Begraben

  • Heyne
  • Erschienen: Januar 2019
  • 3
  • London: Century, 2017, Titel: 'The bone field', Seiten: 393, Originalsprache
  • München: Heyne, 2019, Seiten: 480, Übersetzt: Conny Lösch
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Carola Krauße-Reim
70°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2019

Auftakt zu einer neuen Reihe?

Seit über zehn Jahren begeistert Simon Kernick die Thriller-Welt mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen. Genaue Recherche und Glaubwürdigkeit gepaart mit höchster Spannung machen seine Geschichten aus und brachten ihm so manche Preis-Nominierung ein. Doch mit „Begraben“ hat er kein Meisterwerk abgeliefert.

Alte Bekannte und wiederkehrende Charaktere

Die Hauptperson in „Begraben“ ist der britische Ermittler Detective Sergant Ray Mason. Von ihm weiß man nicht viel. Sein Hintergrund wird nur angerissen, sein Charakter ist nicht richtig einzuordnen. Er eckt immer wieder bei seinen Vorgesetzten und seiner Umwelt an, und scheint in Polizei-Kreisen nicht sehr beliebt zu sein. Sein Gerechtigkeitssinn geht nicht immer konform mit dem Gesetz, soll heißen, er übt ohne mit der Wimper zu zucken Selbstjustiz, wenn er es für angemessen erachtet.

Das Ganze erinnert doch sehr an Dennis Milne, ein weiterer Protagonist aus Kernicks Feder. Gleicher Charakter - anderer Name. Und eine weitere Bekannte tritt in „Begraben“ auf den Plan – Tina Boyd. Zwischenzeitlich aus dem Polizeidienst ausgeschieden, wird ausgerechnet sie als Privatermittlerin in den Fall hineingezogen. Hier hat sich Kernick doch sehr an altem Stoff orientiert.

Neue und frische Charaktere sind zwar immer ein Wagnis, wenn der Leser die alten gut angenommen hat, aber nur die Namen auszutauschen, um dann wieder die gleichen Typen zu erschaffen und die dann auch noch an die Seite alter Bekannter zu stellen – nein – hier sollte der Autor dem Leser mehr Flexibilität zutrauen und einmal etwas Neues wagen.

Nur altbewährtes Muster und ein bisschen Spannung

Das Gleiche gilt für den gesamten Aufbau des Buches. Wieder einmal benutzt Kernick zwei Perspektiven. Ray Mason fungiert als Ich-Erzähler. Immer wenn er ins Geschehen eingreift, sehen wir alles durch seine Augen. Alles andere wird von einem neutralen Erzähler geschildert. Auch das ist ein altbewährtes Muster in Kernicks Büchern.

Anscheinend schreibt der Autor nach dem Motto „Never change a running system“, aber, ich finde es doch einfallslos, immer in die gleiche Kerbe zu schlagen. Auch die ständigen Andeutungen am Ende eines Kapitels, wie, „Ein Versprechen, das mich in die Hölle führte“ oder „Doch auch darin irrte ich mich. Gründlich“, sind nur nervig. Wenn eine Geschichte spannend ist, braucht der Leser keine solch effektheischenden Anspielungen, um am Ball zu bleiben.

Doch beim Thema Spannung köchelt Kernick diesmal auf kleinerer Flamme als sonst. Zu sehr stehen Mason, Boyd und der bedauernswerte Ramon im Vordergrund. Die Auffindung der Knochen und die daraus resultierenden Ermittlungen sind nur der Aufhänger, um die Protagonisten einzuführen und die Sachlage für Folge-Thriller zu klären.

Dementsprechend flacht die Spannung immer ab, wenn sich die persönlichen Probleme in den Vordergrund drängen und der eigentliche Fall nicht voran getrieben wird. So gleicht der Spannungsbogen einer Zickzackkurve und lässt den Leser mit dem finalen Cliffhänger etwas ratlos zurück. Denn da, wo „Begraben“ aufhört, fängt die eigentliche Geschichte erst an.

Der Leser weiß nun, dass das organisierte Verbrechen, genauso wie okkulte Machenschaften eine Rolle spielen, doch das war‘s dann auch. Wer also die Auflösung und den Mörder kennen will, muss geduldig auf die Fortsetzung warten. Auch ein Mittel, um Bücher zu verkaufen.

Fazit:

Ich bin von „Begraben“ enttäuscht. Simon Kernick wird als „Vollgas-Autor“ bezeichnet, der „Popcorn-Kino im Kopf“ erzeugt. Davon habe ich beim Lesen wenig gemerkt. Vielleicht läuft der Autor in der mit Sicherheit kommenden Fortsetzung wieder zu alter Stärke auf, da jetzt die Lage geklärt ist, Mason und Boyd nun wirklich ermitteln können und der Leser dann endlich tiefer in den Fall eintauchen kann. Eingefleischte Kernick-Fans werden meine Einschätzung vielleicht anders sehen, aber immerhin sind wir uns einig, dass es sich lohnen wird, die Fortsetzung zu lesen.

Begraben

Simon Kernick, Heyne

Begraben

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