Aschemädchen

  • Edition M
  • Erschienen: Januar 2018
  • 0
  • : Edition M, 2018, Seiten: 222, Originalsprache
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Andreas Kurth
65°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2018

Vergrabene Blechdose löst dramatische Ereignisse aus

Der Londoner Thomas Peters wird 1839 zu 14 Jahren Zwangsarbeit in der Sträflingskolonie Australien verurteilt - er hat ein Brot gestohlen. Anschließend bekommt er ein Stück Land, um es zu bewirtschaften. Nachdem er dort einen Klumpen Gold findet und das den Behörden meldet, wird er erschlagen und verschwindet spurlos.

164 Jahre suchen die Jugendlichen Amber, John und George wie viele Australier und Touristen nach Gold - und finden ein Blechdose mit menschlicher Asche und kleinen Knochen. Sofort wird vermutet, dass es sich um die Überreste von Thomas Peters handelt. Der Bürgermeister will ein Museum bauen und Touristen in den kleinen Ort locken - noch am selben Abend wird er in seinem Haus erschlagen. Als dann auch noch Amber entführt wird, muss die Kriminalpolizei aus Melbourne anrücken, um die Vorkommnisse aufzuklären. Das stellt sich jedoch als durchaus schwieriges Unterfangen heraus.

Journalistische Einblicke in die australische Lebenswelt

Wilhelm J. Krefting hat mit "Aschemädchen" seinen zweiten Roman um die englische Austausch-Polizistin Rachel Buchanan vorgelegt. Autor und Verlag haben das Werk als Thriller gekennzeichnet, ich würde eher von einem Kriminalroman sprechen, denn die atemlose Spannung eines Thriller wird hier dann doch nicht so richtig aufgebaut.

Kennzeichnend - wie wohl auch für den Vorgängerband "Aschekinder" - sind vielmehr umfangreiche Informationen über den fünften Kontinent. Krefting war in Australien einige Jahre für deutsche verschiedene Zeitungen als Korrespondent tätig, dieser Zeit verdankt er offensichtlich seine interessanten Einblicke in die Lebenswelt der Aborigines, die er hier mit gut recherchierten historischen Rückblicken mischt.

Das Ausgangsrätsel wird im Finale mit aufgelöst

Dazu präsentiert der Autor einen ausgeklügelten Kriminalfall, der mit kleinen Nebengeschichten verschachtelt ist. Im Prolog wird gleich deutlich, dass nicht jeder Goldfund auf eigenem Land zu Glück und Reichtum führt. Das Rätsel um den Mörder des ehemaligen Strafgefangenen bleibt dem Leser während des gesamten Romans erhalten - wird am Ende aber mit aufgelöst.

Die Protagonisten sind noch entwicklungsfähig, auf knapp über 200 Seiten kann da auch nicht ales ausgeleuchtet werden. Immerhin lernt der Leser Rachel Buchanan und ihre Motivation für das Austauschprogramm besser kennen. Die übrigen Protagonisten aus dem kleinen Dorf wird man im dritten Band der Reihe vermutlich nicht wiedersehen, aber auch sie wurden glaubwürdig und authentisch gezeichnet. Es ist in meinen Augen mal ein interessanter Ansatz, dass die zentrale Ermittlerin nicht auf dem Dorf oder der Gegend kommt, aber auch keine Bundesbeamtin ist, die einfach mal den Fall übernimmt. Und der Leser schaut ihr über die Schulter während sie ihre Erfahrungen mit dem Land und der Kultur macht.

mmm mmm mmmm mmmm

Krefting präsentiert hier einen ungewöhnlichen Fall, der in verschiedenen Ausprägungen in die Vergangenheit zurück reicht. Und er setzt zuweilen interessante dramaturgische Kniffe ein. So hält Rachel Buchanan zum telefonieren an, und steht dabei über dem unterirdischen Versteck des entführten Mädchens. Der Leser weiß, was los ist, für die Ermittlerin wird das viel später aufgelöst.

Insgesamt erzählt der Autor eine spannende Geschichte, aber an einigen Punkte wünscht man sich etwas mehr Dramatik, etwas ausgefeiltere Charaktere und ein paar mehr Wendungen. Das Buch hätte nicht unbedingt mehr Seiten gebraucht, aber der Autor sollte noch kräftig an seiner Erzähltechnik feilen.

Stellenweise liest sich das Buch eher wie ein Tatsachen-Bericht, etwas mehr Pfiff wünscht man sich schon von einem Kriminalroman, von einem Thriller sowieso. Nette Lektüre, aber noch mit viel Luft nach oben.

Aschemädchen

Wilhelm J. Krefting, Edition M

Aschemädchen

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