California 1901
- Heyne
- Erschienen: Januar 2016
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Literarisches Recycling blutgetränkter Sägespäne
Zu seinem Roman „Winter Family“ schrieb Autor Clifford Jackman ganz im Sinn einer auf multimedialen Mehrwert geprägten Gegenwart eine ‚Fortsetzung‘, die ‚exklusiv‘ als eBook erschien. „California 1901“ hätte Jackman dem Roman problemlos anhängen oder ungeschrieben lassen können. Letzteres wäre vermutlich die bessere Entscheidung gewesen.
Wir erfahren, dass Augustus Winter tatsächlich sein scheinbares Ende überlebt hat und nun entstellt und friedlich, aber keineswegs ungefährlich geworden durch die zwar ‚zivilisierten‘, aber eher noch kriminelleren USA zieht. Als ihn eine naive Farmer-Familie aufnimmt, dankt er es ihr auf seine Weise: Spekulanten wollen sich das Land unter den Nagel reißen, weil darunter riesige Ölvorkommen liegen. Der (irgendwie) geläuterte Winter schlägt sich auf die Seite seiner Gönner und löst erwartungsgemäß eine blutige Tragödie aus.
Neben Winter spielen Überlebende und Nachkommen der originalen Protagonisten mit. Jackman lässt einige neue, bizarre Bösewichter auftreten und bekräftigt sein Bild einer Zivilisation, die moralisch den angeblich „wilden“ Westen an nunmehr organisierter Grausamkeit problemlos übertrifft und die „Winter Family“ als kriminelle Dilettanten darstellt. „California 1901“ ist abermals gut geschrieben, trägt aber nichts zum Thema bei.
Fazit:
Als ‚Epilog‘ oder ‚Fortsetzung‘ konzipierte eBook-Ergänzung zu einem Roman, der diese Zugabe nicht nötig hätte. Die Erzählung ist gut geschrieben, aber inhaltlich drischt der Verfasser kornleeres Stroh.
Clifford Jackman, Heyne
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