Forsberg und das verschwundene Mädchen
- Droemer
- Erschienen: Februar 2021
- 1
- TB, 400 Seiten
- Bd. 1 [Die Frederik-Forsberg-Reihe]
Ein neuer Kommissar erscheint am schwedischen Krimi-Himmel
Ben Tomasson ist als Co-Autor von Daniel Holbe, aber vor allem durch seine Kari-Blom-Krimis bekannt. Jetzt hat er mit Frederik Forsberg einen neuen Kommissar ins Rennen geschickt, der in der Göteborger Reichspolizei eine Ermittlergruppe formieren und gleichzeitig das Verschwinden eines 12-jährigen Mädchens auf der Schäreninsel Kalvsund untersuchen muss. Als würde das nicht schon genügen, ist auch noch ein Sexualstraftäter von seinem Freigang nicht zurückgekehrt und angeblich ausgerechnet auf Kalvsund gesehen worden ...
Eine idyllische Insel und viele Geheimnisse
Tomasson siedelt seinen ersten Krimi rund um Forsberg in den Schären vor Göteborg an. Kalvsund ist eine idyllische kleine Insel, mit wilder Natur, typischen schwedischen Holzhäusern mit Bootsstegen und einem kleinen Hafen. Jetzt, zu Mittsommer, steht dort eine bunt geschmückte Stange, die Bewohner von Kalvsund tragen ihre Tracht und freuen sich auf einen schönen Tag. Doch daraus wird nichts - denn Lisbet Larsson ist verschwunden und der Verdacht liegt nahe, dass der entkommene Sexualstraftäter Kroon etwas damit zu tun hat. Auf der kleinen Insel kennt jeder jeden, und so sind auch alle betroffen und in die Suche involviert. Doch diese Nähe birgt auch Schwierigkeiten, denn Probleme in den Familien werden möglichst geheim gehalten - so auch bei den Larssons. Hier hat jeder ein Geheimnis. Tomasson schafft es eindrücklich, diese angespannte Atmosphäre zu vermitteln und erzeugt damit eine Spannung, die sich immer auf gutem Niveau bewegt, aber manchmal etwas an Längen in der Erzählung und zu vielen Wiederholungen krankt. Doch bevor Langeweile beim Leser einsetzt, bringt eine gut platzierte Wendung wieder neuen Schwung ins Geschehen. Am Ende holt Tomasson dann noch einmal so richtig aus und serviert einen psychologisch tiefgründigen Schluss, der zwar den Krimi gebührend abschließt, durch den aber einige vorhergehende Aussagen unlogisch werden und der dadurch etwas konstruiert erscheint.
Der Krimi lebt von seinen Figuren
Neben dem Setting lebt der Krimi vor allem von einer gelungene Figurenzeichnung: Kommissar Forsberg ist ein bedächtiger und ruhiger Charakter, der selbst so einige Geheimnisse hat, die sein Leben nicht ganz unproblematisch machen. Sein Team leitet er mit sanfter, aber sicherer Hand und weiß intuitiv, wie jeder tickt - und das tun sie auf sehr unterschiedliche Art. Dass jeder seiner neuen Mitarbeiter eine Vorgeschichte hat, ist schnell klar, doch erst im Laufe der Ermittlungen werden diese erzählt. Geheimnisse beherrschen ebenso die Familie Larsson; auch sie kommen erst nach und nach ans Licht. Hier hat der Autor ebenfalls plausible Figuren geschaffen, die in ihrer Charakterisierung sehr glaubwürdig sind: die überforderte und vom Leben enttäuschte Mutter Hjördis; der willensschwache Vater Petter; die pubertierende Tochter Lisbet; und dann noch die Großmutter - pflegebedürftig und mit jeder Faser bösartig. Der Leser wird hineingezogen in eine Geschichte, die zwar durch Lisbets Verschwinden angestoßen wird, aber viel tiefere Abgründe bereithält, die durch eingestreute Passagen rund um ein tot geborenes Baby angedeutet werden. Dass dann auch noch der Sexualstraftäter Carl Kroon abgängig ist und gefunden werden muss, bringt ein zusätzliches Thema in den Krimi. Dabei werden die Probleme der Straftäter mit ihrer Pädophilie genauso gezeigt, wie auch die der Psychiater, sie richtig einzuschätzen und zu therapieren.
Fazit
Forsberg und das verschwundene Mädchen ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimiserie. Ben Tomasson entführt den Leser in menschliche Abgründe, die zwar durchweg spannend, aber nicht immer logisch aufbereitet sind. Natürlich wird der Fall gelöst - doch es bleiben genügend offene Handlungsstränge rund um Frederik Forsberg und sein Team, sodass man gespannt sein kann, wie es weiter gehen wird.
Ben Kryst Tomasson, Droemer
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