Das Grab im Moor
- Droemer
- Erschienen: September 2020
- 2
Ute Brammertz (Übersetzung)
Solide Unterhaltung
Die beiden ehemaligen Soldaten hatten sich die ganze Sache clever ausgedacht: Zwei flammneue Motorräder, die im Truppentransport nach dem zweiten Weltkrieg verschoben werden sollen, fallen – wie man so schön sagt – „vom Laster“. Wenn man die Maschinen jetzt ordentlich einpackt und im schottischen Moor vergräbt, kann man irgendwann zwei wunderschöne, gut erhaltene Fahrzeuge freilegen - so weit der Plan. Das Leben schrieb aber einen anderen Text, und so ist es die Enkelin des einen Soldaten, der es letztendlich gelingt, die alte Beute zu finden. Aber offensichtlich ereigneten sich noch andere Dramen um dieses Versteck, liegt doch auf dem Motorrad noch eine gut erhaltene Moorleiche – mit Nike-Turnschuhen.
Zurück in Schottland
Val McDermid lässt ihren fünften Krimi um die Ermittlungen der Kommissarin Karen Pirie ungewöhnlich mit einem simplen Diebstahl beginnen und der Leser, der in der Regel Kapitalverbrechen erwartet, ist ein wenig irritiert - zumal im zweiten Weltkrieg ganz andere Dinge als die hier beschriebenen beiden Motorräder gestohlen wurden. Dennoch: Als die Kriegsbeute erst einmal ausgegraben ist und die Ermittlungen um deren unerwarteten „Wächter“ beginnen, nimmt die Geschichte schnell Fahrt auf, scheint doch eine prominente Stütze der Gesellschaft in dessen Schicksal verwickelt zu sein.
McDermid zeigt nicht nur ruhig und durchdacht die Entwicklungen um diesen und andere Fälle, welche die schottische Polizei hier untersuchen, sondern auch deren Querelen im Büro: Hier gibt es eine Hackordnung, nicht alle können sich leiden, und so ist auch der Bürokleinkrieg, von dem hier berichtet wird, interessant zu lesen. Für Karen Pirie, die wir hier nach dem Tod ihres Lebensgefährten Phil langsam aus der Trauer erwachend erleben, verschärft sich der Konflikt mit ihrer Vorgesetzten, zumal ihr auch noch offensichtlich deren recht forsch auftretender Gefolgsmann ins Nest gesetzt wird. Bei dem ganzen Gestichel nervte mich allerdings ein wenig die alberne Angewohnheit, alles und jeden mit möglichst „originellen“ Spitznamen zu versehen und diese oft und gerne demonstrativ zu verwenden.
Fazit
Das Grab im Moor (übrigens bitte nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Roman von Belinda Bauer aus 2010) ist sicherlich kein atemloser „Pageturner“ oder ein Buch, in dem Ströme von Blut fließen, sondern ein Stück solide, angenehme Leseunterhaltung über ernsthafte Polizeiarbeit - und über Karen Pirie, die versucht, wieder in ihr altes Leben zu gelangen. Es ist ein angenehmes Werk, um langsam in den Winter zu gleiten oder den letzten Schottland-Urlaub ein wenig Revue passieren zu lassen. Vielleicht ist es auch ein neuer Anfang für die Ermittlerin Pirie – aber das wird sicher in einem anderen Buch noch geschildert werden.
Val McDermid, Droemer
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