Die Ameisenfrau

  • Benevento
  • Erschienen: September 2019
  • 3
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Carola Krauße-Reim
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2020

Sind Menschen nur große Krabbeltiere?

Lena Bondroit ist Ameisenforscherin. Als ein Journalist sie auf ihre Forschung anspricht und kurz darauf ermordet wird, gerät sie in einen Strudel rund um eine staatlich gelenkte Geheimorganisation, die Manipulation der Menschheit im großen Stil betreiben soll.

Das Spiel mit der Angst ist nicht geglückt

In der Ankündigung des Buches wurde die Angst der Menschen vor allem Möglichen als Aufhänger benutzt. Das klang doch sehr interessant, vor allem in Verbindung mit der Schwarmintelligenz der Ameisen, denn die brauchte es, um Lena Bondroit auf den Plan zu rufen. Leider dienten die kleinen Krabbeltierchen nur als Appetizer, denn was folgte war eine langatmige Geschichte, die teilweise nur noch wirr war.

Was ist z. B. der Zweck eines Vereins der sich für modernes Nomadentum einsetzt? Von der weltumfassenden Angst war kaum noch die Rede. Dafür von unausgegorenen Verschwörungstheorien, wie man sie in Billigproduktionen privater Fernsehsender finden kann. Und so musste der dauerbedrohte Protagonist auch gleich in ein heruntergekommenes Stundenhotel mit dubiosem Besitzer umziehen, sich natürlich die Hilfe einer Prostituierten sichern und sich in einem Kneipen-Hinterzimmer verstecken, das nur durch einen verschobenen Zigarettenautomaten in gebückter Haltung zu betreten ist. Dem Leser wird schon einiges zugemutet. Doch wie die Verbreitung von Angst zur Manipulation großer Massen bewerkstelligt werden soll, bleibt weitgehend im Dunkeln.

Spannung endet nach wenigen Seiten

Die Einführung von Lena Bondroit als Ameisenforscherin, die mit den Tücken des universitären Forschungsbetriebes kämpfen muss, ist dem Autor durchaus gelungen. Der Leser kann ihre beruflichen Zukunftsängste und privaten Schwierigkeiten durchaus nachvollziehen. Dass ihre Forschung in Verbindung mit einer Verschwörungstheorie gebracht wird, macht die Sache wirklich spannend, vor allem, wenn gleich zu Beginn der Geschichte ein Mord passiert. Doch ab da geht es abwärts mit dem Thrill.

Lena verliebt sich natürlich in einen scheinbar sehr sympathischen Mann, der aber für den Leser so offensichtlich ganz andere Motive hat; sie gerät immer weiter in den nicht zu durchschauenden Sumpf von Vermutungen und geheimnisvollen Vorfällen, die ziemlich vorhersehbar daher kommen und so gar keine Spannung mehr erzeugen. Victor, der männliche Protagonist, ist ein wandelndes Klischee und handelt auch wie ein solches.

Da hilft es auch nicht, wenn zur theoretischen Haltung der Spannung die kurzen Kapitel zeitlich eng getaktet sind, denn das Interesse ist nach einigen Seiten Lesegenuss schon längst erlahmt. Der Schluss ist dann so banal, dass er keinen mehr vom Sessel reißt, aber das passende Ende für eine ziemlich konfuse, schnell ermüdende und vorhersehbare Geschichte ist.

Fazit:

Ich habe einiges über Ameisen gelernt. Das ist durchaus etwas Positives, aber leider nicht das Ziel eines Thrillers. „Die Ameisenfrau“ ist nur etwas für eingefleischte Verschwörungstheoretiker, die sich auch von einer ziemlich banal-vorhersehbaren Geschichte nicht langweilen lassen. Alle anderen sollten nicht auf die Ankündigung von „geballte Ladung Spannung, Naturwissenschaft und Gesellschaftskritik“ hereinfallen.

Die Ameisenfrau

Thomas Kiehl, Benevento

Die Ameisenfrau

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