Oxen - Lupus
- dtv
- Erschienen: Januar 2020
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Friederike Buchinger (Übersetzung)
Die Geschichte des Jägersoldaten geht weiter
Die Geschichte rund um den legendären Jägersoldaten Niels Oxen, der Dänemarks höchste militärische Auszeichnung, das Tapferkeitskreuz, bislang als einziger erhalten hat, schien zu Ende erzählt. Nach „Das erste Opfer“, „Der dunkle Mann“ und „Gefrorene Flammen“ war die Trilogie eigentlich abgeschlossen - und der Danehof endgültig vernichtet. Nur vermeintliche Randfragen blieben unbeantwortet, zum Beispiel, warum Margarethe Franck nach einem Banküberfall ein Bein verloren hat. Jetzt, zwölf Jahre später, wird das Ausmaß der damaligen Geschichte deutlich. Mittendrin einmal mehr: Axel Mossman, ehemaliger Chef des PET, dem polizeilichen Nachrichtendienst.
Womöglich aufgrund des großen Erfolges der Trilogie hat sich Autor Jens Henrik Jensen entschlossen, seinem großen Helden Niels Oxen einen weiteren Roman zu widmen. Man muss kein Hellseher sein um anzunehmen, dass weitere Bände folgen werden. Wie dem auch sei: Wer die Trilogie mit Begeisterung gelesen hat, der findet mit „Oxen – Lupus“ einen weiteren Pflichtkauf; so viel als „Spoiler“ vorab!
Treibt ein weiterer Geheimbund sein Unwesen?
Der Danehof ist vernichtet, doch Axel Mossman hat nicht alle Aufzeichnungen vernichtet. In den Unterlagen eines Danehof-Leiters findet er einen Hinweis auf Harrildholm, einen abgelegenen Bauernhof in Mitteljütland, und auf Lupus, einen geheimnisvollen Schatten, der ihn schon lange begleitet.
Mossman bittet Oxen um einen Gefallen: Er soll nach Harrildholm fahren, um den verschwundenen Besitzer, den 76-jährigen Poul Hansen, zu finden. Statt dem Besitzer findet Oxen etwas völlig Unerwartetes; einen alten Zeitungsartikel, in dem es um jenen Vorfall vor zwölf Jahren geht, bei dem Margarethe Franck ihr rechtes Bein verlor.
„Guten Abend, Soldat. My black knight in shining armour, darf ich reinkommen?“
Oxen will nicht für Mossman arbeiten, doch der Artikel ändert alles. Sollte seine frühere Partnerin bei der Jagd auf den Danehof in Gefahr sein? In der Harrilder Heide wurde zudem kürzlich ein freilebender Wolf von einer Tierkamera aufgenommen. Ein Medienereignis im dänischen Fernsehen.
Der Wolf (Canis lupus) ist ein großer Jäger und Überlebenskünstler, was erklärt, warum Oxen von dieser Tierart begeistert ist. Wenn er schon Hansen nicht finden kann, dann vielleicht nachts einen Wolf beobachten?
„Hmm … Lupus … Also, mal angenommen, dass Lupus wirklich existiert, weiß im Grunde niemand, was er/sie/es tatsächlich auf dem Kerbholz hat, richtig? Es sei denn, man glaubt den Behauptungen eines alten Polizeipräsidenten im Pflegeheim.“
„Genau. Keine Beweise für gar nichts. Nur die beiden Gespräche, in denen es um irgendeine Form von Einmischung von außen ging, die für Gerechtigkeit sorgen sollte. Und dann noch der Zettel und der Betrag von 1 255 000 Kronen.“
„Bei einem PET-Chef …“
Vor drei, vier Wochen wurde an einem nahegelegenen Fluss eine männliche Leiche gefunden, deren Gesicht entstellt ist, was die Identifizierung bislang unmöglich machte. Ob es sich um den verschwundenen Hansen handelt? Der zurückgezogen im Wald lebende Eigenbrötler Tobias beobachtete zudem kürzlich auf einem seiner nächtlichen Ausflüge, wie eine Leiche nahe Harrildholm vergraben wurde. Hansen?
Während Oxen ersten Spuren nachgeht und dem Wolf auflauert, ermitteln zwei Beamte der Kripo Kopenhagen in einem kuriosen Fall. Dem libanesischen Intensiv-Gewalttäter Idris Nassar wurden in dessen Wohnung beide Kniescheiben und die Oberarme zerschossen. Und dann wäre da noch der Dezember 1963, in dem eine Jugendliche auf der Rückkehr von einem Weihnachtsball verschwand und mehrere Tage von ihrem Peiniger festgehalten wurde.
Die Trilogie wird kongenial fortgesetzt
Wer den treibenden Schreibstil der Oxen-Trilogie geliebt hat, der findet hier eine kongeniale Fortsetzung. Oxen bemüht sich, seinem Sohn Magnus näher zu kommen und findet zunächst nicht den richtigen Zugang. Erst zum Abschluss des Plots zeigt sich, dass dieser denkbar einfach ist. Bis dahin laufen die genannten Szenarien (Oxen – Kopenhagen – 1963) abwechselnd durcheinander. Auch zwischen den Protagonisten Oxen, Mossman und Franck wird ab und an gewechselt, so dass das Lesetempo wieder ordentlich hoch ist.
Fazit:
Trotz seiner rund 600 Seiten pflügt man sich schnell durch den Roman. Überraschend wenig Action, dafür wird ausführlich beschrieben, wie sich der Ex-Elitesoldat auf seine Einsätze vorbereitet. Nach diversen Wendungen finden schließlich die Erzählstränge zueinander. Einmal mehr ist es ein Genuss zu sehen, wie der heimliche Star, Axel Mossman, seine Strippen im Hintergrund zieht. Großes Kino.
Jens Henrik Jensen, dtv
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