Das Paulus-Labyrinth
- HarperCollins
- Erschienen: Dezember 2019
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Eine Schnitzeljagd durch das holländische Leiden
Jeroen Windmeijer ist bekannt für seine Historien-Thriller, in denen er biblische und römische Elemente mit der Geschichte der holländischen Stadt Leiden verbindet. Auch sein neuer Thriller „Das Paulus-Labyrinth“ spielt in dieser Örtlichkeit.
Der Historiker Peter de Haan muss innerhalb von 24 Stunden ein Rätsel lösen, sonst stirbt seine gekidnappte Kollegin Judith. Gleichzeitig wird er wegen eines Tötungsdeliktes von der Polizei gesucht. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Robert Langdon lässt grüßen
Das Ganze erinnert doch sehr an die Bestseller von Dan Brown. Wie Robert Langdon muss auch Historiker Peter de Haan eine Schnitzeljagd zur Rettung einer Person hinter sich bringen, während ihm die Uhr und die Polizei im Nacken sitzen. Der Plot ist also alles andere als neu. Aber anders als Brown schafft es Windmeijer nicht, den Leser zu fesseln. Immer wieder werden ellenlange Bibelzitate eingestreut, die den Lesefluss genauso behindern, wie allzu genaue Ortsangaben.
Es ist zwar ein Stadtplan-Auszug vorhanden, doch der befindet sich am Ende des Buches. Das ist nicht sehr hilfreich, entdeckt man ihn doch erst nach der Lektüre, wenn man nicht schon vorher den Schluss liest. Die Schnitzeljagd läuft dann immer nach dem gleichen Muster ab: Hinweis – Bibelzitat - großes Nachdenken, was damit gemeint ist – Geistesblitz – Rennen zum Ort des nächsten Hinweises. Eingestreut in diesen immer gleichen Ablauf sind Rückblicke in das Jahr 1994 und Visionen, die schnell klar machen, das hier eine Geheimgesellschaft kräftig mitmischt.
Die Frage nach dem „Warum?“ bleibt unbeantwortet
Peter de Haan, von dem man eigentlich nur erfährt, dass er Historiker an der Universität ist und einen leichten Bauchansatz hat, mutiert hier zum nicht ermüdenden und doch ziemlich fitten Retter seiner Freundin und Kollegin Judith. Doch warum Judith gekidnappt wurde, und warum dieses ganze Theater mit der Schnitzeljagd überhaupt nötig war, bleibt doch ein Rätsel, denn das erzielte Ergebnis hätte man wesentlich einfacher, logischer und vor allem gesetzeskonformer hinbekommen können.
So ist das vorherrschende Gefühl am Ende der Lektüre im Grunde Ratlosigkeit, gleich gefolgt von Enttäuschung. Das Buch ist alles andere als der angekündigte Thriller. Der monotone Aufbau, die fehlende Logik, die sich häufenden Unwahrscheinlichkeiten und die viel zu langen Zitate lassen die am Anfang aufgebaute Spannung ganz schnell in sich zusammen fallen, und so quält man sich mehr schlecht als recht durch die immerhin mehr als 400 Seiten. Durch die weitgehend fehlende Charakterisierung des Protagonisten und seiner Mitstreiter, einschließlich der bedauernswerten Judith, kommt auch keine Empathie auf. Hier wäre mehr Menschliches und weniger Faktenwissen mehr gewesen und hätte das Erzählte doch sehr aufgelockert.
Fazit:
Man merkt dem Autor seine Begeisterung für Leiden, die Bibel und klassische Geschichte an. Und so ist das Plus dieses Buches nicht Spannung, sondern Denkanstöße bezüglich biblischer Geschichte. Aber, das ist ja eher die Aufgabe eines Sachbuches, und so enttäuscht dieser angebliche Thriller. Langatmigkeit, ein monotoner Plot und nur sehr mäßige Spannung lassen das Ganze zu einem lauen Krimi verkommen, der mehr verspricht als er halten kann.
Jeroen Windmeijer, HarperCollins
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