Zeit der Mörder
- Heyne
- Erschienen: November 2019
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Ulf Torreck hat unter dem Pseudonym David Gray bereits mehrere Kriminalromane und Thriller veröffentlicht. Nach eigenen Angaben recherchierte er für „Zeit der Mörder“ mehrere Jahre und befasste sich ausgiebig mit „den dunklen Seiten des Menschen“.
Oktober 1947 in Irland: Der Maler Claas Straatmann erschießt einen Unbekannten vor seinem Haus. Was wie Notwehr aussieht, ist das Ende einer Geschichte, die zurückführt in eine dunkle Zeit, als ein Serienkiller sein Unwesen trieb.
Gutes Hintergrundwissen bedeutet nicht gleich gutes Buch
„Zeit der Mörder“ spielt während des zweiten Weltkrieges in Paris. Die Wehrmacht hat die Stadt besetzt, SS und Gestapo haben das Sagen, aber es gibt auch den Widerstand durch die Résistance. Um einen authentische Geschichte in dieser ereignisreichen Zeit spielen zu lassen, bedarf es sehr genauer Recherchen. Diese scheint Torreck wirklich umfangreich betrieben zu haben, denn er weiß die Lage in Paris sowohl aus deutscher, als auch aus französischer Sicht sehr gut zu schildern. Auch für den Serienmörder im Buch bediente sich Torreck bei einem realen Vorbild.
Doch was nützt das beste Hintergrundwissen, wenn es langweilig inszeniert wird. Nach einer sehr langen Eingangsphase, in der lediglich der Protagonist und seine Mitstreiter eingeführt werden, passiert erst einmal nichts. Alles plätschert so vor sich hin. Die Spannung bewegt sich immer auf gleichbleibend niedrigem Niveau. So mancher Leser wird hier schon beschließen, das Buch ad acta zu legen. Am Ende befindet sich der tapfere Leser wieder in der Polizeistation des kleinen irischen Städtchen Ennis, und es ergibt sich das, was er schon lange geahnt hat. Der vorhersehbare Schluss beendet die sehr ausgedehnte Geschichte und wirft lediglich die Frage auf, ob ein Mord an einem Mörder gerechtfertigt sein kann.
Das hätte auch anders sein können, denn Potential hat die Geschichte.
Ein Alkoholiker und ein französischer Polizist jagen einen Serienkiller
Obersturmbannführer Carl von Maug ist ein Schreibtischhengst mit undefiniertem Aufgabengebiet. Er ist zwar bei der SS, weiß von der Judenverfolgung in Deutschland und Frankreich, aber dennoch ist er nicht von der Nazi-Ideologie überzeugt. Seinen Frust ertränkt er im Alkohol. Champagner und Cognac müssen es sein, wenn er vergessen will, und Bier, wenn er „nüchtern“ sein und funktionieren muss. Das von Maug Alkoholiker ist, hat wohl jeder Leser nach der dritten Erwähnung von literweise Schampus und Schnaps verstanden. Der immer blaue von Maug wird aus seiner Lethargie gerüttelt, als er mit den Morden an gleich mehreren Menschen konfrontiert wird.
Zusammen mit dem französischen Sûreté-Commissaire Bruno Perreau jagt er einen Killer, dessen Opfer perfiderweise untergetauchte Juden sind, und deren Körperteile zu Nazisymbolen angeordnet wurden. Ausgerechnet beim Anblick der Tatortfotos gesteht der Autor dem ansonsten gleichgültigen Betrunkenen Gefühlsregungen zu. Die Vorstellung, was auf diesen Fotos zu sehen ist, kann eigentlich nur Abscheu und Fassungslosigkeit hervorrufen.
Aber, in diesen Zeiten? Bei einem SS-Obersturmbannführer, der von den Greueltaten der Nazis weiß und der den Krieg kennt? Dieses Entsetzen und die daraus resultierenden Handlungen sind mir dann doch etwas zu unwahrscheinlich und lassen die Geschichte ins Unglaubwürdige abdriften. Dass dann auch noch Mitglieder des irischen Widerstandes bemüht werden setzt dem Ganzen die Krone auf. Dazu kommt, dass von Maug wenigstens als zur Trägheit neigender Alkoholiker beschrieben wurde, Perreau aber sehr farblos bleibt. Zwar erfährt man einiges über ihn, dennoch, zu einem ausgereiften Charakter reichen diese Informationen trotzdem nicht.
Fazit:
Der Verlag tat gut daran, das Buch auf dem Cover als Roman zu deklarieren, denn für einen „historischen Thriller“, wie im Klappentext angekündigt, reicht zwar der gut recherchierte Hintergrund, aber die fast nicht vorhandene Spannung straft diese Bezeichnung Lügen. Ein Muss ist dieses Buch also nicht. Aber man kann es als Anregung sehen einmal mehr über die Zeit der Besetzung Frankreichs und den Verbleib der hochrangigen Nazis nach dem Krieg nachzudenken. Nur – das ist eigentlich nicht Sinn und Zweck eines Romans oder Thrillers.
Gut recherchierte, aber langweilige Geschichte
Ulf Torreck hat unter dem Pseudonym David Gray bereits mehrere Kriminalromane und Thriller veröffentlicht. Nach eigenen Angaben recherchierte er für „Zeit der Mörder“ mehrere Jahre und befasste sich ausgiebig mit „den dunklen Seiten des Menschen“.
Oktober 1947 in Irland: Der Maler Claas Straatmann erschießt einen Unbekannten vor seinem Haus. Was wie Notwehr aussieht, ist das Ende einer Geschichte, die zurückführt in eine dunkle Zeit, als ein Serienkiller sein Unwesen trieb.
Gutes Hintergrundwissen bedeutet nicht gleich gutes Buch
„Zeit der Mörder“ spielt während des zweiten Weltkrieges in Paris. Die Wehrmacht hat die Stadt besetzt, SS und Gestapo haben das Sagen, aber es gibt auch den Widerstand durch die Résistance. Um einen authentische Geschichte in dieser ereignisreichen Zeit spielen zu lassen, bedarf es sehr genauer Recherchen. Diese scheint Torreck wirklich umfangreich betrieben zu haben, denn er weiß die Lage in Paris sowohl aus deutscher, als auch aus französischer Sicht sehr gut zu schildern. Auch für den Serienmörder im Buch bediente sich Torreck bei einem realen Vorbild.
Doch was nützt das beste Hintergrundwissen, wenn es langweilig inszeniert wird. Nach einer sehr langen Eingangsphase, in der lediglich der Protagonist und seine Mitstreiter eingeführt werden, passiert erst einmal nichts. Alles plätschert so vor sich hin. Die Spannung bewegt sich immer auf gleichbleibend niedrigem Niveau. So mancher Leser wird hier schon beschließen, das Buch ad acta zu legen. Am Ende befindet sich der tapfere Leser wieder in der Polizeistation des kleinen irischen Städtchen Ennis, und es ergibt sich das, was er schon lange geahnt hat. Der vorhersehbare Schluss beendet die sehr ausgedehnte Geschichte und wirft lediglich die Frage auf, ob ein Mord an einem Mörder gerechtfertigt sein kann.
Das hätte auch anders sein können, denn Potential hat die Geschichte.
Ein Alkoholiker und ein französischer Polizist jagen einen Serienkiller
Obersturmbannführer Carl von Maug ist ein Schreibtischhengst mit undefiniertem Aufgabengebiet. Er ist zwar bei der SS, weiß von der Judenverfolgung in Deutschland und Frankreich, aber dennoch ist er nicht von der Nazi-Ideologie überzeugt. Seinen Frust ertränkt er im Alkohol. Champagner und Cognac müssen es sein, wenn er vergessen will, und Bier, wenn er „nüchtern“ sein und funktionieren muss. Das von Maug Alkoholiker ist, hat wohl jeder Leser nach der dritten Erwähnung von literweise Schampus und Schnaps verstanden. Der immer blaue von Maug wird aus seiner Lethargie gerüttelt, als er mit den Morden an gleich mehreren Menschen konfrontiert wird.
Zusammen mit dem französischen Sûreté-Commissaire Bruno Perreau jagt er einen Killer, dessen Opfer perfiderweise untergetauchte Juden sind, und deren Körperteile zu Nazisymbolen angeordnet wurden. Ausgerechnet beim Anblick der Tatortfotos gesteht der Autor dem ansonsten gleichgültigen Betrunkenen Gefühlsregungen zu. Die Vorstellung, was auf diesen Fotos zu sehen ist, kann eigentlich nur Abscheu und Fassungslosigkeit hervorrufen.
Aber, in diesen Zeiten? Bei einem SS-Obersturmbannführer, der von den Greueltaten der Nazis weiß und der den Krieg kennt? Dieses Entsetzen und die daraus resultierenden Handlungen sind mir dann doch etwas zu unwahrscheinlich und lassen die Geschichte ins Unglaubwürdige abdriften. Dass dann auch noch Mitglieder des irischen Widerstandes bemüht werden setzt dem Ganzen die Krone auf. Dazu kommt, dass von Maug wenigstens als zur Trägheit neigender Alkoholiker beschrieben wurde, Perreau aber sehr farblos bleibt. Zwar erfährt man einiges über ihn, dennoch, zu einem ausgereiften Charakter reichen diese Informationen trotzdem nicht.
Fazit:
Der Verlag tat gut daran, das Buch auf dem Cover als Roman zu deklarieren, denn für einen „historischen Thriller“, wie im Klappentext angekündigt, reicht zwar der gut recherchierte Hintergrund, aber die fast nicht vorhandene Spannung straft diese Bezeichnung Lügen. Ein Muss ist dieses Buch also nicht. Aber man kann es als Anregung sehen einmal mehr über die Zeit der Besetzung Frankreichs und den Verbleib der hochrangigen Nazis nach dem Krieg nachzudenken. Nur – das ist eigentlich nicht Sinn und Zweck eines Romans oder Thrillers.
Ulf Torreck, Heyne
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