Speed of Sound - Das Echo der Erinnerung

  • Edition M
  • Erschienen: Januar 2019
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Brigitte Grahl
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2019

Mörderische Jagd auf eine Erfindung, welche die Welt verändert

„Denken Sie an das vertraulichste Gespräch, das Sie je geführt haben. Und dann stellen Sie sich vor, dass jemand in den Raum geht, in dem dieses Gespräch stattfand, und ein Gerät einsetzt, mit dem er den genauen Wortlaut ebendiesen höchst privaten Gesprächs aus den verklungenen aber immer noch detektierbaren Schallwellen rekonstruiert…. Es gäbe keine Geheimnisse mehr.“

Eddie ist ein genial begabter Autist, der seit seiner Kindheit im Harmony House lebt, einer „besonderen Einrichtung für besondere Menschen“. Er arbeitet seit Jahren an einer Echo-Box, die Schallwellen aus der Vergangenheit rekonstruieren soll. Eddie möchte einmal im Leben die Stimme seiner verstorbenen Mutter hören.

Die Personen und Organisationen, die Eddies Arbeit heimlich verfolgen, wissen: Die Echo-Box wäre eine Erfindung, die die Welt verändern und ihrem Besitzer unermessliche Macht geben würde. Als Eddie seiner neuen Ärztin Skylar das erste Mal seine funktionierende Echo-Box vorführt, wird ihr klar: Für diese Erfindung gehen die Interessenten über Leichen. Sie flieht mit Eddie und der Echo-Box. Mächtige Gegner sind ihnen auf den Fersen und sie wissen nicht, wem sie  trauen können. 

Rasantes Tempo bei wechselnden Perspektiven

Eric Bernt ist Drehbuchautor mit einem Faible für Action und Science Fiction (Virtuosity, Z Nation). Seine Vorlieben und seine Schreib-Erfahrung merkt man seinem ersten Roman  „Speed of Sound“ an. Der  Thriller entwickelt ein hohes Tempo und einen beachtlichen Bodycount. Nach einem schon recht spannenden ersten Akt steigert sich die Spannung noch mal deutlich im zweiten Teil, der die Verfolgungsjagd der Hauptpersonen in einem rasanten Tempo in vielen kurzen Kapiteln mit wechselnden Perspektiven schildert. Der  Hauptteil spielt an nur zwei Tagen und einer Nacht. Bernt beherrscht die dramaturgischen Regeln. Die Handlungsstränge und Personen treffen folgerichtig zusammen, die Handlungsweisen der Personen entwickeln sich nachvollziehbar.

Autist mit Supergehör ist begnadeter Stimmenimitator

Es kommen sehr viele Personen in „Speed of Sound“ vor, aber Bernt nimmt sich Zeit, jeden mit mehr oder weniger Worten einzuführen. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Autist und Savant Eddie und die junge Ärztin Skylar, die ein enges Vertrauensverhältnis zueinander entwickeln. Eddie ist nicht nur ein genialer Erfinder, sondern besitzt auch ein Supergehör, ist ein begnadetet Stimmenimitator und er erkennt Lügen sofort. Das sorgt immer wieder für komische Momente, ebenso wie seine Unfähigkeit, Sätze nicht zu deuten, sondern wortwörtlich zu nehmen. 

Andererseits erschweren seine Macken für seine Beschützerin Skylar auch die Flucht. Der Leser fiebert immer wieder mit, ob und wie die beiden ihren zahlreichen Verfolgern in scheinbar ausweglosen Situationen entkommen können. Neben all der Action entwickeln sich die beiden Hauptpersonen und Sympathieträger auch persönlich weiter und es gibt immer wieder Momente, die dem Leser ans Herz gehen.

„Speed of Sound” ist ein Techno-Thriller mit Science-Fiction-Elementen. Eric Bernt bezieht sich auf  gegenwärtige Technologien und Organisationen und überspitzt sie. Akustische Archäologie gibt es zwar, aber sie kann vergangene Klänge nicht technisch wiederherstellen, sondern empfindet den Klangraum nach. Eine geheime Superorganisation wie die „American Heritage Foundation“, die Präsidenten „macht“ und  die Strippen zieht, während ihre auserwählten Politiker nur  Marionetten sind, und die bei der Durchsetzung ihrer Interessen auch Killer einsetzt,  gibt es (hoffentlich) nicht.

Sie ist aber sicherlich beeinflusst von der „Heritage Foundation“ sowie Geheimbünden wie  Bilderberger und Illuminaten. Das Vermischen von Fakten und Fantasie ist ein weiterer Faktor, der die Lektüre von „Speed of Sound“ reizvoll macht. Eric Bernts Thriller macht deutlich, wie gründlich wir heute schon ausspioniert werden, mit Überwachungssatelliten, Kameras und Gesichtserkennungssoftware.

Fazit:

Speed of Sound ist ein filmreifer Thriller zwischen Science Fiction und Action, dramaturgisch perfekt gestrickt und hochspannend  in einem atemberaubenden Tempo: 114 Kapitel mit wechselnder Perspektive auf 487 Seiten.  Die Handlung ist originell, die beiden Hauptcharaktere sympathisch - und sie bilden ein ungewöhnliches Team. Ein rundum empfehlenswerter Thriller. Eine Warnung gibt es allerdings an interessierte  Leser:  Das Buch gibt der aktuellen Handlung zwar einen Abschluss, es endet aber in einer Art Epilog mit einem fies spannenden Cliffhanger. Damit dürfte Bernt die meisten Leser geködert haben für die Fortsetzung, an der er schon schreibt.

Speed of Sound - Das Echo der Erinnerung

Eric Bernt, Edition M

Speed of Sound - Das Echo der Erinnerung

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