Das korsische Begräbnis

  • Argon
  • Erschienen: Januar 2018
  • 3
  • Berlin: Argon, 2018, Seiten: 6, Übersetzt: Sascha Rotermund
Das korsische Begräbnis
Das korsische Begräbnis
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Nicole Goersch
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonMär 2018

Hollywood-Action auf einer Urlaubsinsel

Der Kriminalroman beginnt mit einem brutalen Mafiamord. Man erfährt nur bruchstückhaft, um wen es sich handelt, wer mordet und warum. Die aufkeimenden Fragen werden erst mal nicht beantwortet, denn es folgt ein Schwenk zu Autor Eric Marchand, der Hauptfigur der Geschichte. Auf wenigen Seiten lernt man ihn und sein Leben recht gut kennen und kann ihn so aufmerksam und realistisch begleiten.

Zwischendrin spitzen amüsante Szenen durch, deren Humor aus dem Leben gegriffen und keineswegs platt ist, zum Beispiel als Eric ein Auto mieten möchte. Sehr präzise und gut beobachtet sind die kleinen Details, die diesen Roman lesenswert machen.

"Alles an diesen Gebäuden sagte ihm, dass die Korsen gerne unter sich waren. Wer sich durch die rohe Einfachheit belästigt fühlte, konnte jederzeit wieder verschwinden."

Es ist offensichtlich, dass der Autor sich auf der Insel Korsika und mit seinen teilweise rätselhaften und verschlossenen Einwohnern auskennt. Die Mafia darf natürlich in dem Buch auch nicht fehlen. Auch hier zeichnet sich der Schriftsteller durch seine gute Recherchearbeit aus, wenn er etwa einen Zeitungsartikel über ein Café erwähnt, das der Treffpunkt einer mittlerweile nicht mehr existenten Mafiagruppierung war.

Autor hat eine Schwäche für actionlastige Szenen

Die Verfolgungsjagd des Vizebürgermeisters, die effektvoll im eher beschaulich anmutendem Ajaccio stattfindet, erinnert an Actionreißer à la Hollywood. Dafür scheint der Autor im weiteren Verlauf des Romans eine Schwäche zu haben, denn es bleibt nicht die einzige actionlastige Szene.

Die Erzählung indes baut sich langsam auf und verfolgt zwei Spuren: zum einen geht Eric seiner Familiengeschichte nach, zum anderen gibt es da die mafiöse Familie Santini, deren Mitglieder immer wieder auftauchen und Erics Wege kreuzen.

Kleinere Unachtsamkeiten trüben den guten Gesdamteindruck

Eric übernachtet in der Pension einer älteren Dame, die ihre Kaffeekränzchenfreundinnen einlädt, um ihren berühmten Gast zu präsentieren. Eine von ihnen hat violette Haare, heißt einmal Marielle, ein paar Seiten weiter jedoch Greta. Auch ändert sich das Material des Schmuckstücks, das Eric von seiner Mutter bekommen hat: einmal ist es aus Silber gearbeitet, dann wieder aus Gold.

Dafür sind die Charaktere liebevoll gezeichnet mit ihren verschrobenen Eigenwilligkeiten und fügen sich perfekt in das Bild der schroffen, schönen Insel. Hier wird noch viel Wert auf Traditionen gelegt, ob man deshalb die magische Seite so auskosten musste, mag jeder für sich entscheiden.

Eric spricht einmal davon, dass er keine losen Enden mag. Wenn es dem Leser ähnlich geht, wird er am Ende nicht enttäuscht werden. Ob sich das Buch allerdings als Urlaubslektüre eignet, darf angesichts der immer noch tätigen Mafia und des patriarchalischen Umfelds angezweifelt werden.

Autor wagt sich von der Fantasy zur Kriminalistik vor

Vitu Falconi, ein Pseudonym des Fantasy-Schriftstellers Thomas Thiemeyer, hat seinen ersten Kriminalroman vorgelegt. Das blitzt immer wieder durch, besonders wenn Laurine als Dorfheilerin auftritt. Es handelt sich um den ersten Teil einer Reihe um Eric Marchand; eine Leseprobe am Ende macht Appetit auf den zweiten Band, für den es noch keinen Veröffentlichungstermin gibt.

Potenzial nach oben ist zwar noch vorhanden, aber der Auftakt bietet kurzweilige Unterhaltung mit einer guten Portion Action und einer Prise Lokalpatriotismus.

Das korsische Begräbnis

Vitu Falconi, Argon

Das korsische Begräbnis

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