Rote Belladonna
- Piper
- Erschienen: November 2020
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- TB, 272 Seiten
- Bd. 2 [Apothekerin Maja Ursinus ermittelt]
Tödliche Globuli in Marburg
Eigentlich wollte die Apothekerin Maja Ursinus mit ihrem Freund, Kripokommissar Markus Brodtbeck, in Urlaub fahren, doch dessen aktueller Fall lässt dies nicht zu. Leicht enttäuscht besucht Maja daher ihren Onkel Heribert und dessen Frau in der Oberpfalz. Heribert hatte einst eine Affäre mit Elisabeth Wenderoth, Expertin für Homöopathie und Inhaberin einer Waldapotheke in Marburg. Nachdem eine Stammkundin an einer Atropinvergiftung verstarb, wird in der Stadt nicht nur Gutes über die Apothekerin erzählt - ganz im Gegenteil: Man macht sie und ihre Globuli indirekt für den Tod der Kundin verantwortlich. Heribert bittet seine Nichte, Elisabeth zu helfen, zumal Maja bereits selber Erfahrung in detektivischer Arbeit sammeln durfte. In Marburg angekommen stellt Maja schnell fest, dass die Beschäftigten von Elisabeths Apotheke ihre Geheimnisse haben und es offenbar in Person des Dr. Krohn mindestens einen Arzt in der Stadt gibt, der eine aggressive Abneigung gegen Homöopathie und Elisabeth hat.
Zweiter Fall für Apothekerin Maja Ursinus
In Schwarzer Nachtschatten wurde Majas damaliger Liebhaber ermordet und sie selbst geriet unter Tatverdacht; daher ermittelte sie seinerzeit auf eigene Faust, um ihre Unschuld zu beweisen. Anscheinend hat sie daran Spaß gefunden, denn die Bitte ihres Onkels, sich doch als Krankheitsvertretung undercover in Elisabeths Apotheke und deren Umfeld umzuhören, greift sie gerne auf.
Auf den ersten Seiten ihres zweiten Falls muss zunächst ein leicht irritierender Einstieg verarbeitet werden, denn unverständlicherweise wird Heribert mehrfach als Majas Onkel und Großonkel, Maja mehrfach als dessen Nichte und Großnichte beschrieben. Hier wäre es schön gewesen, wenn man sich (Autor und/oder Lektorat) auf eine Variante geeinigt hätte. Der Umstand, dass die meisten Personen (außer Maja) bis zum Romanende meist durchgehend immer mit Vor- und Nachnamen genannt werden, ist sicher Geschmacksache.
Dass eine Apothekerin respektive ein Apotheker ermittelt, ist nicht neu, allerdings greift Autor Jürgen Seibold - der durch seine Allgäu-Krimis mit Kommissar Hansen kein Unbekannter ist - das Thema sehr ausführlich und fundiert auf. Die Arbeitsabläufe in einer Apotheke werden detailliert dargestellt, die Diskussion um Homöopathie sowie die Verwendung von Globuli intensiv beleuchtet. Dies ist ebenso kurzweilig wie lehrreich gelungen. Daneben findet Maja in Gesprächen mit den Beschäftigten der Apotheke heraus, welche privaten Geheimnisse diese so haben. Und auch der Arzt Dr. Krohn wird als Homöopathiehasser gekonnt (wenngleich ein wenig überzeichnet) eingeführt. Insgesamt bestimmt ein angenehm ruhiger Erzählstil die Handlung; temporeiche oder gar blutige Action sucht man vergebens.
Fazit
Wer sich für Alternativmedizin oder die Arbeit einer Apothekerin interessiert, der ist hier richtig und findet fachlich fundiertes Lesefutter. Der Krimiplot muss ein wenig hintenanstehen, da die Protagonistin selber Apothekerin und keine Ermittlerin ist, sich daher in erster Linie auf vermeintlich unverfängliche Gespräche konzentrieren muss; die Polizei selber tritt erst auf den letzten fünfzig Seiten in Aktion. Der Spannungsbogen ist aufgrund der arg begrenzten Personenanzahl überschaubar - für einen kleinen Krimisnack an einem verregneten Nachmittag reicht es aber allemal.
Jürgen Seibold, Piper
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