Der Schmetterling
- HarperCollins
- Erschienen: Januar 2018
- 12
- Helsingborg: Hoi, 2014, Titel: 'Ensamfjäril', Seiten: 273, Originalsprache
- Hamburg: HarperCollins, 2018, Seiten: 384, Übersetzt: Stefanie Werner
Sport kann tödlich sein
Hier wird auf zu vielen Feuern gekocht
Bei dem Versuch die Geschichte nicht zu eindimensional zu gestalten ist Gabriella Ullberg Westin weit über das Ziel hinausgeschossen. Der Mord an Henna ist der Hauptstrang, jedoch werden dem Leser noch zahlreiche andere Probleme präsentiert, die das ganze überfrachten. Und, weil wirklich jeder einmal dran kommen soll, strotzt die Geschichte nur so von Personen. Rokka und wirklich jeder seiner Mitarbeiter hat eigene Schwierigkeiten zu bewältigen, Mans hat auch welche, seine Geliebte erst recht, und anscheinend auch alle Einwohner von Hudiksvall.
Und auch Henna ringt mit unbewältigten Komplikationen, die weit in die Vergangenheit wurzeln und ihr seither das Leben schwer machen. Die Vielzahl der Personen, Namen und mit ihnen verbundene Geschichten macht den Krimi nur langatmig und überlasten ihn unnötig. Nicht jedes Problem und jede Gefühlswallung muss breitgetreten werden.
Ein Kriminalinspektor, der auch ab und zu mal arbeitet
Mit der Person Johan Rokka tut man sich schwer. Zu wenig wird sein Charakter eingeführt, seine Person mit dem Leser bekannt gemacht. Hier hätte die Autorin ruhig mehr ins Detail gehen können. Sein unprofessionelles Verhalten, seine Kunst immer wieder anzuecken machen ihn nicht sympathisch und die Andeutungen warum er wieder zurück nach Hudikvall gekommen ist, obwohl er in Stockholm Karriere gemacht hat auch nicht wirklich interessanter. Überhaupt ist der Einsatz eines hochrangigen Polizeibeamten in seiner Heimatstadt doch recht fragwürdig.
Von Befangenheit scheint Ullberg Westin noch nichts gehört zu haben. Rokka ermittelt eifrig im Freundeskreis, mit dem er dann aber auch nächtelang um die Häuser zieht und die Ermittlungen bespricht. Die alte Fußballmanschaft ist allgegenwärtig. Jeder kennt jeden, von professioneller Distanz keine Spur.
Rokkas Hang, Frauen nur als Beute zu betrachten, und seine amourösen Abenteuer werden übergebührend breitgetreten. Viel, zu viel Raum wird diesen sozialen Kontakten eingeräumt. Teilweise hat man das Gefühl, sie sind wichtiger als die Ermittlungsarbeit und der Inspektor ist mehr mit sich als mit dem Mord beschäftigt.
Abstruse Geschichte ohne Spannung und mit lahmem Ende
Die ersten Seiten geben dem Leser die Hoffnung auf ein spannendes Lesevergnügen. Der Mord an Henna und die diversen Andeutungen sind gut geschildert und lassen den Spannungsbogen hochschnellen. Doch dann kommt nichts mehr. Auf mehr als 300 Seiten tut sich nichts weiter als Sozialgeplänkel. Auch der zweite Mord lässt den Leser fast schon kalt, ist er doch kurz vorm Einnicken.
Die Ermittlungen ziehen sich wie Gummi. Nur die immer wieder auftauchenden Auszüge aus Hennas Aufzeichnungen an ihren Bruder lassen davor zurückschrecken den Krimi auf Nimmerwiedersehen ins Regal zu verbannen. Was dann als Schluss präsentiert wird ist so an den Haaren herbeigezogen, dass die Auflösung als solche gar nicht mehr wahrgenommen wird und völlig kalt lässt.
Auftakt zu einer Serie
Auf dem Cover wird uns eine neue Erfolgsserie versprochen. Man kann nur hoffen, dass Gabriella Ullberg Westin sich noch steigert, ansonsten sehe ich schwarz für den Erfolg. Zu langatmig und unglaubwürdig ist die Geschichte, zu schlecht die Charakterschilderungen und zu banal das Ende. Von einem "herausragenden Krimi", wie Svenska Dagbladet spricht, kann keine Rede sein.
Und auch HarperCollins sollte sich mit der Umschlaggestaltung mal etwas Neues überlegen. Wieso müssen skandinavische Bücher immer bunte Häuser mit Wasser auf dem Cover zeigen? Lediglich die Übersetzung des Titels aus dem Schwedischen ist nahezu wörtlich gelungen, wobei der Schmetterling in der Geschichte auch, wie die Ermittlung selbst, nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Gabriella Ullberg Westin, HarperCollins
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