Der Tausch

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2021
  • 10

- OT: The Flight

- Übersetzung: Gabriele Burkhardt, Astrid Gravert

- TB, 400 Seiten

Der Tausch
Der Tausch
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Birgit Stöckel
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2021

Ein längst nicht so spektakulärer Tausch

Claire Cooks Leben und Ehe sind die reinste Hölle. Ihr Ehemann, ein bekannter und einflussreicher Politiker, erniedrigt und schlägt sie regelmäßig. Ein wasserdichter Plan soll ihr zur Flucht verhelfen. Doch durch einen dummen Zufall wird dieser sabotiert und es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis alles ans Licht kommt.

Eva James ist unverheiratet, doch auch sie ist auf der Flucht - vor ihrem Leben und ihrem illegalen Broterwerb. Als die beiden Frauen am New Yorker Flughafen aufeinandertreffen, scheint es eine perfekte Lösung zu geben: Sie tauschen einfach ihre Tickets ...

Wenig Spannung

Das hört sich zunächst interessant und vielversprechend an, und Clark erhöht anfangs sogar noch das Spannungspotential: Der Flug, den Claire nehmen sollte und für den nun Eva eingecheckt ist, stürzt ab - keine Überlebenden. Allerdings werden bei den Lesenden berechtigte Zweifel geweckt, ob Eva überhaupt an Bord gegangen ist - damit stellt sich die Frage, was mit ihr passiert ist. Doch diese Frage wird dann mehr oder minder vergessen und im letzten Kapitel beantwortet; noch nicht einmal weitere Hinweise werden eingestreut. Von dieser Seite ist daher keine Spannung zu erwarten - und leider auch von so gut wie keiner anderen.

Claire ist jetzt nämlich fein aus dem Schneider: Alle Welt hält sie für tot, ihrem Ehemann fällt überhaupt nicht auf, dass sie geflohen ist, und beim Lesen muss sich niemand Sorgen machen, dass er sie findet. Natürlich wird man nie ihre Leiche entdecken, und natürlich könnte sie von irgendwem erkannt werden - doch bis leise Zweifel an ihrem Tod auftreten, passiert erst einmal nichts. Außer, dass Claire in Selbstmitleid versinkt. Zugegeben, das ist verständlich anhand ihrer Vorgeschichte, nur leider trotzdem kein sonderlich sympathischer Zug. Außerdem wechselt ihre Stimmung von verzweifelt und zu Tode betrübt hin zu himmelhoch jauchzend und optimistisch so schnell und oft, dass es nicht mehr glaubwürdig wirkt und zumindest mir gehörig auf die Nerven ging.

Theoretisch hätte es auch für Spannung sorgen können, dass Claire in Evas Leben stolpert und ihr illegales Tun entdeckt. Doch alles, was an eventuellen Schwierigkeiten auftaucht (egal von welcher Seite), wird rasch, glatt und ohne viel Aufhebens aufgelöst. Spannungsliteratur ist das nicht.

Neben Claire bekommt auch Eva eine eigene Perspektive - allerdings wird ihr Leben in Rückblenden bis zu dem Tickettausch erzählt. Das ist durchaus informativ und gibt der Figur eine Tiefe, an welche die Claires nicht heranreicht. Allerdings kann man sich rasch die wesentlichen Dinge zusammenreimen und die Tatsache, dass Eva es bis zum Zusammentreffen mit Claire schafft, nimmt allen potentiell bedrohlichen Situationen in der Vergangenheit ihren Schrecken - man weiß ja, wie sie ausgehen werden. Viel interessanter wäre es, zu rätseln, ob Eva die Flucht wirklich gelingt. Doch diese Frage möchte Clark ja erst ganz zum Schluss beantworten, also wird die Vergangenheit minutiös aufgerollt. Zum Glück ist Eva eine wirklich interessante Figur - das macht das Lesen trotz aller Längen erträglich und teilweise auch vergnüglich.

Am Schluss nimmt die Geschichte immerhin dann doch noch an Fahrt auf und es werden einige Dinge aus dem Prolog und den ersten Kapiteln geschickt aufgeklärt, die noch unklar waren - Voraussetzung ist allerdings, dass man einen riesigen Zufall akzeptiert, der diese Wendung auslöst.

Fazit

Der Tausch ist ein Roman, der weit hinter den Erwartungen zurückbleibt, die er vorab weckt. Es ist eine eher belanglose Geschichte ohne große Spannung, aus der sehr viel mehr herauszuholen gewesen wäre.

Der Tausch

Julie Clark, Heyne

Der Tausch

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