Slow Horses (Ein Fall für Jackson Lamb 1)
- Diogenes
- Erschienen: Januar 2018
- 18
- Ein Fall für Jackson Lamb (Slow Horses) 1
- Übersetzt von Stefanie Schäfer
Lahme Gäule brauchen lange bis sie in Trab kommen
Mick Herron jetzt auch in Deutschland
In Großbritannien sind bereits fünf Bände der Jackson-Lamb-Reihe erschienen und jeder einzelne ist prämiert oder wenigstens für einen Preis vorgeschlagen. Nun hat Mick Herron auch Deutschland erobert. Mit dem ersten Band Slow Horses - Ein Fall für Jackson Lamb steigt der Diogenes Verlag in die Reihe ein. Ob diese in Deutschland genauso erfolgreich sein wird, wie bei unseren britischen Nachbarn wird sich zeigen.
Die Versager des MI5
Slough House ist das Quartier der gefallenen MI5-Agenten. Jeder einzelne hat in irgendeiner Weise Mist gebaut. Auch der Leiter dieser "Außenstelle" - Jackson Lamb. Doch ist nicht von jedem das Vergehen bekannt. Hier werden sie von den "großen Jungs" in Regent's Park, dem Hauptquartier des MI5, geparkt, in der Hoffnung, dass sie irgendwann die Nase voll haben und kündigen. Doch es sind Agenten, die auch etwas drauf haben. Vom IT-Nerd bis zum Organisationstalent reichen die Fähigkeiten der acht Ausgestoßenen.
Charakterisierung bis zum Einschlafen
Und genau diese acht und natürlich ihr Boss Jackson Lamb werden ausführlich vorgestellt. Die anfängliche Spannung, was im King's Cross vor sich geht und wie es endet, fällt für die nächsten 200 (von insgesamt 472) komplett weg. Es ist zwar ganz nett zu lesen, wie jeder tickt, was er den lieben langen Tag so tut, aber interessant oder fesselnd kann man das nicht nennen. Die Charakterisierung ist einfach zu ausführlich ausgefallen und fordert sehr viel Durchhaltevermögen von den Lesern. Doch dann nimmt die Geschichte wieder Fahrt auf und mutiert doch so langsam zu dem versprochenen spannenden Spionagethriller.
Spionage, Intrigen und eine Entführung
Wie es sich für eine richtige Agentengeschichte gehört ist alles nicht so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Intrigen, Heimlichkeiten, Spionage und Opfer gehören einfach dazu. Und hier hat Mick Herron ganze Arbeit geleistet. Der entführte Jugendlichen wird zu einem viel größeres Problem, als erst vermutet. Er war nur das Werkzeug für einen perfiden Plan, in dem sowohl er als auch die Rechten in Großbritannien als Mittel zum Zweck dienen sollten und der gehörig schief geht.
Jetzt gilt - die arroganten MI5-Agenten im Regent's Park gegen die Looser aus dem Slough House. Sie schenken sich nichts und geben alles, wobei die Slow Horses immer unterschätzt werden. Doch der egozentrische und vulgäre Jackson Lamb hält sich an keine Regeln und führt seine Truppe mit Geschick und unkonventionellen Mitteln.
Die Spannung steigt mit jedem Turn in der Geschichte und steigert sich bis zum Schluss doch so sehr, dass man die ersten 200 langweiligen Seiten generös verzeiht und froh ist, weitergelesen zu haben. Dabei gewinnt die Geschichte durch unterschiedliche Perspektivträger zusätzlichen an Schwung. Dadurch ist der Leser ganz dicht an den Handelnden, ihren Gedanken, Ängsten und natürlich auch an ihren Intrigen.
Konstruierte Geschichte, die hoffentlich Fiktion bleibt
Ein Agententhriller ist wohl nie ein Tatsachenbericht, aber dieser ist dann doch etwas weit hergeholt. Wobei der Missbrauch von Staatsgewalt für persönliche Zwecke vielleicht nicht so unwahrscheinlich scheint, wie die jüngste politische Vergangenheit zeigt. Das dann auch noch rechte Fanatiker Rache nach dem Motto "Auge um Auge, Zahn um Zahn" fordern, macht ein bisschen Angst im Hinblick auf die Vorkommnisse in Chemnitz und andernorts unserer Republik. Bleibt inständig zu hoffen, dass die Vernunft über Dummheit siegt.
Hoffnung für kommende Fälle für Jackson Lamb
Wer Geduld mitbringt und nicht gleich enttäuscht vor Langeweile das Buch in die Ecke schmeißt, wird schon bei diesem ersten Fall für Jackson Lamb mit Spannung und einer guten Geschichte belohnt. Für die kommenden Bände der Reihe besteht die Hoffnung auf durchgehenden Nervenkitzel, sind die Personen doch wirklich detailliert genug vorgestellt. Nachdem die Slow Horses nun auch bewiesen haben, dass sie noch gut im Rennen sind, kann man gespannt sein auf das, was noch kommt.
Mick Herron, Diogenes
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