Bluteiche
- Droemer
- Erschienen: April 2021
- 9
Marie-Sophie Kasten (Übersetzung)
Eine alte Legende bringt den Tod
Thea Lind kommt als neue Bezirksärztin nach Tornaby in Schonen. Ihr Mann David will das neu entstandene Restaurant im Schloss des Ortes zu einem Lokal der Spitzengastronomie machen. Doch schon bald nach der Ankunft erfährt Thea von einer Tragödie: In der Walpurgisnacht 1986 wurde die 16-jährige Elita Svart tot auf einem Opferstein im Sumpf gefunden. Kurz darauf verschwand ihre ganze Familie spurlos. Thea beginnt zu recherchieren und findet bald heraus, dass es Ungereimtheiten in den Ermittlungen gibt und dass alle im Dorf etwas zu verbergen scheinen – auch David, seine Eltern und seine Freunde. Doch auch Thea ist nicht ganz ehrlich und hat ein Geheimnis, das sie hütet …
Einmal mehr Vergangenheit und Gegenwart
Wie schon in den vorhergehenden Krimis, verbindet Anders de la Motte wieder Vergangenheit und Gegenwart. Rückblicke in das Jahr 1986 nehmen den Leser mit zu den Ereignissen rund um den Tod des jungen Mädchens, der in der Gegenwart immer mehr das Interesse von Thea weckt. Dabei baut der Autor langsam, aber stetig die Spannung auf, die schon durch den Prolog angeheizt wird. Leider begibt die sich aber auf eine regelrechte Achterbahnfahrt: Zu viele Wiederholungen, aufgebauschte Nebenschauplätze und auch einige Längen im Plot verhindern, dass man durchgehend gefesselt ist von dem Geschehen. Eine Straffung der Ereignisse hätte zwar nicht für einen mehr als 400 Seiten langen Krimi gereicht, aber vielleicht für einen konstanter spannenden gesorgt.
Das Schloss im Sumpf
Ein Schloss mit ausgedehntem Anwesen ist alleine schon ein ansehnlicher Schauplatz. Wenn dieses sich dann auch noch in einem weiten Sumpf- und Waldgebiet befindet, kann der Leser auf eine gehörige Portion Atmosphäre gefasst sein. Die vermittelt Anders de la Motte dann auch plastisch und dicht und erzeugt damit einen mystischen Hintergrund für die Handlung. Der Opferstein in einem steinzeitlichen Steinkreis und die Legende rund um den Grünen Mann tun dann ihr Übriges, um dem Mord einen magisch-okkulten Hauch zu geben.
Eine Ärztin recherchiert einen Mordfall
Mit Thea Lind ist einmal keine professionelle Ermittlerin am Werk, was die Recherche umso interessanter macht. Ein weiterer Pluspunkt ist Theas gekonnt gezeichneter, komplizierter Charakter. Für „Ärzte ohne Grenzen“ im Syrienkrieg tätig, wurde ihr Krankenhaus bombardiert. Es gab viele Tote und Verwundete, darunter Thea selbst und ihre enge Freundin Margaux. Äußerst glaubhaft schildert de la Motte diese Frau und ihr anhaltendes Trauma. Thea ist nie wirklich in Schweden angekommen und führt eher ein Parallelleben zu ihrem Mann als eine Ehe. Außerdem hat es Dinge in ihrer Vergangenheit gegeben, die sie unbedingt geheim halten will und sie noch immer stark belasten. Ihr Mann David ist nicht minder kompliziert: Oft aufbrausend, sehr impulsiv und stressbedingt enorm nervös, gibt er nicht gerade einen Sympathieträger ab. Auch die Nebenfiguren werden vom Autor mit wenigen Worten gekonnt gezeichnet. Sie sind alle glaubhaft und sorgen dafür, dass der Leser trotz einiger Logikfehler im Plot nie „aus der Geschichte fällt“, sondern sich immer in Tornaby/Schonen wähnt und bis zum Schluss gespannt ist, was denn nun in der Walpurgisnacht 1986 wirklich geschah. Das wird natürlich aufgeklärt. Der Schluss zeigt hochdramatisch, dass der Tod von Elita Einfluss auf jeden im Umkreis von Thea hatte und hat. Mit dem Ende setzt der Autor einen krachenden Schluss hinter mehr als eine Geschichte, denn jetzt wird auch Theas Geheimnis und ihre Vergangenheit offenbar.
Fazit
Der ehemalige Polizist Anders de la Motte hat einmal mehr bewiesen, dass er etwas von der Materie und der Verflechtung von Vergangenheit und Gegenwart versteht. Bluteiche ist ein solider Krimi, der trotz einiger Längen unterhaltsam und kurzweilig ist, sich aber nicht aus der Masse der Kriminalromane abhebt. Lesenswert ist er trotzdem, denn mit einer Ärztin kommt eine ungewöhnliche Ermittlerin zum Zug, die selbst ein komplizierter Charakter ist.
Anders de la Motte, Droemer
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