Wähle den Tod

  • Knaur
  • Erschienen: Juli 2018
  • 5
  • München: Knaur, 2018, Seiten: 336, Originalsprache
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Jörg Kijanski
60°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2019

Viele Cliffhanger, begrenzte Spannung

Jana ist mit dem Bundestagsabgeordneten Hannes Langenfeld verheiratet und hat zwei Kinder namens Kim und Max. Eigentlich ein Bilderbuchleben, gäbe es da nicht eine dunkle Vergangenheit. Aber auch die vermeintlich perfekte Gegenwart meint es momentan nicht gut mit Jana, denn es gibt Stress mit Henry, ihrem Liebhaber, den sie kurzerhand abserviert, da sie ihr wackeliges Eheglück nicht weiter riskieren möchte. Dann wird Bennie, der Hund der Familie, erstochen. Wenig später sogar ein Mensch, zudem verschwinden Kim und Max. Jana erhält mysteriöse Nachrichten und begreift, dass jemand aus einer längst vergessenen Zeit auf Rache aus ist. Nur wer und warum?

Für die tägliche Bahnfahrt zur Arbeit geeigneter Lesestoff

Hund Bennie stirbt, die Kinder verschwinden. Das erfährt man auf dem Buchrücken und kaum ist das tatsächlich geschehen, befindet man sich schon fast auf Seite zweihundert (es folgen nur noch hundert weitere). Die Sidestory mit Liebhaber Henry kommt ergänzend hinzu, ebenso die verständliche Reaktion von Ehemann Hannes, der kurzerhand die Wohnung verlässt. Bis dahin wird die Spannung des Plots von der Frage getragen, wer will sich wofür rächen sowie - zumindest teilweise -  von der Frage, mit wem die 14-jährige Kim da eigentlich chattet und sich an einem einsamen Ort verabdredet? Das erfährt man wenig später und erlebt dabei tatsächlich erste „Überraschungen“.

Zunächst hatte man eher mit Fragen zu kämpfen; warum zum Beispiel der Abgeordnete nicht kurzerhand die untreue Ehefrau hinauswirft, statt selber auszuziehen? Auch Janas Verhalten erscheint recht unlogisch, denn den Tod des Hundes hätte sie ja der Polizei melden können (eigentlich müssen), stattdessen erzählt sie den Kindern, er sei ihr weggelaufen. Die „Begründung“ hierfür überzeugt nicht, so dass man schon zu Beginn der Handlung als Leser großzügig ein Auge zudrücken muss, wenngleich zahlreiche – teils gekonnte – Cliffhanger für einen Ausgleich sorgen.

Die „Überraschung“, also jenes auslösende Momentum der Vergangenheit, führt zurück in das Jahr 1989, das Jahr des Mauerfalls. Mehr soll, kann und darf hier nicht verraten werden, denn dann wäre die Spannung der ersten 200 Seiten wohl ganz dahin. Solange spielt sich ein Albtraum mit einigen Schock-Elementen für Jana ab, die den Leser aber überraschend kalt lassen. Jana ist eine notorische Lügnerin, dies bleibt sie bis zum Schluss, so dass es dem Leser schwer fällt, sie sympathisch zu finden.

Im Gegenteil, es wird schlimmer, je aussichtsloser die Lage ist. Zudem hat sie immer wieder schreckliche Angst; um ihre Kinder, ihre Ehe, vor allem aber darum, dass ihr Geheimnis gelüftet werden könnte. Diese Angst führt soweit, dass sie diese ständig wiederholt, ihre Gedankengänge also mehrfach zum Besten gibt. Das erhöht nicht den Lesegenuss, sondern nervt zumindest geringfügig (wenngleich ihre Sorgen um die Kinder natürlich verständlich sind). Überhaupt ist die Sprache der Autorin im vorliegenden Buch auffallend simpel. Kaum ein Satz zieht sich über drei, vier Zeilen, bloß kein Komma zu viel. Je schlichter desto besser, scheint das Motto zu lauten; allein, man kann es halt auch anders sehen.

Fazit:

Die Sprache ist so überschauber wie der Spannungsbogen, erst im letzten Drittel droht die Situation (in jeder Hinsicht) zu eskalieren. Wer einen sehr kurzweiligen (einfach verständlichen) Thriller sucht, den man vor allem bei Gelegenheiten sehr gut lesen kann, in denen man möglicherweise häufiger abgelenkt wird - beispielsweise auf der täglichen Bahnfahrt zur Arbeit durch die mitreisenden Fahrgäste -, der mag hier einen Versuch wagen, denn große Konzentration ist nicht gefordert. Das „auslösende Ereignis“ und dessen Konsequenzen sind durchaus interessant, allerdings hat die Umsetzung - wie dargestellt - ihre Schwächen.

Wähle den Tod

Jutta Maria Herrmann, Knaur

Wähle den Tod

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