Messerscharf
- Fischer
- Erschienen: Januar 2000
- 11
- Frankfurt am Main: Fischer, 2000, Seiten: 249, Originalsprache
- Reinbek bei Hamburg: Rowohlt, 2011, Seiten: 300, Originalsprache
Fesselnder Thriller aus deutschen Landen
Die Kriminalbeamtin des BKA Barbara Pross steckt in einer tiefen Depression, nachdem die Ermittlungen bei einer Serienstraftat zunächst in eine falsche Richtung liefen, so dass der Tod eines weiteren Opfers nicht verhindert werden konnte. Sie ließ sich für ein Jahr beurlauben und gammelt nun den lieben langen Tag herum, meist in Gesellschaft der Penner und Obdachlosen am Frankfurter Bahnhof. Als sie durch eine Schlagzeile einer Zeitung auf den Fund einer Leiche in Düsseldorf aufmerksam gemacht wird (offensichtlich das Opfer eines Serienstraftäters - das Spezialgebiet von Barbara Pross), kauft sie sich impulsiv eine Bahnfahrkarte in die Stadt am Rhein. Dort wird sie von einer Obdachlosen zu ihrem Schlafplatz mitgenommen und stellt am nächsten morgen fest, dass ihr Geldbeutel und Papiere von eben dieser Person gestohlen wurden. Nun ist die Not groß.
In einer Kneipe will sie sich aufwärmen. Eine Anmache wehrt sie ab, doch sie wird ein zweites Mal angesprochen. Thomas Hielmann ist aber nicht auf Sex aus, das merkt sie schon. Nach kurzem Zögern nimmt sie sein Angebot an, die Nacht in seinem Gästezimmer zu verbringen. Bei dieser einen Nacht bleibt es nicht, es geht ihr zunehmend besser und sie genießt es fast, dass er ihr keine Fragen stellt. Nach ca. einer Woche ist Thomas nicht wie gewohnt in der Wohnung und Barbara wendet sich an seinen Bruder. Von dem erfährt sie, dass Thomas verhaftet wurde, da er verdächtigt wird, der Mörder der toten Frauen zu sein. Die Opfer haben wie Barbara vor ihrem Tod bei ihm Unterschlupf gefunden. Gleichzeitig erfährt sie, dass die Leiche der Obdachlosen gefunden wurde, bei der sie in der ersten Nacht Zuflucht fand. Bei ihr wurde der Ausweis von Barbara Pross entdeckt. Nun muss sie sich wohl bei ihren Ex-Kollegen melden. Sie kann sich nur schlecht vorstellen, dass ihr Wohltäter etwas mit den Morden zu tun hat, obwohl es schon unheimlich ist, dass alle Frauen Kontakt mit ihm hatten. Sie bietet ihrem Kollegen und Ex-Freund Philip an, dass sie quasi Undercover bei Hielmann ermittelt. Die Sache wird allerdings noch viel komplizierter...
Der Klappentext macht Appetit auf die Geschichte um die BKA-Beamtin, das klingt alles recht interessant, doch je tiefer man in die Geschichte einsteigt, desto mehr muss man den Kopf schütteln. Das ging nicht nur mir so, sondern auch einem Freund, der das Buch eine Woche vor mir las. Wie unrealistisch! Es ist kaum vorstellbar, dass so etwas in Deutschland passiert. Und das ist wahrscheinlich der Knackpunkt. Ich habe bisher nur wenige deutsche Krimis gelesen und verfolge nur selten deutsche Krimi-Serien wie Tatort oder Polizeiruf 110 im Fernsehen. Daher folge ich ganz und gar meinem Schubladendenken: amerikanische Krimis können so unrealistisch sein, dass einem die Haare zu Berge stehen, das ist eben typisch für die Amerikaner. Auch bei den englischen Krimis werden oft Klischees bedient. Aber von einem deutschen Krimi erwartet man, dass er wirklich zeigt, wie Kriminalfälle hierzulande gelöst werden und da passt eine solche Geschichte nun gar nicht.
Lösen wir uns von diesen Vorurteilen und lesen einfach weiter, denn es ist spannend, was hier geboten wird. Die arme Beamtin wird doch nicht wirklich beim Mörder untergeschlüpft sein. Nein! Oder doch? Zunächst wird man hin und her gerissen, man muss ganz schnell lesen, damit man weiß, wie es weitergeht. Und irgendwann nach ca. einem Drittel, wenn man ganz fest nachdenkt, dann kommt man auch dazu, sich einen Verdächtigen auszusuchen (und bittet den, der das Buch schon gelesen hat, doch bitte zu verraten, ob die Vermutung stimmt, doch der will nichts sagen - schade). Na, am Schluss hat sich die Vermutung als richtig herausgestellt, auch wenn Silvia Kaffke den Leser hin- und herführt. Aber das ist auch nicht so schlimm, dazwischen wurde ich ja richtig unterhalten und habe hin und wieder an meiner Vermutung gezweifelt.
Ich habe den Krimi in einem Rutsch verschlungen. Die Geschichte ist absolut unrealistisch, doch das macht fast gar nichts, denn man wird derart gefesselt, das man über diese Tatsache fast hinwegsehen kann. Beim Lesen entstehen Bilder im Kopf, was ganz selten bei mir ist. Die Beschreibungen sind plastisch und der Stil ist absolut flüssig. Wer einen spannenden und unrealistischen Krimi aus Deutschland lesen möchte, dem sei hiermit "Messerscharf" ans Herz gelegt.
Silvia Kaffke, Fischer
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