Saving Sophie
- Penguin
- Erschienen: September 2018
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- London: Maze, 2016, Titel: 'Saving Sophie', Originalsprache
- München: Penguin, 2018, Seiten: 432, Übersetzt: ?
Wenn du geredet hättest, Desdemona
Eine Geschichte, die mit einem dramatischen Mord beginnt: Der eklige Mörder mit dem widerlichen Geruch hat sein Opfer spinnengleich umgarnt und presst den letzten Atemzug aus ihm heraus. Spontan fragt sich der Leser, ob generell an einem Mörder alles eklig ist, oder ob ein Mord möglicherweise weniger schlimm wäre, wenn der Mörder wenigstens eins gutes Aftershave verwenden würde. Aber diese Frage wird sofort von dem Schnitt unterbrochen, der in die Handlung und damit in das Leben der 17-jährigen Sophie führt. Sie wird nach einem Partyabend augenscheinlich volltrunken von zwei Polizisten nach Hause gebracht, kann sich an nichts mehr erinnern und ihre Freundin ist verschwunden.
Überaus dünnes Gerüst für einen Kriminalroman
Wer jetzt glaubt, dass angesichts einer möglichen Entführung oder eines zu befürchtenden Todes einer Freundin, alles (ALLES) Mögliche getan wird, um die Polizei bei ihrer Suche zu unterstützen, der sieht sich hier im Irrtum. Denn bei Sophie ist vor allem das Eine wichtig: Wie stehe ich denn dann da? Sicherlich mag diese Frage angesichts eines Verbrechens eine nachrangige sein, andererseits, wenn ein Krimi auf einem dermaßen dünnen Gerüst basiert, dass er nach zwei oder drei Kapiteln abgeschlossen wäre, wenn alle Beteiligten die umfassend aussagen würde, dann wird diese Frage zu einer Wichtigen.
Und so werden Fakten zurückgehalten, Tatsachen verdreht und neben diversen diffusen Ängsten, was passiert, wenn alles zu Tage tritt, verschleppt sich die Handlung - und der Leser schläft ein vor Langeweile. Generell muss er sich hier fragen, ob dieser Krimi speziell für die Generation kreiert wurde, die sich mittlerweile hauptsächlich über soziale Medien oder Chatrooms fortbewegt, denn nur so lässt sich möglicherweise die generell fehlende Kommunikation der hier auftretenden Akteure erklären.
Nicht ohne meine Tüte
Ein zusätzlicher nerviger Faktor wird durch die Erkrankung von Sophies Mutter Karen geschaffen, die an einer Agoraphobie leidet, und daher kaum in der Lage ist, das Haus zu verlassen. Steht der Leser den Folgen dieser Erkrankung – den permanenten Panikattacken und den ständigen Hyperventilationen – noch mit einem gewissen Verständnis gegenüber, wird dieser Umstand mit einer derartigen Regelmäßigkeit ins Feld geführt, dass Karens permanentes Amten in die Papiertüte hinein, irgendwann schon unfreiwillig komische Züge annimmt. Nämlich dann, wenn sich der Leser fragt, wann die Familie wohl zum letzten Mal ihr Gesicht ohne Tüte gesehen haben mag.
So befeuert nimmt die zähe Handlung dann doch irgendwann ein wenig Fahrt auf, orientiert sich weg von einem reinen Teenagerdrama zu einer noch verrückteren Geschichte emotionaler Besessenheit hin zu einem Showdown, der jeder Logik entbehrt und gipfelt – nach der eigentlich Aufklärung - dann doch noch in einem besonderen Schmankerl, das sich unglücklicherweise nur über eine halbe Seite erstreckt und daher nicht mehr dazu geeignet ist, über die Schwächen der Geschichte hinwegzuhelfen.
Fazit:
Wer glaubt, dass eine diffuse Geschichte über die Entführung eines Teenagers, eine konstruierte Verstrickung mit natürlich mindestens einem Verrückten und viel Atmerei in eine Papiertüte eine Geschichte tragen, der ist hier richtig. Aber nur der.
Sam Carrington, Penguin
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