Sun Detective
- Heyne
- Erschienen: April 2019
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Aus dem Amerikanischen von Wolfgang Müller
Originaltitel: Detective Fiction
Originalverlag: Permanent Press
Taschenbuch, Broschur, ca. 352 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-43964-1
Unterhaltsamer Held, uninspirierte Geschichte
Ex-Cop Jack Starkey hat alles richtig gemacht: Nach harten Dienstjahren im frostigen Chicago hat er seine Dienstmarke an den Nagel gehängt, und ist in das wesentlich angenehmer temperierte Florida gezogen. Hier betreibt er eine Kneipe, hat eine tolle Freundin und verdient sich noch ein paar angenehme Dollar nebenher, indem er dem Roman-Autor Bill Stevens dabei hilft, dass seine Bestseller-Romane mit dem absolut coolen Draufgänger Jack Stoney nicht allzu sehr ins Reich der Phantasie abdriften.
Jack Starkey genießt also ein mehr als angenehmes Rentner-Dasein. Dennoch juckt es ihn in den Fingern noch einmal - ebenfalls quasi in beratender Funktion – in seinen alten Job hereinzuschnuppern. Er greift also zu, als er um Hilfe bei einer Mordserie inmitten der Megareichen im Nobel-Nachbarörtchen gebeten wird.
Amüsante Haupt-Figur nimmt sich selbst nicht sonderlich wichtig
William Wells hat mit seinem mehr als coolen Helden Jack Starkey eine interessante und vor allem amüsante Figur geschaffen, die sich erfreulich selbst nicht sonderlich wichtig nimmt. Starkey räumt im Gegensatz zu manchen sehr „männlichen Helden“ des Krimigenres mit einigen Legendenbildungen auf, bildet einen angenehmen, menschlichen Kontrast zu dem messerscharfen Verstand des literarischen Vorbildes Jack Stoney und belegt, dass auch ein mit allen Wassern gewaschener Ex-Cop mit Süßgebäck schnell und einfach geködert werden kann. Wenngleich schon in den ersten Kapiteln schnell klar ist, dass kein neues Kapitel in der Krimigeschichte aufgeschlagen wird oder ein neuer Stern an dessen Firmament aufgeht, so bereiten die Kapitel über den eigenwilligen Helden einfach Spaß beim Lesen.
„Marisa kannte sich aus mit Bäumen, Blumen und Pflanzen aller Art. Sie wies mich auf sie hin und sagte mir die Namen. Im Gegenzug bot ich ihr an, ihr alles über Feuerwaffen beizubringen, denn damit kannte ich mich aus, aber sie lehnte ab.“
Unglücklicherweise bezieht sich dieser Lesespaß in erster Linie auf die Person des Jack Starkey und nicht auf dessen Abenteuer. Die Geschichte, in die der Ich-Erzähler verwickelt wird, wirkt in vielen Punkten arg konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. So soll der Held innerhalb der feinen und megareichen Gesellschaft Floridas den ebenfalls stinkreichen Neffen einer wohlhabenden Witwe spielen und so die Urheber einer Mordserie aus ihren Verstecken locken.
Dieser Plot erinnert aber vielmehr an die einfach gestrickten Handlungen, die in den 70er Jahren in den Schneider-Büchern präsentiert wurden, nur dass die Heldinnen und Helden seinerzeit Trixie Belden oder Scherlock Schmidt hießen. Hier reicht es völlig aus, diesen Teil nur noch zu überfliegen und darauf zu warten, dass wieder mehr aus Starkeys Leben erzählt wird. Grundsätzlich ist die Idee auch nicht uninteressant, dass Jack Starkey sogar Hilfe bei seinem literarischen „Alter Ego „Jack Stoney“ sucht und mit dessen fiktiver Hilfe Licht in das Dunkle der Handlung bringen will. Dennoch sind die hier beschriebenen Lösungen zu einfach und die Auflösungen damit zu banal.
Fazit:
Als einfache Sommerlektüre neben dem Pool oder am Strand mag das Buch seine Berechtigung haben, zumal die Lektüre vermutlich auch mit einigen Cocktails eine einfache sein sollte. Wer aber nicht generell unter diesen Voraussetzungen zu einem Krimi greift, sollte seine Wahl noch einmal kritisch überdenken.
William Wells, Heyne
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