Hybris

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2018
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  • Kopenhagen: People's Press, 2016, Titel: 'Enhjørningen', Seiten: 333, Originalsprache
  • München: Heyne, 2018, Seiten: 384, Übersetzt: Maike Dörries
Hybris
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Jörg Kijanski
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonDez 2018

Auf der Suche nach dem perfekten Kind

Michael Sander hatte zuletzt einen Auftrag, der ihn nach Kaschmir führte. Dort sollte er Silas, den Sohn des Milliardärs Bertram Monell finden. Nachdem Silas wegen eines Drogendeliktes festgenommen wurde, nahm er sich im Gefängnis das Leben.

Anschließend bittet Monell Sanders, sich in der Firmenzentrale seines Imperiums in Paris umzusehen, da es dort zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. In seinem Pariser Hotel lernt Sander die attraktive Rose kennen und verbringt eine verhängnisvolle Nacht mit ihr.

15 Monate später. Die Ehe zwischen Sander und seiner Frau, der Polizeiinspektorin Lene Jensen, hat aufgrund des Fehltritts in Frankreich ihren Tiefpunkt erreicht. Die Scheidung steht an, doch zunächst soll Jensen einen aktuellen Mordfall aufklären. Eine junge Asiatin, Maria de la Reyes, wurde in einem Waldstück bei Kalundborg angeschosen und erlag ihren Verletzungen. Die Obduktion ergab, dass die junge Frau vor rund drei Monaten ein Baby zur Welt gebracht hat.

Michael Sander zieht derweil im Elternhaus bei seiner Schwester Ida ein und übernimmt, um irgendeine Beschäftigung zu haben, die ihn von seinen Eheproblemen ablenkt, einen spektakulären Fall. Jacob Winther bittet ihn, seine Freundin Bettina Horst zu finden. Horst, eine weltbekannte Geigerin verschwand nach einem Konzert vor anderthalb Jahren spurlos.

Namhafte Ermittler und Polizeibehörden suchten ergebnislos nach ihr, der Fall gilt als unlösbar. Sander kommt zunächst nicht voran, doch dann entdeckt er eine Spue, die ihn zu einer Privatklinik führt. Diese hilft bei Kinderlosigkeit ihren gutbetuchten Kunden. Auch Jensens Ermittlungen führen zu der Klinik und so kommen beide einem schrecklichen Verbrechen auf die Spur, welches ihr eigenes Leben endgültig auf den Kopf stellt …

Packender Mainstream für Genrefans

Wäre ein perfektes Kind nicht der Traum aller Eltern? Keine Krankheiten, nur die besten Gene, Traum oder Albtraum, je nach Sichtweise. Angefangen über die Rassenhygiene im Dritten Reich bis in die Genetik der Neuzeit gab es schon etliche Kriminalromane und Thriller, die sich mit diesen Fragen auseinandersetzten. Ilkka Remes »Das Erbe des Bösen« (2007) oder Peter James »Nur dein Leben« (2011) sind dabei nur zwei Beispiele (ein gutes und ein schlechtes), wie sich international renommierte Autoren mit dem Thema auf sehr unterschiedliche Weise beschäftigten. Nun hat sich also der dänische Autor Steffen Jacobsen des Themas angenommen und bereichert es mit neuen Facetten.

»Ich kann nicht mehr dazu sagen, als dass Michael …das ist mein Mann …offenbar davon ausgeht, dass meine Ermittlungen in irgendeiner Form etwas mit Bettina Horsts Verschwinden zu tun haben. Intuitive Kombinationsgabe ist sein Warenzeichen. Er ist konkurrenzlos in seiner Branche.«
»Hört sich interessant an.«
»Er ist ein verdammter Idiot, und ich hasse ihn.«

Inhaltlich soll an dieser Stelle gar nicht viel mehr verraten werden, denn wer hinter dem ganzen Aufwand steckt, ist ohnehin schon reichlich früh erkennbar. Durch einige Wendungen gelingt zwar noch die eine oder andere (kleine) Überraschung, jedoch hat der Autor in der »zweiten Hälfte« seines neuen Romans schon längst umgeschaltet.

Der Hintergrund ist weitgehend aufgeklärt, jetzt muss Action her. Davon gibt es reichlich, nachdem sich zuvor die Ermittlungen von Jensen und Sander – wie üblich aus jeweils wechselnden Perspektiven erzählt – kreuzten, um das langgezogene Finale einzuläuten. Mehr Action als Spannung, sprachlich und logisch nicht immer überzeugend, aber mit interessanten Einblicken in die eingangs geschilderte Ausgangsthematik.

Das verkorkste Privatleben der beiden Protagonisten kommt selbstredend nicht zu kurz, schließlich ist »Hybris« bereits der vierte Fall der beiden Ermittler, und so bleibt die Frage, ob sie am Ende dann doch noch irgendwie wieder zueinander finden und die Reihe einen fünften Teil erfahren wird?

Leider hat der Autor auch hier die offensichtlichste Variante gewählt, wie überhaupt sehr viel aus dem Baukasten für Kriminalromane entnommen wurde. Mainstream, nicht mehr, nicht weniger. Wem das nichts ausmacht, der findet hier einen leicht konsumierbaren Thriller mit ordentlich Action. Genrefans dürfen zugreifen.

Hybris

Steffen Jacobsen, Heyne

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