Schmutzige Seelen
- Edition M
- Erschienen: August 2019
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Schnöseliger Ermittler auf Mörderjagd in der fränkischen Provinz
Brutale Morde in der fränkischen Provinz - hartes Brot für Oberkommissarin Eva Lange und ihr Team. Der erste perfide Mord wird schon auf dem Buchumschlag geschildert, und für die mit solchen Fällen eher unerfahrene Polizei der Inspektion Parsberg beginnt ein wahrer Alptraum. Zu allem Übel ist es auch noch ein Kollege, der seiner bewaffneten Tochter gegenübersteht - und einer von beiden soll den anderen töten. Eva und die anderen Beamten versuchen noch einzugreifen, aber das Ultimatum des Killers läuft ab - und das junge Mädchen wird brutal getötet.
Der vor kurzem aus dem Gefängnis entlassene Pädophile Paul Janik gerät ins Visier der Ermittler. Weil er mit seiner Familie zufällig in der Gegend Urlaub macht, soll der erfahrene Sonderermittler Ruben Hattinger auf Wunsch seiner Vorgesetzten bei der Bundespolizei mit dem Verdächtigen reden, um mögliche Erkenntnisse über die pädophile Szene zu gewinnen. Aus vermeintlich einem Gespräch wird - wenig überraschend - eine intensive Beteiligung an den verwickelten und schwierigen Ermittlungen. Sehr zum Unwillen von Hattingers Frau und Tochter, aber auch Eva Lange und ihre Kollegen sind zunächst wenig begeistert, dass plötzlich ein Sonderermittler der Bundespolizei seine Nase in “ihren” Fall steckt. So ist es offenbar jedes Mal, und nicht nur in Deutschland, wenn übergeordnete Polizeidienststellen in der Provinz mitmischen - warum auch immer.
Große Themen werden im Roman angerissen
Während er bei meinen Rezensenten-Kollegen nicht so gut ankam, hat Mark Franley für seine bisherigen Thriller auf Amazon, wo seine Bücher verlegt werden, durchweg gute Kritiken bekommen - im Durchschnitt stets vier Sterne oder mehr. “Schmutzige Seelen” dürfte sich da nahtlos einreihen, denn der Autor liefert hier solide und spannungsreiche Krimi-Kost ab.
Immerhin hat Mark Franley einige große Themen in seine Geschichte gepackt. Nazi-Vergangenheit, religiöser Wahn, Pädophilie sind dabei die Stichworte. Im Interview mit der Krimi-Couch subsumiert der Autor das alles unter dem Romantitel “Schmutzige Seelen”. Es brauche nicht viele Menschen, um auf viel Schmutz zu stoßen, so seine Begründung.
Und diese bösen Menschen haben es dann wahrlich in sich. Sie kommen, wie so oft, in der Maske des Biedermannes - oder der Biederfrau - daher. Und erst nachträglich entpuppen sie sich als durchgeknallt, ohne Skrupel, auf den eigenen Vorteil bedacht.
Hier werden so einige Klischees bedient, was allerdings den Unterhaltungswert des Buches in meinen Augen keinesfalls schmälert. Sicherlich wünscht man sich als Krimi-Leser zuweilen etwas mehr Originalität, aber wenn es der Geschichte und dem flüssigen Fortgang der Handlung dient, darf es nach meiner Auffassung auch mal etwas aus dem Setzkasten des Dozenten für kreatives Schreiben sein. So viel dichterische Freiheit muss der Autor haben, wenn er damit das Ziel, den Leser zu unterhalten, auch wirklich erreicht.
Exzentrisch oder schnöselig - alles eine Frage der Betrachtung
Ruben Hattinger ist der Namensgeber dieser Krimi-Reihe, und auch die unangefochtene Hauptperson. Eva Lange darf zuweilen als Stichwortgeberin agieren, Kriminaltechniker Schober spielt ebenfalls eine kleine Rolle, aber der Bundespolizist ist der Chef im Ring. Auf dem Buchrücken wird Ruben Hattinger als exzentrischer Sonderermittler bezeichnet - das kann natürlich vieles bedeuten.
Der Autor sagt, die Exzentrik bestehe darin, dass der Ermittler aus der Norm fallen muss, um die richtigen Fragen zu stellen. Das stimmt in jedem Fall, Ruben Hattinger ist hier im Team der Schlauberger, der mit seinen cleveren Fragen die Recherchen voranbringt - und damit irgendwann auch die Kollegen auftaut, die ihre Vorbehalte gegenüber seiner Mitarbeit dann fallen lassen.
Tatsächlich ist Hattinger ein unangepasster Mensch, wie Mark Franley es nennt, und schert sich nicht darum, was seine Umgebung über ihn denkt. Man könnte aber auch von einer gewissen Schnöseligkeit sprechen. Er ist von sich sehr eingenommen, belehrt andere Menschen gerne, arbeitet mit Herrschaftswissen. Am Ende ist das alles eine Frage der Betrachtungsweise. Insgesamt präsentiert der Autor hier ein stimmiges Ermittlerteam, dem man bei der Arbeit gerne zuschaut.
Fazit:
Mark Franley präsentiert mit seiner neuen Reihe um Ruben Hattinger solide und kurzweilige Krimikost. Ob man den Sonderermittler nun als Exzentriker oder Schnösel betrachtet, ist dabei höchst subjektiv, und im Grunde auch nur eine Nuance. Für einen Krimi in der Provinz hat das Ganze noch einiges an Potenzial, der Leser darf also auf die nächste Hattinger-Folge gespannt sein.
Mark Franley, Edition M
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