevento
  • Erschienen: Januar 2021
  • 3

- TB, 240 Seiten

- Bd. 2 [Lenhart & Preiss]

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Thomas Gisbertz
62°1001

Krimi-Couch Rezension vonFeb 2021

Tempoarmer Wirtschaftskrimi

Gute Nachrichten für Major Michael Lenhart und Oberleutnant Sabine Preiss: Ihre „Abteilung für Sonderfälle“ wird nach dem Erfolg im Kampf gegen einen internationalen Organhändlerring von Ministerin Mannlicher nun offiziell eingerichtet. Es dauert dann auch nicht lange, bis das Ermittlerteam einen neuen Auftrag erhält: Walter Denk, Mitarbeiter des österreichischen Finanzministeriums, ist spurlos auf Malta verschwunden; der einzige Hinweis, den er hinterlassen hat, ist eine Notiz mit den Worten „Der Malik“. Die Ermittler der Wiener Sondereinheit tappen lange im Dunkeln - bis sie schließlich auf ein internationales Verbrechernetzwerk stoßen.

Weltweite Verbrecherorganisation

Das Team um Lenhart und Preiss hat aufgrund ihres aufsehenerregenden Erfolges zuletzt einiges an Prestige erlangt, gleichzeitig aber auch Neider auf den Plan gerufen. Intern wird die Abteilung um Gruppeninspektor Anton Steinbach erweitert, der zukünftig für die Recherche zuständig ist. Mit seiner Hilfe stoßen die Ermittler diesmal auf eine Organisation, die Korruption und Geldwäsche im großen Stil betreibt und von Malta über Wien und London bis Brüssel tätig zu sein scheint. Doch egal, welche Spuren die Sondereinheit verfolgt, es lassen sich keinerlei rechtlich verwertbare Beweise finden. Bis Lenhart einen riskanten Plan vorschlägt ...

Fortsetzung der Reihe

Autor Dr. Bernhard Kreutner, 1966 geboren, studierte Politikwissenschaften und Philosophie und ist seither als Unternehmer mit dem Schwerpunkt Marketing und Projektentwicklung tätig. Er ist Verfasser diverser Sachbücher. Der Preis des Lebens war 2019 sein erster Kriminalroman bei Benevento.

Im Mittelpunkt seiner aktuellen Reihe steht ein ungewöhnliches Ermittlerteam: Michael Lenhart ist Doktor der Philosophie und hat nur aufgrund eines Formfehlers überhaupt Zugang zur Wiener Polizei bekommen. Trotz seiner zuweilen unorthodoxen Ermittlungsmethoden und Vorgehensweisen lässt man ihm freie Hand, da die Erfolge für ihn sprechen. Seine Leidenschaft für philosophische Themen scheint er mit Autor Bernhard Kreutner gemein zu haben. Für Major Lenhart zählt beruflich nur das Team, Hierarchien spielen bei ihm keinerlei Rolle.

Ihm zur Seite steht Sabine Preiss. Sie hat sich die Arbeit in der Sondereinheit „verdient“, indem sie einst ihren Vorgesetzten nach einem völlig misslungenen Einsatz vor versammelter Mannschaft Inkompetenz vorwarf. Die gut trainierte Thai-Boxerin versteht sich mittlerweile nicht nur beruflich ausgezeichnet mit Lenhart, auch privat sind sie längst ein Paar. Während Lenhart seine Kollegin in Anlehnung an die griechische Göttin der Jagd gerne „Artemis“ nennt, bezeichnet sie ihn aufgrund seines scharfen Verstandes gerne als „Sherlock“.

Wenig Tempo, viel Philosophie

Während der erste Band der Lenhart-Preiss-Reihe noch mit einem hohen Erzähltempo und viel schwarzem Humor punkten konnte, fehlt beides diesmal fast gänzlich. Statt Action und Verfolgungsjagden verlässt sich das Team für Sonderfälle diesmal auf solide Recherchearbeit (überwiegend in seinem Büro), reichlich gutes Essen und endlose philosophische Diskurse. Was im ersten Teil durchaus unterhaltsam war, wirkt nun zunehmend ermüdend und langatmig, wenn man nicht gerade eine Affinität zur Philosophie besitzt. Gleichzeit geht dem Duo Lenhart/Preiss die Widerspenstigkeit verloren, die sie noch im ersten Teil besessen haben. Besonders das Auftreten Lenharts wirkt längst nicht mehr raffiniert, rebellisch und scharfsinnig, sondern vielmehr überheblich, arrogant und snobistisch.

Im Dunkel der Finanzwelt

Vielleicht ist es dem Thema Wirtschaftskriminalität geschuldet, dass sich die Handlung nur langsam vorwärts mäandert - immer wieder durch einen philosophischen Monolog Lenharts oder das Besorgen einer kulinarischen Raffinesse zum Mittagessen unterbrochen. Man mag es gute Ermittlungsarbeit nennen, was die Sondereinheit macht, aber für einen modernen Kriminalroman ist dies einfach zu wenig. Dass Autor Bernhard Kreutner auch ganz anders kann, hat er mit Der Preis des Lebenseindrucksvoll bewiesen. Lediglich Siglinde Wolf, die rechte Hand des Brigardier Fritsch, sorgt erneut mit ihrem rigiden Auftreten und eigenwilligen Wiener Charme für Abwechslung.

Zugegeben: Der Roman ist gut recherchiert und thematisch hochaktuell. Das ist die Süddeutsche Zeitung aber auch - dafür muss ich keinen Roman kaufen. Zwar wird alles mit den notwendigen politischen Intrigen und Verstrickungen der Wiener Gesellschaft gewürzt, dennoch vermag der Funke diesmal nicht überzuspringen.

Fazit

Der zweite Band der Lenhart-Preiss-Reihe wirkt handwerklich bieder, inhaltlich zuweilen zäh und thematisch wenig überraschend. Während Autor Bernhard Kreutner mit dem ersten Teil Der Preis des Lebensnoch einen Volltreffer gelandet hat, geht ihm diesmal schnell die Puste aus. Mehr als ein solider Finanzkrimi gelingt ihm hier nicht.

Der Malik

Bernhard Kreutner, Benevento

Der Malik

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