Ein ungewöhnlicher Thriller, der es in sich hat
Was haben ein Mitarbeiter einer Beraterfirma für Entwicklungsländer, ein „Regenmacher“ und ein Fondsmanager gemeinsam? Sie alle sind tot und wurden kurz vor ihrem gewaltsamen Ableben mit dem Zeichen Kinich Ahau des Jaguargottes gebrandmarkt. Doch warum? Was verbindet diese drei Menschen und vor allem: Wer hat die Taten begangen? Diese Fragen bilden den Grundstock für Max Bronskis neuen Roman Jaguar, und die Beantwortung derselben entwickelt sich zu einer spannenden Irrfahrt über die halbe Welt - mit einigen überraschenden Wendungen ...
Eine Vielzahl an Themen und Personen mit kontinuierlich steigendem Spannungsbogen
Einen klassischen Ermittler, der die Morde aufklären und die Hintergründe aufdecken möchte, sucht man hier vergebens. Zwar schaltet sich das FBI ein und es gibt auch noch den geheimnisvollen Charlie, der den Mörder jagt und von dem man lange nicht weiß, für wen er eigentlich arbeitet, doch spielen beide nur eine sehr untergeordnete Rolle. Stattdessen erzählt Bronski kurz gesagt die Geschichte der Morde, ihrer Hintergründe und die ihres Täters - und das auf sehr geschickte Art und Weise. Wer hier allerdings eine furiose Jagd mit atemloser Spannung erwartet, ist fehl am Platze. Der Spannungsbogen entwickelt sich subtil, aber kontinuierlich. Die ersten 140 Seiten sind hauptsächlich den drei Morden gewidmet und hierbei nimmt sich der Autor die Zeit, jedes Opfer gründlich einzuführen. Doch sind bereits diese Kapitel ungemein interessant zu lesen: Es geht um die Vergabe von Entwicklungshilfen, um die Lebensenergie Orgon und die Privatisierung von Wasser. Diese Themen vertieft Bronski jedoch nicht bis ins kleinste, sodass diejenigen der Lesenden, die keine entsprechenden Grundkenntnisse haben, dazu animiert werden, sich anderweitig einen Überblick zu verschaffen.
Mitdenken ist angesagt
Die Suche nach der Ursache der Morde führt schließlich in die Vergangenheit und unter anderem auch nach El Salvador, zu den dortigen politischen Verhältnissen und interessanten Einblicken in das, was die USA so im Ausland trieben, als sie offiziell dort eben nichts zu treiben hatten. Auch hier gilt: Wer keine Grundkenntnisse in der Materie hat, sollte sich in einem Nachschlagewerk seiner Wahl einen Überblick verschaffen; damit werden die Hintergründe nämlich klarer. Bronski macht es seinen Lesern nicht immer leicht, da er nichts auf dem Silbertablett serviert und eigene Denkarbeit fordert. Dies wird bis zum Schluss, der eine interessante Wendung beinhaltet, durchgehalten. Ebenso verlangt die nicht-chronologische Erzählweise mit vielen Rückblenden die Aufmerksamkeit der Lesenden, damit die einzelnen Puzzleteilchen auch an ihren richtigen Platz fallen. Das aber macht das Buch so interessant und hebt es wohltuend aus der Masse der Thriller heraus. Dabei schafft es Bronski, die Vielzahlen Themen, die er aufgreift, so gekonnt zu verweben, dass alles letztlich einen Sinn ergibt. Lediglich die Geschichte um den FBI-Agenten Greg, seine Liebe und seine finanziellen Bemühungen hätte es nicht gebraucht und am Ende fragt man sich, was einem der Autor denn mit dieser Nebenhandlung hatte sagen wollen.
Fazit
Jaguar ist spannend, tiefgründig und fesselnd. Eine Vielzahl von Themen wird gekonnt verknüpft, ohne dass jemals der Faden verloren geht. Die Geschichte fordert viel Aufmerksamkeit von den Lesenden, belohnt aber mit einem rundum gelungenen Thriller.
Max Bronski, Droemer
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