Die gefährliche Mrs. Miller
- Aufbau
- Erschienen: Dezember 2020
- 2
- OT: The Other Mrs. Miller
- aus dem Englischen von Ulrike Seeberger
- TB, 384 Seiten
Ein Thriller ohne einen Krümel Spannung
Die reiche Erbin Phoebe Miller isoliert sich sozial immer mehr. Sie geht kaum noch aus dem Haus, hat außer dem Cabernet Sauvignon keine Freunde mehr, und auch ihre Ehe ist am Ende. Doch dann ziehen neue Nachbarn ins Haus gegenüber ein und beleben damit Phoebes Kontakte zur Außenwelt - aber anders als angenommen. Darüber vergisst diese prompt, das kleine blaue Auto im Blick zu behalten, das oft stundenlang vor ihrem Haus parkt und in der noblen Wohngegend völlig deplatziert wirkt. Die Katastrophe ist vorprogrammiert ...
The Other Mrs. Miller ...
… so lautet der englische Originaltitel des Thriller-Debüts der amerikanischen Autorin Allison Dickson – und er sagt eigentlich schon alles, denn während der erste Teil des Buches die Grundlagen bis zur Katastrophe legt, geht es im zweiten Teil um Schadensbegrenzung und einen Nachbarschaftsstreit der besonderen Art. Hört sich alles ganz spannend an – ist es aber nicht! Obwohl Dickson sich um Wendungen bemüht, bewegt sich das Niveau der Spannung durchgehend um den Einschlafpunkt. Die zu sehr konstruierte Geschichte kreist um ihren Selbstzweck und entbehrt so jeder Logik. Ein gut dokumentiertes Setting oder ausgereifte Charaktere hätten da noch einiges retten können - aber Fehlanzeige.
Allesamt unsympathish!
Ein Buch muss keine Figuren haben, die man sich gerne als Freund wünscht oder zumindest einmal kennenlernen möchte. Auch der Unsympath kann interessant sein – aber: „If you want to be bad, you gotta be good!“ Doch Mrs. Miller, Ehemann Wyatt und Konsorten sind alles andere als gut böse. Ihre Darstellung ist nur angerissen, unausgereift und wenig glaubhaft; zu wenig wird ihr Innerstes erklärt, ihre Gedanken sind oft Rätsel im Nebel. Und diese Personen bewegen sich in einem Umfeld, das man sich aus hingeworfenen Bemerkungen zusammensuchen muss. Kein Aufbau, keine Atmosphäre, nur bruchstückhafte Bilder, die im Kopf erscheinen - hier dümpelt der Leser durch das Geschehen, wird nie in die Geschichte gezogen und muss sich am Ende mit einem Schluss zufriedengeben, der genauso unausgegorenen ist wie der Rest - und damit immerhin auch dazu passt.
Fazit
Hier wurde jede Menge Potential nicht ausgeschöpft. Keine Spannung, ein konstruierter Plot und unausgereifte Figuren machen es dem Leser nicht leicht, bis zum Schluss durchzuhalten, der dann auch keinen mehr vom Hocker haut. Und so hat man das Buch schon vergessen, bevor es auf dem Boden der Altpapiertonne aufschlägt.
Allison Dickson, Aufbau
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