Femmes Fatales
- Econ
- Erschienen: Januar 1995
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- New York: Bantam, 1992, Titel: 'Femmes Fatal', Seiten: 298, Originalsprache
- Düsseldorf: Econ, 1995, Seiten: 336, Übersetzt: Brigitta Merschmann
- Düsseldorf: Econ, 1998, Seiten: 336
- Berlin: Ullstein, 2005, Seiten: 336
Fully female - nichts für Männer
Willkommen meine Damen! Möchten sie sich ganz und gar weiblich fühlen - fully female? Ist ihre Ehe in einer Sackgasse, begehrt ihr Mann eine andere, möchten sie das Feuer neu entfachen?
Ich fühlte mich von dieser Werbung angesprochen. Nicht dass mein Ehemann Bentley eine Andere begehren würde, aber ich fühlte mich nicht mehr gut genug für ihn. Ich, Ellie Haskell, frischgebackene Mutter von Zwillingen war nach deren Geburt FETT geworden und Ben war anziehender denn je. Als meine Putzfrau Mrs. Malloy in meinem Salon ihrem Leben ein Ende setzen wollte, weil sie sich in den Leichenbestatter unserer Gemeinde verliebt hat und er sich ihren Umgarnungskünsten widersetzte, schleppte ich sie aus Verzweiflung zu "Fully Female". Neben Kräutertinkturen, Gesprächsrunden und Gymnastik gab es dort das für alle Mitglieder unverzichtbare Fully-Female-Handbuch, das ich Kapitel für Kapitel durcharbeitete, doch muss sagen: meine Verführungskünste endeten in einer Katastrophe. Immerhin konnte ich an besagtem Abend verhindern, dass unser Dorfarzt seine Frau um die Ecke brachte, weil sie durch Fully Female quasi sexsüchtig geworden war. Auch Jacqueline Diamond, eine Mitstreiterin, absolvierte ihre Hausaufgabe nicht erfolgreich: Ihr Ehemann, der Retter des Kinderspielzeugs - uns allen bekannt aus dem Fernsehen, verfehlte beim Sprung vom Schrank das Bett, wo seine Frau gerettet werden wollte, und bezahlte diesen Fehltritt mit dem Leben. Und Mrs. Hufnagle bekam das Bad mit dem Elektrogerät nicht. Vibratoren sind einfach nicht geeignet für die Badewanne. Und als dann noch ein dritter Todesfall... Stop, ich will nicht vorgreifen, lesen sie selbst, wie die Geschichte weitergeht.
Da "Femmes fatales" mein zweiter Roman war, in dem Ellie Haskell mit ihrer Putzfrau Mrs. Malloy ihr Unwesen treibt, war ich vorbereitet. Es ist eindeutig skurril, was einen hier erwartet. Die meiste Zeit wird sich der Leser fragen, wo der versprochene Krimi geblieben ist und was das alles eigentlich soll, denn lange Zeit passiert fast gar nichts außer Fully Female Besuchen. Die beiden sind keine richtigen Amateurdetektivinnen, wie man sie in anderen Büchern trifft, und das ist zunächst auch gar nicht notwendig, denn ein Mord geschieht nicht so bald. Im Endeffekt stolpern die beiden von einer Situation in die nächste. Zunächst war ich ärgerlich, amüsiert ärgerlich, dann nur noch amüsiert und dann gespannt darauf, wie es weitergeht.
Das Ende war zwar reichlich klischeebehaftet konstruiert, aber auch kaum vorhersehbar, was aber eher an der Grundeinstellung der Geschichte liegt und nicht daran, dass es der Autorin an Einfällen mangelt. So ziemlich alles ist an den Haaren herbeigezogen, da muss man sich nicht über das Ende wundern. Es wäre schlimmer gewesen, wenn man vorher gewusst hätte, worauf alles hinausläuft.
Schlicht ist der vorliegende Roman kaum, was man vielleicht anhand der Inhaltsangabe denken würde. Insbesondere die Sprache und der Witz sind recht ausgefeilt, nur teilweise platt und auf der anderen Seite sogar anspruchsvoll. In welchem Zusammenhang nun Usurpatoren und Nepotismus erwähnt wurden, ist mir entfallen, gewundert habe ich mich über die Wortwahl allerdings. Gut gefallen hat mir der folgende Vergleich:
"Lächerlich, dieses Gefühl, das Frauen haben - dass sie dem Mister am Ende des Tages ein Zeugnis vorlegen müssen... Die Behavioristen können so oft sagen, wie sie wollen, dass solche Dinge milieubegründet sind, ich weiß, es ist keine Sache der Biologie. Wenn der Höhlenmann heimkam und überall noch Knochen vom Frühstück herumliegen sah, wollte er wissen, warum, aber frag ihn nicht, ob er den Bären, den er nach Hause geschleppt hat, selbst gefangen hat oder ihn beim Steinpoker mit den Kumpels gewonnen hat." (S. 219)
Also: Wenn du, lieber Leser, ein Mann bist, dann wirst du sicherlich keinen Geschmack an diesem Buch finden. Wenn das alles nicht so viel Sinn ergeben muss, was du, liebe Leserin, dir zu Gemüte führen willst, wenn du vor dich hin schmunzeln möchtest und dich ein paar Fragezeichen auf deiner Stirn ab und zu nicht stören, dann lass dich unterhalten - fully female.
Dorothy Cannell, Econ
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