Blutwette

  • audio media
  • Erschienen: Januar 2018
  • 2
  • München: audio media, 2018, Seiten: 6, Übersetzt: Julia Fischer
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Andreas Kurth
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2018

Kicker, Kommissare und ein toter Boxer

Das Team der Frankfurter Kriminal-Kommissarin Julia Durant wird zum Schauplatz eines vermeintlichen Selbstmords gerufen. Die erfahrene Ermittlerin hat eigentlich gerade andere Dinge im Kopf, denn zwei Tage zuvor ist ihr Vater gestorben. Sie will daher nicht zu großen Elan in den Fall legen, fragt sich aber, warum der ehemalige Boxer, dessen Frau schwanger ist, Suizid begangen haben soll.

Doch bei den Ermittlungen wird es schnell kompliziert. Die Frau des Mordopfers hatte ein Verhältnis mit einem im Haus wohnenden Arzt - der möglicherweise der Vaters des Kindes und damit verdächtig ist.

Es gibt eine schwer zu durchschauende Verbindung ins Fan-Milieu der Frankfurter Eintracht. Kommissar Peter Kullmer hat entsprechende Verbindungen und geht in einen Undercover-Einsatz, der völlig aus dem Ruder läuft. Julia Durant und ihr Team stehen plötzlich mächtig unter Druck.

Verlag baut weiter auf die größere Zugkraft von Franz

Wenn die Romane eines bekannten Autoren von einem anderen zu Ende geschrieben werden, und dieser zweite Autor dann auch noch die Reihe im Namen des Verstorbenen fortsetzt, kann man zunächst durchaus skeptisch sein. Ich gebe zu, einer der Skeptiker gewesen zu sein, als Daniel Holbe sich vor rund sieben Jahren anschickte, das Werk von Andreas Franz fortzusetzen, vor allem die Reihe um die schier unverwüstliche Kommissarin Julia Durant. Doch mittlerweile muss ich ihm zugestehen, seine Sache - auch im Sinne von Andreas Franz - recht gut zu machen.

Zwei Romane der Julia-Durant-Reihe hat Holbe nach Skizzen des Verstorbenen fertig gestellt. Blutwette ist der mittlerweile fünfte Roman, den Holbe alleine geschrieben hat. Aber auf den Bücher ist immer noch übergroß der Name Andreas Franz ausgedruckt. Offenbar baut der Verlag nach wie vor auf die größere Zugkraft von Franz.

Dem ersten Buch nach dem Tod von Andreas Franz, Todesmelodie, habe ich damals 60 Grad gegeben, mit der Anmerkung: Mit neuem Co-Autor: Wie gewohnt, nur schlechter. 435 Leser-Stimmen haben bis heute eine durchschnittliche Bewertung von 52 Grad erbracht.

Andreas-Franz-Sound wird ziemlich perfekt getroffen

Das hat sich nach dem offenbar holperigen ersten Schritt gebessert, seither wurden fünf Bücher aufgelegt, und von den - gemeinhin als kritisch bekannten - Lesern der Krimi-Couch im Durchschnitt mit 77 bis 88 Grad bewertet - allerdings mit fallender Tendenz. Blutwette liegt, während ich diese Zeilen schreibe, bei einem Schnitt von 65 Grad, allerdings bei bislang nur acht Stimmen. Es wird interessant sein zu beobachten, wie sich das entwickelt.

Die Bücher von Andreas Franz haben traditionell hohe Bewertungen von den Lesern bekommen, bei enormer Beteiligung.

Zahlreiche Rezensenten-Kollegen haben ihm aber vorgeworfen, sprachlich eher schlicht unterwegs gewesen zu sein. Wenn ich jetzt also feststelle, dass Daniel Holbe den speziellen Andreas-Franz-Sound ziemlich perfekt trifft, wird das für manchen Kritiker kein tatsächliches Lob sein. Diese hochnäsiger Haltung manches Kollegen halte ich jedoch für abgehoben und arrogant.

Der Promi-Faktor bringt zusätzliche Würze

Andreas Franz - und jetzt eben Daniel Holbe - hat mit seiner Art zu schreiben den Geschmack zahlreicher Leser getroffen, sonst wären die hohen Auflagen nicht zu erklären. Ob Holbe die Recherche-Methoden von Franz auch fortsetzt, ist mir nicht bekannt. Andreas Franz habe ich persönlich mehrfach getroffen, und er hat gerne von seinen guten Kontakten zur Polizei und zu einzelnen Fahndern erzählt.

Es war eine seiner Spezialitäten, reale Ereignisse, über die ihm Polizisten berichtet haben, in seine Romane einzubauen. Bei Blutwette wirkt der Plot an einigen Stellen auch wie aus dem realen Leben entnommen. Über das sprachliche Niveau kann man immer lange diskutieren, aber die Spannung, die von Holbe aufgebaut wird, macht die Geschicht schon lesenswert. Und ein wenig Promi-Faktor, hier durch einen fiktiven Profi-Fußballer der Frankfurter Eintracht, bringt zusätzliche Würze. Die insgesamt verwickelte Geschichte ist auch noch mit Informationshäppchen zu alten Fällen angereichert.

Mit Sabine Kaufmann ist die Nachfolgerin schon da

Der erste Roman aus der Reihe um Julia Durant erschien 1996. Die Kommissarin ist also schon 22 Jahre in der fiktiven Krimi-Welt von Andreas Franz und Daniel Holbe unterwegs. Mir hat gefallen, dass sie als Figur nicht nur gealtert ist, sondern eben auch entwickelt wurde.

Der Tod ihres Vaters nimmt nun nicht so großen Raum in der Geschichte ein, aber es wird mehr als deutlich, wie sie unter dem Verlust leidet. Holbe hat glaubwürdig dargestellt, dass sie in dieser Ermittlung nicht die ganz zentrale Rolle spielt.

Für Fans der Reihe ist es aber wahrscheinlich auch völlig in Ordnung, dass Frank Hellmer und Peter Kullmer, die alten Weggefährten, in die Bresche springen. Durch den Ausflug in die Zuständigkeit der Offenbacher Kripo wird ja sogar Peter Brandt ins Boot geholt, zu dem es nach dem Tod von Andreas Franz keine Fortsetzung mehr gegeben hat.

Alles in allem eine gute, lesenswerte Geschichte von Daniel Holbe. Die Frage ist allerdings, wie lange trägt die Figur der Julia Durant noch? Der eine oder andere Fortsetzungsband ist sicher möglich. Mit Sabine Kaufmann hat der Autor bereits eine eigene, neue Figur entworfen. Die erste zwei Bücher wurden vom Publikum mehr als wohlvollend bewertet, für 2019 ist der dritte Band avisiert. Sabine Kaufmann war einst eine Mitarbeiterin von Julia Durant, vermutlich wird sie diese irgendwann komplett ablösen. Aber einige Durant-Bücher wird es zuvor wohl noch geben - und das ist auch gut so.

Blutwette

Andreas Franz, audio media

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