Wisch und weg

  • Ullstein
  • Erschienen: Januar 2003
  • 2
  • New York: Viking, 2002, Titel: 'The Importance of Being Ernestine', Seiten: 248, Originalsprache
  • München: Ullstein, 2003, Seiten: 312, Übersetzt: Gabriele Weber-Jaric
  • Berlin: Ullstein, 2004, Seiten: 316
Wertung wird geladen
Sabine Reiß
77°1001

Krimi-Couch Rezension vonAug 2003

Für Liebhaber des skurrilen Krimis

Welch eine Verkettung unglücklicher Umstände hat dazu geführt, dass die Innenausstatterin Elli Haskell gemeinsam mit ihrer (ehemaligen) Putzfrau Roxie Malloy Privatdetektiv spielen muss - spielen im wahrsten Sinne des Wortes, denn die beiden stochern nicht nur im Leben anderer Leute herum (mit Beauftragung natürlich), sondern sie geben sich auch als Privatdetektivinnen aus - um dann wieder inkognito als Innenarchitektinnen aufzutreten. Zu verwirrend? Mitnichten. Fangen wir von vorne an:

Es begann alles damit, dass Elli Haskell das Arbeitszimmer ihres Mannes umgestaltet hat. Verschwunden waren die alten Möbel und die alte Schreibmaschine, die haben doch gerade noch für eine Kirchenspende getaugt. Darüber ist Ellies Ehemann Ben aber nicht erfreut und es gibt einen handfesten Streit, so dass Elli aus dem Haus flüchtet. Welch Glück, dass ihre Putzfrau ihren Lippenstift bei ihr vergessen hat. Mrs. Malloy ist gerade in der Detektivagentur ihres neuen Arbeitgebers, der verreist ist. Und als der verspätete 6.00 Uhr-Termin auftaucht, Lady Krumley, beschließt Roxie Malloy, dass sie und Ellie diesen Fall lösen werden. Ihre Ladyschaft meint, ein Fluch läge auf der Familie, denn viele ihrer Verwandten haben innerhalb kürzester Zeit das Zeitliche gesegnet. Und all das nur, weil Lady Krumley vor vielen Jahren ein Hausmädchen vor die Tür gesetzt hat, das sie verdächtigt hat, ihre Brosche gestohlen zu haben. Zudem war das Hausmädchen schwanger, böse Zungen behaupten, der Hilfsgärtner sei der Vater, aber auch seine Lordschaft kam in Frage. Nun ist die Brosche wieder aufgetaucht und die Lady will das uneheliche Kind des Hausmädchens finden, um alles wieder gut zu machen und den Fluch zu brechen. Vielleicht wäre noch zu erwähnen, dass die kürzlich verblichenen Verwandten schon ein recht hohes Alter erreicht hatten...

Von Dorothy Cannell hatte ich schon gehört, aber ich konnte mir keine so rechte Vorstellung davon machen, was mich beim Lesen erwarten würde. Denn was alle Beschreibungen meines Erachtens unter den Tisch fallen lassen: Die Krimis um Ellie Haskell gehören eindeutig in die skurrile Ecke. Nicht ganz so abgedreht wie die Balaclava-Serie von Charlotte MacLeod, da geht es noch etwas überspitzter zu, aber dennoch ausreichend unrealistisch, als dass man ein Schmunzeln nicht verbergen kann. Wie die beiden Pseudo-Detektivinnen miteinander umgehen ist schon ganz lustig. Dem Klappentext nach hat Ellie Haskell schon mehrere Fälle hinter sich, doch die beiden gehen derart amateurhaft ans Werk, als hätte es die vorangegangen Abenteuer nie gegeben. Eine Tatsache, die mich als passionierten Krimileser ein wenig stutzig macht. Selbst Hobby-Detektive greifen auf ihren Erfahrungsschatz zurück und in den Büchern wird Bezug auf die vergangen Fälle genommen. Sei's drum, es hat das Lesevergnügen nur wenig beeinträchtig.

Der Fall an sich ist dünn, denn es geht hauptsächlich um die Suche nach der verschollenen Tochter des Hausmädchens, die Todesfälle stehen gar nicht im Mittelpunkt des Interesses. Ellie und ihre Putzfrau bleiben im seichten Gewässer und begeben sich nicht in Gefahr. Nachdem die Handlung mehr oder weniger dahin plätscherte und man dennoch erfolgreich von Dorothy Cannell an der Nase herumgeführt wurde (sie dirigiert den Leser mit kleinen Andeutungen wie es ihr beliebt), kommt der große Showdown ganz im klassischen Stil daher: Alle Verdächtigen werden in einem Raum versammelt und am besten soll sich der Täter durch unüberlegtes Handeln selbst outen - Agatha Christie lässt grüßen. Tja, das Motiv war mir zwar nicht ganz klar, aber für Überraschung war gesorgt...

"Wisch und weg" ist zwar kein Super-Thriller, aber hat für ein paar vergnügliche Stunden gesorgt. Fazit: Kurzweilige Unterhaltung auf mittlerem Niveau für Liebhaber des skurrilen Krimis!

Wisch und weg

Dorothy Cannell, Ullstein

Wisch und weg

Deine Meinung zu »Wisch und weg«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Dr. Drewnioks
mörderische Schattenseiten

Krimi-Couch Redakteur Dr. Michael Drewniok öffnet sein privates Bücherarchiv, das mittlerweile 11.000 Bände umfasst. Kommen Sie mit auf eine spannende und amüsante kleine Zeitreise, die mit viel nostalgischem Charme, skurrilen und amüsanten Anekdoten aufwartet. Willkommen bei „Dr. Drewnioks mörderische Schattenseiten“.

mehr erfahren