Tod eines Daimyo

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 1987
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  • London: Secker & Warburg, 1984, Titel: 'Death of a daimyo', Seiten: 145, Originalsprache
  • Frankfurt am Main; Berlin: Ullstein, 1987, Seiten: 139, Übersetzt: Gisela Bloch
Tod eines Daimyo
Tod eines Daimyo
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Jörg Kijanski
55°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2003

Das traditionelle Japan trifft auf das moderne England

Der allmächtige Yakuza-Boss Yamamoto liegt im Sterben, der Kampf um seine Nachfolge hat bereits begonnen. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt für den Chef der Polizeipräfektur in Kobe, Chiefintendant Otani, das Land zu verlassen. Gemeinsam mit Ehefrau Hanae reist er zum ersten Mal überhaupt ins Ausland und dann auch gleich ins weit entfernte Europa, wo es zu Besuch bei Tochter und Enkel geht. Der Schwiegersohn Shimizu arbeitet in führender Funktion an einem Institut in Cambridge, zu dessen Einweihungsfeier auch Otani eingeladen ist. Dieser soll dort einen Blick auf Murakami werfen, einen reichen Geschäftsmann, den Otani einst als großzügigen Wohltäter kennenlernte. Doch dann geschehen zwei Dinge nahezu zeitgleich. Während Yamamoto in Kobe verstirbt, wird Murakami in Cambridge ermordet. Zusammen mit Polizeidirektor Nickleby von Scotland Yard stürzt sich Otani in die Ermittlungen und findet heraus, dass Murakami offenbar ein enger Vertrauter vom Yamamoto war. Derweil versucht Otanis Vertreter in Kobe, Inspektor Kimura, zum großen Schlag gegen das organisierte Verbrechen auszuholen ...

Inzwischen hat der Roman reichlich Patina angesetzt

Der vorliegende Roman Tod eines Daimyo erschien im Original 1984 und in deutscher Übersetzung 1987, hat also schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Der britische Autor James Melville arbeitete seinerzeit im diplomatischen Dienst seines Landes in Japan und verknüpfte den Kriminalroman mit Einblicken in die asiatische Kultur. Damals ein wertvoller Verdienst des Autors, denn vor rund dreißig Jahren funktionierte dies sicherlich noch vortrefflich und selbst heute sind die zahlreich aufgelisteten kulturellen Unterschiede amüsant zu lesen. Insbesondere Otanis Frau hat doch einige Mühe, sich mit dem modernen westlichen Lebensstil der Frauen anzufreunden. Derweil befremdet Otani mehr die fehlende Ordnung in alltäglichen Dingen wie es in Japan selbstverständlich ist.

Die Unterschiede zwischen modernem und traditionellem Lebensstil könnten noch heute dazu neigen, den Roman auf einem Flohmarkt oder bei ähnlich günstiger Gelegenheit zu erstehen. Ansonsten muss festgehalten werden, dass sowohl Sprache und Plot ein bisschen zu viel Patina angesetzt haben. Es wirkt doch arg altbacken und auch die Aufklärung ist alles andere als brillant. Frei nach dem Prinzip "Ach, da ist sie ja" wird vor allem der Mord in Cambridge aufgeklärt. Auch der Versuch Kimuras die Yakuza zu zerschlagen läuft allzu bilderbuchhaft ab. Kaum Widerstand, alles ganz prima. So wirkt Tod eines Daimyo wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten und dürfte daher vor allem für jene Leserinnen und Leser aufschlussreich sein, die sich für die Geschichte und Entwicklung des Kriminalromans interessieren. Ja, so waren die Romane, die vor rund drei Jahrzehnten ihr Publikum fanden.

Tod eines Daimyo

James Melville, Ullstein

Tod eines Daimyo

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