Der Alphabetmörder

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2018
  • 5
  • Berlin: Ullstein, 2018, Seiten: 381, Originalsprache
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Nicole Goersch
80°1001

Krimi-Couch Rezension vonJul 2018

Blutige Jagd im idyllischen Westerwald

In einem Wildpark im Westerwald wurde eine Leiche gefunden, auf deren Brust der Buchstabe "A" tätowiert wurde. Als wenig später ein zweiter Toter mit dem Buchstaben "B" entdeckt wird, verdichten sich die Hinweise auf einen Serientäter, so dass die Profiler Jan Grall und Rabea Wyler zum Tatort gerufen werden.

Für Jan Grall bedeutet der Fall auch eine Reise in die Vergangenheit, denn er stammt aus der Gegend, hat seine Kindheit und Jugend hier verbracht, bevor ein einschneidendes Ereignis ihn zwang, seine Heimat zu verlassen. Auch Rabea Wylers Vergangenheit weist dunkle Schatten auf. Können beide gemeinsam sich ihren inneren Dämonen stellen und diese besiegen?

Blutiger Auftakt ist nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet

Nicht nur, dass auf den ersten 100 Seiten schon drei Leichen zu verzeichnen sind, auch die Art und Weise, wie diese umgekommen sind beziehungsweise drapiert wurden, ist sehr blutig beschrieben und nicht für zartbesaitete Gemüter geeignet. Außerdem wird eine Frau entführt, was allerdings nicht schlüssig erscheint, auch wenn sich herausstellt, dass einer der Toten ebenfalls mehrere Tage festgehalten wurde.

Das Motiv des Täters bleibt dabei dem Leser verborgen. Wie wählt er seine Opfer aus? Warum behandelt er sie differenziert? Was ist sein Opus Moderandi? Das lesereigene Ermittlergehirn läuft auf Hochtouren.

Explizite Details bei der Charakterisierung

Die Neugier des Lesers wird direkt zu Beginn geschürt, denn sowohl Jan Grall als auch Rabea Wyler haben etwas zu verbergen, was nur zwischen den Zeilen immer mal wieder durchblitzt. Wie viel davon steckt in dem aktuellen Fall? Wird hier schon für einen nächsten Teil vorgebaut? Denn der Roman ist der erste Band einer Serie um dieses Ermittlerduo. Der Autor Lars Schütz hat komplexe Charaktere geschaffen, die durchaus das Potenzial für weitere Fälle haben.

Dennoch lässt er nicht die Nebenfiguren außer Acht, hat sich auch bei ihnen Gedanken gemacht und füttert die Fantasie des Lesers mit kleinen, aber ausgearbeiteten Details wie zum Beispiel bei Ichigawa oder Köllner. Allerdings gerät manches dabei zu glatt oder auch zu trendig, wie beispielsweise Jans Einstellung als Veganer. Dadurch erkennt man aber auch, dass hier keine Stereotypen gezeichnet werden, sondern die Personen äußerst individuell und weniger klassisch beschrieben werden. Auch wird niemand geschont, weder körperlich noch emotional.

Neue Entwicklungen werfen einige Fragen auf

Der Gedankenwelt sowohl von Jan Grall als auch von Rabea Wyler kann gut gefolgt werden, da sie nicht nur interessant, sondern auch nachvollziehbar ist. Immer wieder werden kleinere Exkurse in die Welt des Profilings eingestreut, ohne dabei allzu wissenschaftlich belehrend zu wirken.

Während der Ermittlungen gibt es neue Entwicklungen, die Fragen aufwerfen und Verwirrung stiften, die Neugier wecken und vor allem zum Weiterlesen animieren. Dabei steigert sich die Spannung auf den letzten einhundert Seiten derart ins Unerträglich, dass man das Buch nicht beiseitelegen kann.

Debüt ist der Auftakt zu einer neuen Serie

Lars Schütz, Jahrgang 1992, hat mit diesem Buch sein Thriller-Debüt vorgelegt. An der ein oder anderen Stelle merkt man das dem Schreibstil, der manchmal etwas holperig und ungelenk wirkt, an, allerdings wird das durch die vielschichtige Handlung und die eindringlichen Charakter wettgemacht.

Eine kleine Logikschwäche am Ende (Stüter folgt Rabea unmittelbar vom Kommissariat aus, wie konnte er also noch Kollegen nach ihr fragen, die dann den anderen den entscheidenden Hinweis geben?) ist zu verschmerzen. Nur dass einige Fragen ungeklärt bleiben, zum Beispiel warum Tugba so früh entführt und gefangen gehalten wurde und wieso sie ausgerechnet das "G" des Alphabets werden sollte, wurmt ein wenig.

Der Alphabetmörder

Lars Schütz, Ullstein

Der Alphabetmörder

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