Wenn die Hoffnung stirbt

  • Edition M
  • Erschienen: Juli 2019
  • 1

Übersetzung: Claudia Hahn

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Carola Krauße-Reim
50°1001

Krimi-Couch Rezension vonSep 2019

Schwache Geschichte mit wenig Spannung

Mit „Wenn die Hoffnung stirbt“ beendet Rachel Caine die Stillhouse-Lake-Trilogie. In den ersten beiden Bänden wurde die Geschichte rund um den Serienkiller Melvin Royal und seine Frau Gina erzählt. Nun steht Gina, die sich jetzt Gwen Proctor nennt, im Vordergrund. Zusammen mit ihren Kindern Lanny und Connor und ihrem Partner Sam lebt sie zurückgezogen am Stillhouse Lake. Doch sie hat viele Feinde, die ihr nicht abnehmen, nichts von den Gräueltaten ihres Ex-Mannes gewusst zu haben und ihr sogar Mittäterschaft vorwerfen.

Sie ist aber auch Ansprechpartnerin für Hilfe suchende Angehörige von anderen Straftätern. In dieser Funktion erhält sie den Anruf einer verzweifelten Frau aus Wolfhunter. Wenig später ist diese Frau tot und ihre Tochter der Tat verdächtig. Gwen will wissen, was in Wolfhunter passiert ist und begibt sich und ihre Familie damit in große Gefahr.

Die Spannung verpufft nach dem Prolog

Im Prolog wird geschildert, wie ein kleines Mädchen aus ihrer Schule entführt wird. Eine vollendete Tat zu Beginn einer Geschichte baut immer Spannung auf. Ein gelungener Thriller hält diese Spannung und legt noch mal eine Schippe drauf. Das ist hier nicht so. Die Handlung dreht sich im Kreis. Ständig werden die Probleme und Bedrohungen, denen Gwen und ihre Familie ausgesetzt waren und immer noch sind, wiederholt und manchmal auf drastische Weise verdeutlicht. Da hilft es auch nicht, dass jedes Kapitel aus der Sicht eines Protagonisten geschildert wird.

Die Anpassung der Sprache an das Alter des Erzählers fehlt völlig , die Probleme bleiben dieselben und werden in einer Endlosschleife herunter gebetet. Wie kann es sein, dass eine (auch per Gerichtsurteil festgestellt) unschuldige Frau einem scheinbar allumfassenden und allgegenwärtigen Hass ausgesetzt ist, der sogar ihre Familie in Sippenhaft nimmt und sie zu mehrmaligen Wohnungswechseln und ständiger Wachsamkeit, natürlich mit ebenso ständiger Waffenbereitschaft zwingt? Das scheint mir doch, selbst für die etwas andere amerikanische Lebensweise, weit hergeholt und nimmt dem Erzählten jeden Schwung.

Erst nach mehr als 230 Seiten nimmt der Thriller wieder etwas Fahrt auf. Doch was dann kommt, ist eine Geschichte, die durchgehend so unrealistisch ist, dass auch hier die Spannung auf Sparflamme köchelt. Der Schluss ist dann so absurd, dass er zum Rest passt und die Rezensentin froh ist, am Ende der Trilogie angekommen zu sein und sie sich keinen weiteren Band antun muss.

Die Protagonisten passen zur Geschichte

Wenn man die Vorgänger von „Wenn die Hoffnung stirbt“ nicht kennt, tut man sich mit den Protagonisten schwer. Ihrer Vorstellung wird nur wenig Raum gegeben, und so kommt man erst langsam dahinter, welcher Charakter sich hinter wem verbirgt, und was seine Vorgeschichte zu sein scheint. Doch sind die Personen, wie die Geschichte selbst, überzeichnet. Der introvertierte 9-jährige Sohn wird zum versierten Internet-Rechercheur, die pubertierende Tochter kennt scheinbar keine Furcht, begleitet ihre Mutter als Assistentin sogar zu einer Befragung ins Gefängnis.

Gwen wird auf gefühlt jeder dritten Seite als zu allem bereite und fürsorgende Mutter geschildert, die mehrere Waffen besitzt und diese durchaus auch einsetzt. Sie ist das personifizierte Misstrauen und geht dennoch Risiken für sich und ihre Familie ein. Wieso zieht sie nicht aus dem Süden Amerikas weg, wo scheinbar jeder ihre Geschichte kennt und für sie zu einer Bedrohung wird? Die Staaten sind doch wirklich groß genug um Problemen aus dem Weg zu gehen.

Ihr Partner Sam wiederum hat ein Geheimnis vor ihr, das nur aufgebauscht, wie es ist, zu dem dargestellten Problem für seine Beziehung zu Gwen wird. Kurz – die Charaktere sind genauso unrealistisch, wie die ganze Geschichte und dadurch keine Sympathieträger, was das Lesen doch sehr erleichtern würde. So aber fällt es schwer, sich in die Personen hinein zu versetzten, um ihre Ängste nachzuvollziehen und sie empathisch zu begleiten.

Fazit:

„Wenn die Hoffnung stirbt“ wird als Thriller betitelt. Das ist er mitnichten. Zwar wird versucht mit Waffenpräsenz, Schusswechseln, blutigen Szenen und ständiger Bedrohung Spannung zu erzeugen, doch geschaffen wird nur Langeweile. Der schlichte Schreibstil und der zu geradlinige Plot geben dem Ganzen dann den Rest - keine Raffinesse, Sprachgewandtheit und Atmosphäre. Wer die ersten zwei Bände der Trilogie kennt, wird auch diesen lesen wollen. Alle anderen sollten es nur tun, wenn sie ein Buch für die Bahn oder das Wartezimmer suchen – es ist so unspannend, dass man es jeder Zeit ohne Frust unterbrechen kann und keine Eile verspürt mit der Lektüre fortzufahren.

Wenn die Hoffnung stirbt

Rachel Caine, Edition M

Wenn die Hoffnung stirbt

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