Die Brücke im Nebel
- Elster
- Erschienen: Januar 1987
- 3
- Paris: R. Laffont, 1956, Titel: 'Brouillard au Pont de Tolbiac', Seiten: 243, Originalsprache
- Moos; Baden-Baden: Elster, 1987, Seiten: 179, Übersetzt: Hans-Joachim Hartstein
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 1992, Seiten: 179
- Baden-Baden: Elster, 1996, Seiten: 179
Nestor Burma ermittelt im 13. Arrondissement
Privatdetektiv Burma erhält einen geheimnisvollen Brief, in dem ihn ein gewisser Abel Benoit bittet, ihn im Krankenhaus de la Salpetiere aufzusuchen. Burma wird in dem Schreiben mit "Lieber Genosse" angeredet, doch den Namen des Absenders hat er noch nie gehört. Kurz vor Erreichen des Krankenhauses wird Burma von der jungen Zigeunerin Bélita angesprochen, die ihn bittet von einem Besuch abzusehen, da Benoit am frühen Morgen verstorben sei. Burma ist skeptisch und dennoch wenig erstaunt als ihm im Krankenhaus Inspektor Fabre und dessen Vorgesetzter, Burmas Freund Faroux begegnen. Die beiden Polizisten zeigen Burma die Leiche des Toten, in der Burma seinen alten Bekannten Albert Lenantais wieder erkennt. Ende der 20er Jahre, also vor rund dreißig Jahren, lebten die beiden damaligen Anarchisten zusammen in einem Vegetalierheim.
Lenantais wurde nach eigenen Angaben von Nordafrikanern niedergestochen, die es angeblich auf sein Geld abgesehen hatten. Doch die Zigeunerin Bélita, zu der sich Burma schnell hingezogen fühlt, glaubt diese Version des Vorfalls nicht. Gemeinsam versuchen sie dem Mörder Lenantais auf die Spur zu kommen. Schon bald gibt es weitere Tote, Gefahr von Bélitas Sippe und eine unfreiwillige Konfrontation für Burma mit seiner anarchistischen Vergangenheit...
Kurzweilige Krimikost für wenige Stunden.
Dieses Mal ermittelt also Privatdetektiv Nestor Burma im 13. Arrondissement, was insofern von Bedeutung ist, da ja dessen klassische Fälle grundsätzlich in verschiedenen Pariser Bezirken spielen. Auch hier merkt man sofort, dass Léo Malet sich diesen Bereich sehr gründlich angesehen hat. Der heruntergekommene Stadtteil, dessen Dreck, Gestank und Lautstärke, dessen versifften Gassen, in denen es stets dunkel und vor allem gefährlich zu sein scheint, wird eindrucksvoll beschrieben. Dazu kommt der nicht unsympathische Ich-Erzähler Burma, dessen Vokabular sehr volkstümlich ist, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Mit großer bildgewaltiger Sprache erzählt Malet seine Geschichte, die wie viele Folgen aus dem Burma-Zyklus einen überschaubaren Seitenumfang vorweisen. Die Geschichte spielt in den 1950er-Jahren mit vielen Verweisen auf das Paris der 1920er und 1930er Jahre und so muss man bei einigen Dingen berücksichtigen, dass die Story aus heutiger Sicht auch nur deswegen funktioniert. Statt einfach sein Handy zu benutzen müssen erst einmal Telefonmarken gekauft werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Das hat durchaus Charme, wenngleich die Begegnung Burmas mit der Zigeunerin Bélita und der daraus resultierenden Darstellung der Zigeuner im Allgemeinen zumindest arg fragwürdig erscheint. Ein deutscher Autor dürfte sich eine derartige Schreibe heutzutage jedenfalls nicht erlauben.
Die Geschichte ist kurzweilig, lebt mitunter von dem schnoddrigen Tonfall seiner Protagonisten und ist vom Spannungsfaktor akzeptabel, wenngleich nicht überragend. Einen großen Pluspunkt verdient sich Malet mit dem Ende seines Romans, der vielleicht nicht überraschend kommt, dennoch Mut des Autors erfordert.
Preiswerte Neuauflage der Nestor-Burma-Romane.
Sofern an dieser Stelle Schleichwerbung erlaubt ist, so sei darauf verwiesen, dass der Verlag zweitausendeins unter dem Titel Paris des Verbrechens - Nestor Burmas klassische Fälle zehn Romane des Autors in einem Sammelband mit knapp 1.200 Seiten für unter zehn Euro anbietet.
Léo Malet, Elster
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