Die Besucher
- Goldmann
- Erschienen: Oktober 2020
- 1
- OT: A Knock at the Door
- aus dem Englischen von Leo Strohm
- TB, 400 Seiten
Wem kannst Du vertrauen?
Nur wenige Minuten, nachdem Jemima Talhoffer ihren Mann Leo zu einem Geschäftstermin verabschiedet, stehen eine Frau und ein Mann vor ihrer Haustür. Angeblich FBI-Ermittler, äußern sie, dass Leo in Geldwäscheaktivitäten verwickelt ist. Doch Jemima beginnt zu zweifeln - und ist von nun an in ein tödliches Katz- und Mausspiel verwickelt ...
„Ich bin wie taub, einfach nur taub. Trotz allem, was bis jetzt passiert ist, habe ich vermutlich immer noch gehofft, dass das Ganze eine Art Missverständnis war.“
Was machen, wenn plötzlich FBI-Ermittler vor der Tür stehen und eröffnen, dass der eigene Ehemann in zwielichtige Geschäfte verwickelt ist? Natürlich zweifelt man diese Aussage nicht direkt an, so unglaublich sie auch scheinen mag; schließlich handelt es sich um polizeiliche Beamte. Doch dann kommt ein Anruf rein und dieser eröffnet dir, dass die angeblichen Ermittler Attentäter sind. Was tust du? Fliehen oder kämpfen?
Jem entscheidet sich prompt für die Flucht zu einer nahen Polizeistation. Aufgegabelt wird sie gerade noch rechtzeitig von Trevor, einem älteren Einsiedler, der in einer Holzhütte im Wald wohnt. Dieser bringt auch Jems Gedanken auf neue Bahnen: Was ist, wenn der Anrufer nicht die Wahrheit gesagt und es eigentlich auf sie abgesehen hat? Sie weiß nicht mehr, wohin mit ihren Gedanken; jeder scheint ihr etwas vorzulügen - doch in welcher Lüge ist die Wahrheit versteckt?
Jem weiß, dass sie diese nur aufdecken kann, wenn sie mehr über Leos Geschäfte herausfindet. Das ist nicht so leicht, wenn gleich zwei Attentäter und die Polizei hinter ihr her sind – und bald gibt es den ersten Toten …
Ein ewiges Karussell
Tom Wood wird vielen bekannt sein dank seiner grandiosen Reihe um den Auftragsmörder Victor. In Die Besucher greift der Autor auf eine zarte Ehefrau zurück, die mit Depressionen und Ängsten zu kämpfen hat. Ihre einzige Stütze ist ihr Mann Leo, der jedoch immer wieder auf Geschäftsreisen unterwegs ist und sie so in ihren schwachen Moment allein lassen muss. Daher ist sie auch heillos überfordert, als es an ihrer Tür klopft und die Wahrheit um Leo herauskommt.
Anfangs wirkt Jem sehr interessant, da sie gleichzeitig lustig und schlagfertig wirkt, aber in ruhigeren Momenten sich ihre Gedanken verdüstern. Ziemlich bald entwickelt sie mehr Stärke, obwohl sie doch immer wieder naiv rüberkommt. Ihr Gegenpol ist Trevor, der dafür sorgt, dass sie als Protagonistin nicht völlig verloren geht. Allgemein sind die wenigen Charaktere eigenständig und passen – wenn auch manchmal eindimensional – hervorragend in die Story.
Insgesamt mausert sich die Geschichte von einer spannenden Verschwörung zu einem Wirrwarr aus Beschuldigungen verschiedenster Beteiligter über sinnlose, plötzliche Fluchtversuche. Dies könnte man glatt als Enttäuschung werten, wenn man Tom Wood nicht kennen würde: Er versteht es, noch auf den letzten Metern einen perfiden Twist einzubauen, in dem rückwirkend einiges ins rechte Licht geschoben wird - auch hier hat mich das Ende aus den Latschen gehauen.
Fazit
Die Besucher ist ein Einzelband um eine Verschwörungsgeschichte, die anfangs rasant beginnt, dann jedoch eintönig wird. Im Hinblick auf das fantastische Ende ist dies jedoch zu verschmerzen, und daher bleibt eine unbedingte Leseempfehlung!
Tom Wood, Goldmann
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