Die Ausgeschlossene
- Diana
- Erschienen: Oktober 2018
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Ein tödliches Kammerspiel vor der Kulisse Stockholms.
William Falk lebt auf der Sonnenseite des Lebens. Er hat eine erfolgreich laufende Firma für Schmuckdesign, eine scheinbar glückliche Ehe mit Kirsten, die auch in der Firma mit anpackt, und auch sonst ist er ein Lebemann, der in den teuren Bars und Restaurants in Stockholm gut bekannt ist.
Dann ziehen dunkle Wolken auf
Ein düsteres Geheimnis umgibt William. Seine Frau Kirsten ist nicht seine große Liebe. Die hieß Madelaine und ist elendig an einer schweren Krankheit zugrunde gegangen. William trauert ihr subtil, aber doch dramatisch hinterher - und Kirsten spielt die Verständnisvolle. Mit Kirsten bewegt sich das Zwischenmenschliche mehr auf der Ebene von Gewohnheit und Kameradschaft. Sex haben sie so gut wie keinen, Kirsten ist verletzt und fühlt sich in ihrer Eitelkeit gekränkt.
Deswegen ist William völlig durch den Wind, als er in einem Restaurant ein junges und geheimnisvolles „Madelaine look alike“ sieht, und möchte sie sofort ansprechen. Madelaine verschwindet aber, als William kurz abgelenkt ist. William geht frustriert nach Hause zu seiner Kirsten. Da läuft aber wieder nichts.
Zwei Menschen werden einfach abgeknallt
Das Buch spielt zwar in Schweden, aber die Ränke in diesem Buch können mit „Hamlet“ durchaus mithalten. Es kommt auch dann gleich Schwung in die Handlung. Zwei Menschen werden im Sommerhaus von William und Kirsten einfach abgeknallt. Die Polizei befragt natürlich auch das Ehepaar Falk nach ihren Alibis für die Tatnacht. Sie geben an, sich getrennt voneinander in Stockholm aufgehalten zu haben, doch es gibt wohl keine Zeugen, die das bestätigen können.
Eine der Toten ist Bonnie, Kirstens beste Freundin. Der zweite Tote ist ein Mann, der wohl einfach nach dem Rechten sehen wollte und als Kollateralschaden verbucht werden kann.
Das Gänseblümchen wird entblättert oder eine Zwiebel häutet sich
Dann taucht plötzlich wieder die so genannte Madelaine auf. Jetzt sieht William, dass kleine Details anders sind. Der Schocker: Alice, so nennt sich die junge Frau, sagt, sie sei Madelaines Tochter, die ihr trauriges Dasein in einer Entzugsklinik fristen musste und zurzeit im Hotel als Stubenmädchen jobbt. Das gefällt William gar nicht, und er möchte Alice helfen, obwohl er nicht weiß, ob er dem ganzen trauen kann.
Auch Alices Auftauchen scheint die Idylle und das erfüllte Leben von William und Kirsten nicht zu stören. Man kann durch die entstandenen Risse zunächst nur erraten, was sich dahinter in Wahrheit verbirgt, es werden Ahnungen zur Gewissheit, nur um kurz darauf von einem weiteren Element übertroffen und über den Haufen geworfen zu werden.
Die Ehe der Falks wird demontiert
Lindahl bedient sich der Strategie der absoluten Demontage, arbeitet aber auch mit einer gehörigen Portion Destruktivität, und konnte mich mit dieser gewagten Kombi ziemlich fesseln. Der Mordfall ist zunächst marginal, stört aber auch nicht weiter, bietet dann einige unerwartete Wendungen und ist auch enger mit den anderen Ereignissen verknüpft, als man gedacht hätte.
Sicherlich gibt es dabei die eine oder andere Überraschung, die nicht so sehr zündet, und wo man sich als Leser denkt: „Das habe ich mir doch gedacht.“ Das kommt aber nicht allzu oft vor. Alles geht dabei von den Charakteren aus, diese stehen immer im Mittelpunkt.
Die Autorin beschreibt diese dann auch umfassend und mit immer mehr Details versehen, von der anfänglichen Heile-Welt-Stimmung bis zum deutlich düsteren Bild. Zum Ende hin lernt man William und Kirsten besser kennen, und sie werden so dermaßen unsympathisch, dass man sie als Leser selbst zu gerne „über den Jordan“ schicken möchte. Und auch die anderen Rollen werden sehr bildlich und greifbar beschrieben. Dem kommt der lebendige und treffende Schreibstil zugute, der sich sehr flüssig lesen lässt und doch alles andere als banal wirkt. Zunächst scheint die Idylle zwischen William und Kirsten unerschütterlich, beide berichten von der harmonischen Ehe und dem erfüllten Leben, doch schon bald beginnt diese Fassade zu bröckeln.
Fazit:
„Die Ausgeschlossene“ ist für mich eine der Entdeckungen des Jahres und konnte mich mit der wunderbar dichten Stimmung gefangen nehmen. Wie Lindahl hier immer weiter vom anfänglichen Bild abweicht, dieses weiter verfeinert und neue Facetten hinzufügt, ist nicht nur spannend zu lesen, sondern auch mit einer großen Prise Psychologie versehen.
Einziges Manko: Die Handlungsstränge am Schluss wirken irgendwie etwas unglaubwürdig. Da geht es dann direkt „splattermäßig“ rund. Dafür gibt es noch eine Überraschung am Ende. „Die Ausgestoßene“ ist auch kein wirkliches Kammerspiel, sondern durchaus ein Thriller, der allerdings auf hohem Niveau spielt. Gerne noch mehr.
Gitte Lindahl, Diana
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