Marta schläft

  • dtv
  • Erschienen: April 2020
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Marta schläft
Marta schläft
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Carola Krauße-Reim
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2020

Hier schläft nicht nur Marta ein

„Nach ihrem internationalen Bestseller „ Liebes Kind“ berührt und schockiert Romy Hausmann erneut mit einem tief unter die Haut gehenden Psychothriller – über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter jemals wieder frei sein kann.“ Mit dieser Ankündigung im Klappentext zu „Marta schläft“ war meine Neugier auf das Buch geweckt und ich war sehr gespannt auf die Umsetzung der Themen. Doch ich wurde schon während der Lektüre schwer enttäuscht, und kann auch danach meine Meinung nicht revidieren.

Viele Perspektiven bedeuten nicht zwangsläufig viel Spannung

Manchmal entsteht der Eindruck, dass Autoren meinen, je mehr Perspektiven sie einbauen, umso spannender und anspruchsvoller wird das Buch. So auch hier. Die Geschichte wird aus Nadjas Sicht erzählt; durch Briefe einer, dem Leser lange unbekannten Person; es finden Rückblicke in die Jahre 2014 und 2015 statt, und zum Ende hin sogar in die jüngste Vergangenheit („Vorgestern Abend“ oder „Gestern Morgen“) und in die jüngste Zukunft nach dem Showdown („Heute Nacht“ oder „2 Wochen später“). Doch das Spiel mit den Perspektiven und den zeitlichen Sprüngen muss der Autor beherrschen, sonst ist das Scheitern vorprogrammiert, wie leider auch im vorliegenden Buch.

Der ständige Wechsel erzeugt mehr Verwirrung als Spannung, auch wenn sich im späteren Verlauf der Geschichte alles aufklärt. Doch dann ist es zu spät um den Leser noch gänzlich zu fesseln. Hier wäre weniger mehr gewesen. Zu den zahlreichen Perspektiven kommen noch die nahezu zwanghaft eingebauten Verwicklungen und Wendungen. Sie sind zu häufig und zu vordergründig aufgebaut, um dann oft nur eine unbedeutende Nebenangelegenheit darzustellen, und langweilen den Leser dadurch mehr, als dass sie Spannung aufbauen. Vor allem die Geschichte rund um die Geschehnisse 2014/2015 ist unnötig ausführlich. Die dazu immer wieder eingestreuten Briefe sind ein Handlungsstrang, der viel preis gibt, aber mit dem geschilderten Ende nicht immer logisch kompatibel ist, und daher auch nur ärgerliche Verwirrung zurück lässt.

„Marta schläft“ ist ein Drama und kein Psychothriller

Über die ersten 297 Seiten des 380 Seiten langen Buches hat das Erzählte nichts von einem Thriller. Es werden Handlungen wiedergegeben, Charaktere eingeführt und langsam auf das zentrale Moment hin gearbeitet, aber von psychologischen Spielchen und damit verbundener Spannung ist nichts zu merken. Die durchweg unsympathischen Personen agieren so vor sich hin, binden den Leser nicht an das Geschehen und handeln teilweise sogar zu Erkenntnissen, die sich im Laufe der Geschichte ergeben, widersprüchlich. Das Erzählte kann man allenfalls als Drama bezeichnen.

Erst nach dieser sehr langen Anlaufphase ist der Psychothriller zu erahnen. Doch was dann kommt ist so unwahrscheinlich, dass der Leser sich nie in die Geschichte fallen lassen kann, sondern als Betrachter außen vor stehen bleibt. Der Schluss selbst ist aufgrund der vorhergehenden Handlungen und Erkenntnisse völlig unglaubwürdig und kommt dann auch noch mehr als schlagartig.

Man könnte fast den Eindruck haben, die Autorin hat sich eine Seitenanzahl als Ziel gesteckt, die nun erreicht war und sie deshalb schnell fertig werden wollte. Auch die finale Wendung, die wohl als Psycho-Kracher zum Schluss konzipiert war, überzeugt nicht. Sie ist schlecht aufgebaut, steht im Widerspruch zu vorher Geschildertem und stößt den Leser dadurch regelrecht vor den Kopf.

Fazit:

„Marta schläft“ ist eine Enttäuschung, der es an Spannung und fesselndem Inhalt fehlt. Eine lange Anlaufphase mit zu vielen Perspektiven steigert sich zu einem kurzen und krampfhaften Höhepunkt, der abrupt in einem unlogischen Ende mündet. Hier macht sich kein Thrill, sondern lediglich Schläfrigkeit breit, und das von der Autorin erhoffte „eindrückliche Leseerlebnis“ bleibt damit leider komplett aus.

Marta schläft

Romy Hausmann, dtv

Marta schläft

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