Dunkler Hass
- Lübbe
- Erschienen: September 2020
- 0
- TB, 352 Seiten
Nervenkitzel am Bodensee
Ein Serienkiller verschleppt junge Frauen, die er grauenvoll verstümmelt und tötet. Hilfesuchend wendet sich Kommissar Marius Bannert an den bekannten Fallanalytiker Falk Hagedorn, der nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Gemeinsam tauchen die beiden Kriminalisten nach und nach in die Psyche des Täters ein. Doch als sie beginnen, seine Motivation zu erahnen, holt der Killer zum Gegenschlag aus – und ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt …
Bestialischer Serienmörder
Fünf Opfer in sechs Monaten, die Frauenleichen auf das Übelste verstümmelt - was das Team um Hauptkommissar und SoKo-Chef Bannert vom K1 des Polizeipräsidiums Konstanz zu sehen bekommt, ist nur schwer zu ertragen. Trotz eines halben Jahres Ermittlungsarbeit tritt die einberufene Sonderkommission aber auf der Stelle. In seiner Verzweiflung wendet sich Bannert daher an Falk Hagedorn. Der ehemalige Fallanalytiker sitzt nach einer missglückten Verfolgungsjagd im Rollstuhl. Von vielen als überheblich und selbstgefällig verschrien, scheint der extrovertierte Profiler die letzte Chance zu sein, den Täter endlich zu fassen. Dessen Mitarbeit stößt im Präsidium aber nicht nur auf Freunde. Als dann auch noch Hagedorns Tochter spurlos verschwindet, droht die Situation zu eskalieren ...
Reichlich berufliche Erfahrung
Autor Matthias Bürgel weiß nur allzu gut, worüber er in seinen Thrillern schreibt: Nach einer Ausbildung zum Feinmechaniker trat er in den Polizeidienst des Landes Baden-Württemberg ein. Von 2002 bis 2005 studierte Bürgel an der Fachhochschule der Polizei Rechts- und Verwaltungswissenschaften. Vierzehn Jahre Streifendienst, zwei Auslandseinsätze im Kosovo für die Vereinten Nationen und die EU sowie seine Tätigkeit als kriminalpolizeilicher Sachbearbeiter in den unterschiedlichsten Bereichen haben ihn maßgeblich geprägt.
Seit 2013 dient Matthias Bürgel - wie auch seine Hauptfigur Marius Bannert - als Kriminalhauptkommissar beim Kriminaldauerdienst des Polizeipräsidiums Konstanz. „Trotz der menschlichen Abgründe, die ich in meiner täglichen Arbeit erfahre, liebe ich seit 30 Jahren meinen Beruf immer noch. Meine Erfahrungen inspirierten mich zu schreiben“, sagt Bürgel über seine Tätigkeit.
Dunkler Hass ist bereits im Juni 2019 als eBook erschienen und wurde nun beim Lübbe Verlag publiziert. Mit Schrei nach Rache ist der zweite Band der Bannert-Hagedorn-Reihe schon im Sommer 2020 ebenfalls als eBook veröffentlicht worden.
Spannender Plot
Wenn man die ersten Seiten des ersten Thrillers rund um die Ermittler Bannert und Hagedorn liest, ist man sicherlich aufgrund der Brutalität und Grausamkeit des Täters schockiert. Ob man dann zusätzlich noch den Zustand der Leiche nach wochenlangem Aufenthalt im feucht-warmen Milieu derart detailliert beschreiben muss (auch wenn es sicherlich der traurigen Realität entspricht), ist zumindest fragwürdig - zumal es inhaltlich keinen Zugewinn darstellt.
Anschließend entwickelt sich aber ein interessanter, wendungsreicher Plot, der auf eindrucksvolle Weise zeigt, dass man Fiktionalität und die Darstellung realer polizeilicher Arbeit verbinden kann, ohne dabei zu langweilen.
Darüber hinaus entwickelt Matthias Bürgel verschiedene Handlungsstränge, die er später gekonnt zusammenführt: Da wäre unter anderem ein Bestatter, der einen Leichnam vermisst, oder auch die mysteriösen Geschehnisse in der Prosektur eines Klinikums. Man muss aber einiges ertragen können, wenn der Autor das krankhafte und widerliche Verhalten des Täters im Umgang mit seinen lebenden wie auch mit seinen toten Opfern schildert. Bürgel belässt es aber zumeist bei kurzen Beschreibungen und Andeutungen.
Figuren mit Potential
Der Autor hat mit Marius Bannert und Falk Hagedorn zwei Ermittler erschaffen, die auf den ersten Blick charakterlich recht gegensätzlich erscheinen, am Ende jedoch ähnlicher sind, als man denkt - und es dem Roman gut tut. Besonders die Figur des verbitterten, desillusionierten Falk Hagedorn, der nach seinem Unfall eigentlich mit dem Polizeidienst abgeschlossen hatte, wird nicht konsequent genug dargestellt.
Man merkt schnell, dass er mit Marius Bannert gut harmoniert und ihn bei allem unterstützt. Beide kommen ohne Konflikte aus - vielleicht auch, weil sie sich zu ähnlich sind. Lediglich Kriminaldirektor Burger hat seine Probleme mit Hagedorn; beide kennen und missachten einander bereits seit vielen Jahren. Hier wäre mehr Gegensätzlichkeit bei den Hauptfiguren, aus der sich Synergieeffekte ergeben, der interessantere Ansatz. Auch trägt Hagedorn nicht mehr zum Auffinden des Mörders bei als sein Kollege. Es fehlt der Figur noch etwas das Unverwechselbare. Dass sich Hagedorn dank eines modifizierten Rollstuhls - der obendrein auch frisiert ist - wie ein Transformer aufrichten kann, ist eigentlich seine einzige Besonderheit. In der Figurendarstellung sollte der Autor noch mutiger werden, um das große Potential der Charaktere mehr zu nutzen.
Fazit
Matthias Bürgel gelingt mit Dunkler Hass ein vielversprechender Auftakt zu seiner Bannert-Hagedorn-Reihe. Ein großer Pluspunkt ist die wirklich überzeugende Darstellung der Polizeiarbeit. Mitunter fehlt es noch etwas an Konsequenz und Mut bei der Figurengestaltung. Dennoch ist der Roman ein Lesetipp: Nervenkitzel ist garantiert und man legt das Buch nicht mehr aus der Hand, bis der Fall gelöst wird.
Matthias Bürgel, Lübbe
Deine Meinung zu »Dunkler Hass«
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!