Doggerland - Bd. 1: Fehltritt
- List
- Erschienen: Dezember 2018
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Aus dem Schwedischen übersetzt von Stefanie Werner.
Mördersuche in irritierender Umgebung
Doggerland ist vor vielen tausend Jahren durch den Anstieg der Nordsee verschwunden. Doch Maria Adolfsson lässt es in Form eines eigenständigen Drei-Insel-Staates wieder auferstehen. Landschaft und Bevölkerung sind eine Mischung aus Skandinavien und Großbritannien, die Staatsstruktur lässt sich nur erahnen. Und genau hier liegt der größte Schwachpunkt des Buches. Obwohl ausführliche, manchmal gar ausufernde, Landschaftsbeschreibungen ein Bestandteil des Buches sind, war es für mich schwierig, ein abgerundetes Bild zu erfassen.
Schweden sieht aus wie Schweden, London wie London – doch wie sehen Heimö, Noorö und Dunker aus? Genauso ging es mir mit den Menschen. Die Namen eindeutig skandinavisch, aber wie ticken sie? Irgendwie will man ja doch einen Typus haben an dem man sich festhalten kann. So ist alles nicht Fisch nicht Fleisch. Wäre nicht nur das Territorium Doggerland fiktiv gewesen, sondern auch Staatsaufbau, Währung, Namen, Sprache, Mentalität und was sonst noch ein Land ausmacht, wäre mir der Einstieg in die Geschichte leichter gefallen.
Männer haben auch in Doggerland das Sagen
Hauptkommissarin Karen Eiken Hornby, Ende 40, muss sich in einer Männerwelt zurecht finden. Die Polizei von Dunker, der Hauptstadt von Doggerland, ist eindeutig fest in männlich arroganter Hand. Anzügliche Bemerkungen und massiv frauenfeindliches Auftreten der Kollegen sind anscheinend Alltag für Karen. Sie glaubt den Männern überlegen zu sein, weil sie sich nicht provozieren lässt. Doch, dass sie eigentlich immer den Kürzeren zieht scheint sie nicht wahr zu nehmen. Welche gestandene Frau, wie Karen, würde das jahrelang ertragen können?
Dazu schleppt sie die Last der Vergangenheit mit sich herum, die sie mit Alkohol, Zigaretten und bedeutungslosen Sex erträglicher machen will. Maria Adolfsson lässt Frauen hier ganz schlecht aussehen und steht Männern eine Dominanz zu, die mich teilweise nur noch abgestoßen hat. Eine starke, kluge Protagonistin sollte sich auch in einem fiktiven Roman aktiv wehren dürfen ohne gleich Angst um ihren Job und ihr Seelenleben haben zu müssen und sich dazu nicht nur im stillen Inneren den Männern gleichberechtigt fühlen.
Mörderjagd führt in die Vergangenheit
Das Opfer ist Susanne, die Ex von Karens Chef. Obwohl sie allseits unbeliebt war, ist die Aufklärung der Tat kompliziert. Die Spannung steigt ganz langsam an, hat zwischendurch auch ein paar Hänger, aber ist nie ganz weg. Neben der Aufklärung des Mordes wird auch die persönliche Situation der Kommissarin immer deutlicher. Ihre Einsamkeit und ihre Verluste machen ihr schwer zu schaffen und beeinflussen ihre Herangehensweise an den Fall.
Obwohl Karen sich völlig sicher ist, dass der Grund für den Mord in der Vergangenheit des Opfers zu finden ist, gibt sie klein bei und überlässt ihren männlichen Kollegen das Feld, als ein Kleinkrimineller als Täter herhalten muss. Doch dadurch ermöglicht sie der Autorin einen krachenden Showdown, dem es an nichts fehlt un , der den Leser atemlos schneller lesen lässt. Karen behält recht, der Leser ist bis zum Schluss gut unterhalten – der nächste Teil der Doggerland-Trilogie kann kommen.
Fazit:
Wenn man sich erst an die Doggerländer auf ihren drei Eilanden gewöhnt hat, und sich nicht zu sehr von dem skandinavisch-britischen Mischmasch irritieren lässt, findet man in „Doggerland.Fehltritt“ einen soliden, spannenden Krimi, der gut durchdacht ist.
Maria Adolfsson steht mit ihrer Hauptkommissarin Karen Eiken Hornby schon in der schwedischen Krimitradition, die immer leicht düster und manchmal auch depressiv daher kommt, aber sie findet auch immer ein Licht am Ende des Tunnels, das Karen das Leben vielleicht etwas leichter werden lässt. Ich bin gespannt auf den zweiten Teil „Doggerland.Tiefer Fall“ und auf Karen 2.0, die es vielleicht doch noch schafft, den Männern Paroli zu bieten.
Maria Adolfsson, List
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