Der rote Mandarin
- Aufbau
- Erschienen: Januar 2003
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- London: HarperCollins, 1997, Titel: 'Death of a red mandarin', Seiten: 191, Originalsprache
- Berlin: Aufbau, 2003, Seiten: 223, Übersetzt: Frank Wolf
Nettes, leicht lesbares Buch, das einem aber bestimmt nicht den Schlaf rauben wird
15 Jahre ist er nun her, der Pekinger Frühling, als das chinesische Volk für mehr Mitbestimmung sowie Meinungs- und Pressefreiheit gekämpft hat und am 4. Juni 1989 am Tiananmen verlor. Noch nicht ganz so lange liegt die Rückkehr Hongkongs zur Volksrepublik China zurück und Christopher West zeichnet ein Bild dieser Stadt, die sich auf diesen bedeutenden Tag vorbereitet, mit allen Ängsten und Sorgen der Bewohner im Hinblick auf die Zukunft. Heute wissen wir, dass die fetten Jahre dort vorbei sind - Hongkong, unter den Briten Asiens größte Geldmaschine, hat an Bedeutung verloren und viele Firmen sind ins boomende Shanghai abgewandert. Aber davon wissen die Protagonisten aus Der rote Mandarin noch nichts, nur die Geschehnisse am Tiananmen sind allgegenwärtig.
Als die Leiche eines Spitzenfunktionärs in Hongkong mit Handschellen gefesselt im Wasser gefunden wird, wird Kommissar Wang zusammen mit seinem Vorgesetzten von Peking nach Hongkong gerufen, um in diesem brisanten Fall zu ermitteln. Während Wang am anderen Ende der Stadt ein Quartier zugewiesen wird, residiert sein Chef im Gästehaus für hohe Funktionäre. Die Abgesandten der Volksrepublik China in Hongkong gehen von einer Verschwörung der Briten aus. Mit dem Tod Zhang Feis und den schmutzigen Gerüchten um seine Person sollen die Chinesen angeblich gedemütigt werden. Die Ermittlungen geraten zur Farce, Wangs Chef hinterfragt nichts und konzentriert sich auf die Abendessen im Gästehaus und als Wang die Ermittlungen vorantreiben will, wird er gebremst. Als er sich dann noch mit den Triaden einlässt und mit den Briten kooperiert, wird ihm der Fall entzogen, doch das hält ihn nicht auf...
Gekonnt bettet Christopher West den Blick auf das Leben der Bevölkerung in diesem Land in die Handlung des Krimis ein. Kommissar Wang ist ein Zeitgenosse mit Prinzipien, der sich mit seinem Leben zwar arrangiert hat, sich aber auch mit seinen Mitteln für die Gerechtigkeit einsetzt. Im vorliegenden Band wird dies noch etwas deutlicher als bei Der Meister vom goldenen Berg, da er sich dort mehr oder weniger auch für die Belange seiner Familie engagierte. Er ist hartnäckig und lässt es auch nicht zu, dass die Wahrheit zurechtgebogen wird.
Am Unterhaltungswert ist nichts auszusetzen, auch wenn der Autor an Details spart. So bleibt viel Raum für die eigene Vorstellungskraft. Wie Wang am Ende auf die Lösung kommt, das hätte ich mir allerdings schon ein bisschen plausibler gewünscht. Insgesamt ist die Story knapp angelegt und taugt keinesfalls für mehr als die vorliegenden 220 Seiten. Der rote Mandarin ist ein nettes, leicht lesbares Buch für nebenher, das einem aber bestimmt nicht den Schlaf rauben wird.
Christopher West, Aufbau
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