Die Zügellosen

  • Droemer
  • Erschienen: September 2018
  • 1
  • New York: Farrar, Straus and Giroux, 2017, Titel: 'You belong to me', Seiten: 324, Originalsprache
  • München: Droemer, 2018, Seiten: 416, Übersetzt: Anke & Eberhard Kreutzer
Die Zügellosen
Die Zügellosen
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Sabine Bongenberg
40°1001

Krimi-Couch Rezension vonJun 2019

Zwischen den Beschreibungen steckt wenig Thriller

Paul Reeves lebt in New York und sammelt alte Stadtpläne der Metropole. Die Wohnung gegenüber gehört dem aufstrebendem Geschäftsmann Ahmed Mehraz und seiner Frau Jennifer. Als ein besonderes Exemplar eines Stadtplans zur Versteigerung aufgerufen wird, nimmt Paul seine Nachbarin mit. Noch bevor die Auktion beginnt, betritt ein fremder Mann den Saal, dem Jennifer wortlos um den Hals fällt und dann mit ihm verschwindet. Wenig später bittet Jennifer Paul, diesen Mann in seinem Elternhaus zu verstecken. Paul tut ihr den Gefallen und gerät zwischen die Fronten der Dreiecksbeziehung, die nicht nur ein Menschenleben fordert.

Auf dem Titelbild wird ein Thriller versprochen, auf der Rückseite von den Abgründen der Stadt gesprochen. Das klingt vielversprechend, was aber leider nicht eingehalten wird. Statt eines spannenden Pageturners erwarten den Leser seitenweise Beschreibungen von Stadtplänen und ihrer Geschichte. Das ist interessant, aber trägt nicht dazu bei, die Erzählung voranzutreiben.

Der Ausgang ist viel zu früh bekannt

Zu früh weiß man, wie und was passiert. Und vor allem wer es getan hat. Das ist alles zu offensichtlich, da kann auch das Ende nicht versöhnen. Außerdem ist es für einen Thriller etwas mager, wenn erst die letzten 50 Seiten von über 400 einigermaßen spannend sind.

Der Leser erfährt zwar einiges über die Protagonisten, aber wirklich nah kommt man ihnen nicht. Sie bleiben seltsam farblos und blutarm. Die Beschreibungen sind detailliert, wirken aber distanziert, so dass es schwer ist, in die Geschichte reinzukommen. Das liegt wahrscheinlich an der Art und Weise, denn seitenweise werden Satz für Satz die Angaben heruntergeleiert, als wolle der Autor alles erwähnen, aber schnell damit fertig sein.

Die Logik lässt mehrfach zu Wünschen übrig

An einigen Stellen lässt auch die Logik zu wünschen übrig, zum Beispiel als Paul nach dem Überfall auf Billy zu seinem Elternhaus fährt. Er findet Indizien für einen Einbruch, durchsucht aber nicht die obere Etage, ruft nur nach oben und gibt sich mit keiner Antwort zufrieden. Manche Schlüsse werden nur gezogen, weil man davon weiß, was man von den Figuren aber nicht erwarten könnte. So auch als Billys Vater auftaucht und Paul an seinem Elternhaus aufspürt. Wie hat er das bewerkstelligen können, obwohl er zu Beginn nicht mal Jennifers Nachnamen wusste?

Generell wirkt der Roman eher wie ein Essay über verschiedene Themen wie Stadtpläne oder New York oder selbst ein profanes Fitnessstudio. Dadurch wird aber die Handlung auseinander gefasert, so dass keine Spannungskurve entstehen kann. Selbst plötzliche Aufbrüche des Geschehens wie Ahmeds Brief enthält wenig Spektakuläres. Das ist enttäuschend. Der Fortgang der Handlung ist erkennbar, so dass man als Leser erst noch hofft, dass es anders sein möge, was aber dann doch nicht der Fall ist.

Fazit:

Wer gerne Krimis und Thriller liest oder Filme dieses Genres anschaut, erlebt mit diesem Roman kein Highlight. Alles ist bekannt und wirkt nicht überraschend. Man wartet lange auf eine Handlung, die aber zu sehr von den Aneinanderreihungen der Beschreibungen zerrissen wird.

Die Zügellosen

Colin Harrison, Droemer

Die Zügellosen

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