Kein Urlaubskrimi, sondern teils knallharte Action
Kommissarin Liv Lammers aus Flensburg ist mal wieder auf Sylt. Ein Kurztrip mit ihrer inzwischen 15-jährigen Tochter Sanna anlässlich des 30. Geburtstages von Katharina, Lammers bester Freundin. Die große Party gerät jedoch für Lammers fast in Gefahr, denn in der zwischen Tinnum und Keitum gelegenen „Mörderkuhle“ wurde ein Mann tot aufgefunden. Schwer verletzt und sonderbar inszeniert, baumelt dessen nackter Leichnam von einem Baum. Ein Tattoo mit dem Schriftzug „1%“ gibt einen ersten Hinweis, dass das Opfer Verbindungen zur Rockerszene haben könnte.
Lammers und ihr Partner Hennes finden schnell heraus, dass es sich bei dem Mordopfer um René „Rocco“ Höpen handelt, der sich nach einer Gefängnisstrafe von den Hells Angels loskaufte. Gleichwohl ist er Betreiber einer anrüchigen Tabledance-Bar, in der die Frauen nicht nur mit Tanzeinlagen, sondern auch mit Liebesdiensten ihr Geld verdienen. Denise, eine der vier dort tätigen Frauen, die allesamt aus Osteuropa stammen, ist verschwunden.
Prostitution, Drogen und illegales Glücksspiel im Rockermilieu
Derweil mimt Bert „Bosse“ Könnermann, Inhaber der Bar, den geläuterten Geschäftsmann, der mit Sicherheitstechnik das große Geld macht. In Wirklichkeit sind es Prostitution, Drogen und illegales Glücksspiel. Aufgrund der Verstrickungen in das gewalttätige Rockmilieu übernimmt das LKA Kiel die Ermittlungen.
Wenig später wird ein weiterer Mordanschlag verübt. Opfer ist der 18-jährige Tobias Schulke, der sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Meeresschutz-Station ableistet. Die Art seiner schweren Verletzungen deuten auf denselben Täter hin, womit Lammers und Hennes wieder im Spiel sind.
Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Ermitteln vom LKA und der Kripo Flensburg, die bei Kapitalverbrechen die Arbeit der Kripo Sylt übernimmt, drohen die Ermittlungen zu erschweren. Ein schlechter Zeitpunkt, denn anlässlich der Beerdigung Roccos steht ein großes Bikertreffen mit unterschiedlichen Gangs an. Zudem geschehen weitere Morde…
Sylt, eine mörderische Trauminsel?
Wenn es nach Sabine Weiss geht, die vor allem Freunden Historischer Romane bekannt sein dürfte, dann ist Sylt eine gefährliche Insel, auf der es immer wieder zu mörderischen Todesfällen kommt. Liv Lammers ermittelt jedenfalls schon in ihrem vierten Fall, in dem sie erstmals die Ermittlungen leiten darf. Jedenfalls jene, die sich nicht das LKA unter den Nagel reißt.
An ihrer Seite sind neben Hennes andere bekannte Figuren aus den Vorgängern und auch privat gibt es die bekannten privaten Probleme. Der despotische Vater Ocke, der durch zwielichtige Immobiliengeschäfte zu großem Vermögen gekommen ist, tyrannisiert Liv einmal mehr, wobei er dieses Mal sogar gegen Sanna übergriffig wird. Die gegenseitige Verachtung steigert sich also ein weiteres Mal.
Auch im Fall des ermordeten Rocco wird Liv und den anderen Ermittlern einiges abverlangt, denn dass es dort nicht zartbesaitet zugeht ist kein Geheimnis. So versucht die Autorin erst gar nicht, die Dinge zu verharmlosen, sondern zeigt vielmehr die knallharten Bedingungen auf, unter denen sich meist junge Frauen aus Osteuropa ihr Geld als Prostituierte verdienen müssen. Nicht schön, nicht neu, aber nach wie vor aktuell und somit darf es immer mal wieder thematisiert werden. Wer bislang keinen Zugang zu diesem Thema hatte, erhält ihr einige ungeschönte Einsichten.
Fazit:
Der vierte Sylt-Krimi von Sabine Weiss ist weit mehr als jene die Buchhandlungen flutenden „Urlaubs-Krimis“, die mehr durch Landschaftsbeschreibungen, denn durch einen durchdachten Krimiplot glänzen. „Blutige Düne“ bietet teils harte Kost, was dem Milieu, in dem der Roman teilweise spielt, geschuldet ist. Verdächtige kommen und gehen und es dauert lange, bis die Ermittler erkennen, wo der Zusammenhang zwischen dem kriminellen Rocker und dem jungen Naturschützer zu finden ist. Bis dahin sorgen weitere Verbrechen für kurzweilige Spannung, während die bekannten familiären Probleme der Protagonistin eine neue Stufe erreichen.
Sabine Weiß, Lübbe
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