Im Namen des Katers
- litradukt
- Erschienen: Januar 2019
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Voodoo, Rum und Gewalt statt Sex & Drugs & Rock’n‘Roll
Rund 30 Männern wurde die Kehle durchgeschnitten. Sie alle waren kleren-Liebhaber, ein simpler Rum, dem auch Inspektor Azémar regelmäßig zuspricht. Zudem aßen die Ermordeten reichlich Katzenfleisch, welches angeblich am besten zu dem Billigfusel passt. Azémar kommt in seinen Ermittlungen nicht voran, es fehlt jeglicher Hinweis.
Da bittet ihn sein Vorgesetzter Kommissar Dulourd um einen Gefallen. Mademoiselle Lebrenier, eine alte Freundin aus besten Kreisen, vermisst Georges, der sich als ihr Kater entpuppt. 15000 US-Dollar sofort, denselben Betrag, wenn er das Tier zurückbringt. Der ansonsten unbestechliche Inspektor greift zu, denn das Geld kann er für seine im Ausland lebende Tochter gut gebrauchen.
Doch der Auftrag ist alles andere als ein Kinderspiel, denn Georges wurde nach dem verstorbenen Bruder der Auftraggeberin benannt, dessen geradezu legendäre Fähigkeiten nunmehr in Georges übergegangen sein sollen. Wer den Kater verspeist, gewinnt folglich ungeahnte Kräfte und Macht.
Für Azémar dummes Geschwätz des abergläubischen Volkes, doch zwei der einflussreichsten Bandenchefs sehen dies anders. Azémar gerät zwischen die Fronten und muss einmal mehr für Gerechtigkeit sorgen. Wäre da nur nicht der garde, jener Schutzgeist namens Loko, den ihm ein bekannter Hexer vor geraumer Zeit eingepflanzt hat. Seitdem erlebt Azémar in Albträumen immer wieder, wie er sich, mit einer Machete bewaffnet, einer Frau nähert…
Ein Alkoholiker als Ermittler, der ständig Selbstjustiz übt; geht’s noch?
Kenner der ausgezeichneten Inspektor-Azémar-Reihe ahnen es bereits. Es fließt viel Blut, zahlreiche Menschen werden sterben, die meisten davon durch die Waffe des Inspektors. Die interne Generalinspektion ist ihm weiterhin auf den Fersen, konnte ihm seine bisherigen Morde noch nicht nachweisen. Der Protagonist, dessen Vorname Dieuswalwe zweimal den Buchstaben W enthält, was so viel wie „Gott sei gelobt“ bedeutet, droht erneut an seinen Alkoholexzessen zu scheitern.
Der beste Polizist Haitis ist ein bekannter Alkoholiker, den billigen Rum namens soro stets zur Hand. Ebenso wie seine Beretta von der er einmal mehr großzügig Gebrauch macht. Die Opfer seines aktuellen Falles sind rund 30 Alkoholiker, kleren-Säufer wie er, aber dass diese auch Katzen essen, geht selbst dem Inspektor zu weit. Azémar gerät zwischen zwei brutale Bandenchefs, muss sich einmal mehr mit korrupten Polizisten auseinandersetzen und am Ende gibt es wenige Überlebende.
Ein alkoholkranker Ermittler, der ständig Selbstjustiz übt; geht’s noch? Ja, wenn der Autor so einfallsreich wie brillant schreibt wie Gary Victor, der hier auf knapp 170 Seiten mehr Inhalt unterbringt als viele seiner Kollegen auf fünfhundert Seiten. Und es funktioniert, weil der Protagonist keine andere Chance sieht, in einem durch und durch korrupten Land für Ordnung zu sorgen.
„Ich will ein so brillanter Polizist werden wie Sie.“
„Ein Alkoholiker ohne Geld?“
„Bestimmt kein Alkoholiker. Ich trinke nur gern Bier. Man kann ein guter Polizist sein und ehrlich seinen Lebensunterhalt verdienen.“
„Wenn das so einfach wäre.“
Azémar ist trotz allem einer der Guten, lehnt Bestechung ab, die seinen Kollegen zu Reichtum verhalf. Die Mörder und Verbrecher, die vor Gericht freigesprochen werden, weil sie die Richter bestechen und anschließend ungestraft ihrem kriminellen Geschäft weiter nachgehen, bilden die Zielgruppe Azémars. Er will sein geliebtes Land Haiti säubern. „Dirty Harry“ lässt grüßen. Schlimm genug, dass er aus Sicherheitsgründen bereits seine geliebte Tochter Mireya außer Landes bringen musste.
Fazit:
Wer sich an Gewaltexzessen, viel Voodoo, korrupten Polizisten und Selbstjustiz nicht stört, der findet in der Azémar-Reihe, veröffentlicht vom Kleinverlag Litradukt (spezialisiert auf Literatur der Karibik, vor allem aus Haiti), eine grandios überbordende Lektüre. Großes Pulp-Kino.
Gary Victor, litradukt
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