Der Luzifer-Killer

  • Edition M
  • Erschienen: März 2020
  • 3
Wertung wird geladen
Thomas Gisbertz
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2020

Ein Fall für Zwei

Als ein Junge in einen zugefrorenen Teich einbricht, entdecken die Rettungskräfte unter der Eisschicht einen Kindersarg. Allerdings befindet sich darin keine Leiche, sondern eine Chiffre und ein vergilbtes Zeitungsfoto, auf dem Kriminalhauptkommissarin Klara Frost mit ihrem ehemaligen Studienkollegen Erik Donner zu sehen ist. Während die Kripo über den Sarginhalt rätselt, taucht im Internet ein schreckliches Video auf, das ein altes Verbrechen zeigt.

Mysteriöses Video

Der Täter veröffentlicht nach und nach Teile des sogenannten „Luzifer-Videos“, über dessen Existenz seit Jahrzehnten spekuliert wird. Es soll eine Veranstaltung der teuflischen Sekte „Bund des L“ und deren Anführer Johannes Merten, der eine zwielichtige Rolle als Informant der ehemaligen DDR gespielt haben soll, zeigen. Die sozialistische Regierung deckte im Gegenzug wohl Mertens unheimliches Treiben. Die Veröffentlichung der Aufnahmen markiert den Anfang einer beispiellosen Mordserie, bei der der Täter seinen Opfern zum Schluss ein „L“ in die Stirn ritzt. Um den Killer aufzuhalten, benötigt Frost dringend die Unterstützung von Kriminalhauptkommissar Donner. Dieser ist jedoch wie vom Erdboden verschwunden. Ist er ebenfalls Opfer des Luzifer-Killers geworden?

Zusammenschluss zweier Serien

Polizist und Bestsellerautor in einer Person: Unter dem Pseudonym Elias Haller veröffentlicht ein Hauptkommissar aus Chemnitz seit Jahren erfolgreich Romane. 2015 veröffentlichte er seinen ersten Thriller der Erik-Donner-Reihe „Tod und tiefer Fall“. Es folgten bisher sechs weitere Fälle um den eigenwilligen Kommissar im Amazon Verlag „Edition M“.

Mit Hauptkommissarin Klara Frost erschuf der Autor 2017 eine neue Ermittlerin aus Leipzig. Hiervon sind bislang drei Bände erschienen. Auf Bitten zahlreicher Leser - so Haller im Nachwort - habe er nun seine beiden Lieblingscharaktere in einem Kriminalfall vereint und gleichzeitig einen tieferen Einblick in Frosts Vergangenheit gegeben. Dennoch sollen aber weiterhin beiden eigenständigen Reihen fortgesetzt werden.

„Neues“ Ermittlerduo

Grundsätzlich ist es eine spannende Idee, Hallers Protagonisten in einem gemeinsamen Fall zusammen zu bringen. Frost und Donner ähneln sich in ihrem Verhalten sehr, treten sehr dominant und ichbezogen auf, auch wenn sie aufgrund ihrer Vita grundverschieden sind. Klara Frost, Kriminalhauptkommissarin aus Leipzig, ist durch das Erbe ihrer Adoptiveltern zur zigfachen Millionärin geworden. Auch ihr äußeres Erscheinungsbild mag so gar nicht zu einer Ermittlerin passen: wasserstoffblonde Haare, ihr Körper ist fast vollständig mit Tattoos bedeckt. Innerhalb der Polizeidirektion wird sie deswegen nur die „Exorzistin“ genannt. Ihr Vater, der im Fall des Luzifer-Killers keine unwichtige Rolle spielt, sitzt wegen Dreifachmordes, unter anderem an seiner Frau und Klaras Mutter, im Gefängnis. Frost hat jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen.

Schicksalsschläge musste auch Erik Donner, Hauptkommissar aus Chemnitz, zahlreich einstecken. So sind unter anderem zwei Frauen, mit denen er eine Beziehung hatte, sowie sein Kind jeweils Serienmördern zum Opfer gefallen. Neben den seelischen Narben, die dazu beitragen, dass er sich so unnahbar und rabiat gibt, ist er seit einem Dachsturz auch körperlich entstellt, weswegen er von vielen nur „Kommissar Monster“ genannt wird.

Etwas zu viel des Guten

Hinzu kommt als weiterer Ermittler Sokrates Vogel. Zusammen mit dem unter Mutismus leidenden Albrecht Semmler leitet er das Kommissariat 77 (das es eigentlich gar nicht gibt), welches sich den Cold Cases annimmt. Bereits seit vielen Jahren arbeitet der starrsinnige und selbstgefällige Ermittler, der gesundheitlich stark angeschlagen ist und täglich mit zahlreichen Einschränkungen und Beschwerden zu kämpfen hat, am Fall „Luzifer-Video“.

Auffallend ist, dass kein Ermittler ohne gesundheitliche und/oder psychische Einschränkungen ist und man ihnen eigentlich aus ärztlicher oder psychologischer Sicht dringend die Dienstfähigkeit absprechen müsste. Insgesamt würde man sich gerne - wenn auch nur als Kontrastfigur oder ruhigen Pol der Handlung - einen ganz „normalen“ Ermittler wünschen. Aber natürlich unterhält dieses Sammelsurium an skurrilen Figuren auch, denn langweilig wird es in den Romanen Hallers nie.

Schwacher Beginn, starkes Ende

Die Handlung aber weist besonders zu Beginn deutlichere Schwächen auf, da sie nicht immer logisch durchdacht ist. So ist es zum Beispiel einem sehr großen Zufall zu verdanken, dass Frost und Donner überhaupt einen Hinweis auf den Luzifer-Killer finden. Warum dieser nämlich zu Beginn der Erzählung den Sarg mit dem gemeinsamen Foto der Ermittler am Grunde eines Sees versteckt, der dazu noch zugefroren ist und nur gefunden wird, weil er Junge zufällig im Eis einbricht, ist nicht zu verstehen - oder mir fehlt einfach die Schlauheit eines Verbrechers. Dass ein Zeitungsartikel mit einem Foto von Frost/Donner beiliegt, ist dem Umstand geschuldet, irgendwie die notwendige Verbindung zwischen den beiden herzustellen, damit sie gemeinsam ermitteln können.

Dafür nimmt die Handlung anschließend an Fahrt auf und ist durchweg spannend erzählt, auch wenn die „Unbesiegbarkeit“ besonders von Erik Donner zu dick aufgetragen ist. Das Tempo, welches Haller anschlägt, ist aber sehr hoch. Am Ende wartet auf den Leser dazu noch eine große Überraschung. Ein Clou, der dem Autor wirklich gelungen ist.

Fazit: 

Elias Haller hat sich als Krimi-Autor mittlerweile etabliert. Vielleicht sind seine Romane nicht die allerhöchste Kunst der Thriller-Literatur und haben ihre inhaltlichen Schwächen, aber zumindest „Der Luzifer-Killer“ unterhält bestens. Prima Popcorn-Kino im Leseformat. Man darf den Inhalt und die Figurendarstellung nicht immer ernst nehmen, dafür liefert Haller Action und Spannung mit einem insgesamt gelungenen Plot.

Der Luzifer-Killer

Elias Haller, Edition M

Der Luzifer-Killer

Ähnliche Bücher:

Deine Meinung zu »Der Luzifer-Killer«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren