Private Probleme überschatten den Fall
Cilla und Rolf Börjlind sind nicht nur Schwedens wohl bekannteste Drehbuchautoren, sie sind auch fleißige Krimischreiber. „Wundbrand“ ist mittlerweile der fünfte Roman rund um das Ermittlerduo Olivia Rönning und Tom Stilton.
Während Olivia im tief verschneiten Stockholm ein Attentat mit einer Autobombe aufklären muss, wird Tom in Thailand auf die gefahrvolle Suche nach einem dubiosen Mann geschickt. Gekonnt entführen die Autoren den Leser sowohl ins eiskalte Schweden, als auch ins feuchtheiße Thailand. Der Leser bibbert mit Olivia an der Bushaltestelle und schwitzt mit Tom im regennassen Dschungel.
Olivia, Tom & Co sollten keine Unbekannten sein
Es ist nicht unbedingt nötig, die vier Vorgänger von „Wundbrand“ gelesen zu haben, um jetzt neu in die Geschichte einzusteigen, aber es würde den Zugang zu den Protagonisten schon deutlich erleichtern. Es findet keine Einführung zu den Personen statt, die ein Bild vor dem Auge des Lesers entstehen lassen würde.
Zudem wird recht oft auf Vorkommnisse aus der Vergangenheit angespielt, die naturgemäß dem Neueinsteiger unbekannt ist, die er sich zwar Stück für Stück zusammensetzen kann aber, dennoch würde es das Lesen vereinfachen und auch den Lesegenuss erhöhen, wenn Olivia, Tom und ihr komplexes Umfeld vor dem Beginn der Lektüre nicht unbekannt wären.
Spannend, aber ein bisschen weit hergeholt
Der Anfang des Krimis ist, im wahrsten Sinne des Wortes, krachend. Ein Sprengstoff-Attentat in der schwedischen Hauptstadt Stockholm hält die Polizei in Atem. Gleichzeitig versucht Ex-Polizist Stilton in Thailand, wieder zu sich selbst zu finden. Diese beiden Handlungsstränge sind ein prickelnder Einstieg, der Hoffnung auf immerhin gut 520 Seiten Spannung macht.
Doch daraus wird leider nichts. Schnell dominieren die schwerwiegenden privaten Probleme von Olivia und Tom, die ja auch ganz interessant sind, aber zu sehr die Luft aus der Geschichte lassen. Der eigentliche Fall gerät dadurch ziemlich in den Hintergrund.
Erst zum Schluss wird noch einmal gehörig Fahrt aufgenommen, und die Handlung gipfelt schließlich in einer Auflösung, die ich so nicht vorhergesehen habe. Leider krankt die Handlung durch an der eindimensionalen Fokussierung auf das Thema Missbrauch. Jeder Aspekt der Geschichte ist damit durchdrungen und weicht sie dadurch in meinen Augen gehörig auf. Ein punktueller Einsatz dieses doch sehr emotional befrachteten Themas hätte sie plausibler gemacht.
Fazit:
„Wundbrand“ ist ein durchaus spannendes Buch, wobei der Leser auch mit ausgedehnten langatmigen Passagen zurecht kommen muss. Zudem krankt das Geschehen manchmal zu sehr an Unwahrscheinlichkeiten, die Geschichte wird so gebogen, dass sie am Ende gut passt. Dennoch ist man nie versucht, das Buch vorzeitig abzubrechen oder mal schnell den Schluss zu lesen, damit das Leiden ein Ende hat. Wer dann auch noch die Vorgänger dieses fünften Bandes über Olivia und Tom gelesen hat, wird voll auf seine Kosten kommen.
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