Insel 77

  • Amazon Publishing - Edition M
  • Erschienen: Januar 2018
  • 2
  • Seattle: Amazon Publishing - Edition M, 2018, Seiten: 272, Originalsprache
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Carola Krauße-Reim
90°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2018

 Nervenaufreibende Spannung mit kleinen Verschnaufpausen

"Die Suche" und "Die Wahrheit"

Diese zwei Kapitel gliedern die Geschichte. In ihnen gibt es immer wieder Rückblenden, die dem Leser das gerade Geschehene plausibler machen. Dadurch wird von der ersten Seite an eine Spannung aufgebaut, die sich durch den gesamten Text zieht und nur durch wenige etwas langatmigere Passagen geringfügig abgebremst wird. Das schadet aber in keiner Weise der Dramatik. Im Gegenteil, diese Passagen geben dem Leser die Möglichkeit, den Blutdruck in den Griff zu bekommen und den Pulsschlag zu senken.

Halvar Beck nimmt uns mit in die von Männern dominierte, abgeschlossene Welt einer stählernen Bohrinsel, die durch einen Sturm noch kälter und abweisender erscheint. Nach kurzer Zeit wird auch klar, dass auf Insel 77 nicht nur Marius' spurloses Verschwinden ein Problem ist, sondern viel mehr dahinter stecken muss. Durch den Sturm völlig isoliert muss Kristin allein zurecht kommen.

Doch nicht nur die Sorge um ihren Bruder lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Auf ihrer kleinen Krankenstation mehren sich die Schwerverletzten, die zweifellos im Zusammenhang mit den mysteriösen Machenschaften auf Insel 77 stehen und denen sie nicht helfen kann. Das schlechte Wetter verhindert eine Versorgung mit den notwendigen Medikamenten. Und nicht nur das, auch Kristin selbst wird angegriffen und unter Druck gesetzt. Sie muss um ihr Leben fürchten.Die Suche wird immer gefährlicher. Wem kann sie trauen, wer ist der Feind? Und was ist die Wahrheit?

Dialoge, Setting und eine starke Protagonistin - alles passt

Mit gut gebauten Dialogen und gut in Szene gesetzten Settings fällt es dem Leser nicht schwer, Personen und Orte vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Man kann förmlich das Öl riechen, den Seegang spüren und den abgestandenen Kaffee schmecken. Dazu kommt, dass Halvar Berg mit Kristin Jorgensen eine starke Protagonistin kreiert, die zwar weiß was sie will und sich in der Männerwelt einer Bohrinsel zu behaupten weiß, dies aber ohne große Klappe und kumpelhaftes Anbiedern tut.

Das macht sie extrem sympathisch und es fällt nicht schwer, einen Bezug zu ihr aufzubauen und sich mit ihr auf die nervenaufreibende und gefährliche Suche nach ihrem Bruder und den Geheimnissen der 77 zu begeben. Diese wiederum wird für Kristin immer wieder neue Überraschungen bereit halten, uns so findet sie am Ende nicht nur die Lösung der ganzen Geschichte, sondern auch die wahre Persönlichkeit ihres Bruders.

Der unter dem Pseudonym "Halvar Beck" schreibende deutsche Norwegenfan hat mit "Insel 77" einen würdigen Nachfolger für sein Erstlingswerk "Fjord" geschaffen. Dass es trotzdem keine 100-Grad-Bewertung gibt, liegt an den etwas konstruierten geheimen Geschäften auf der Bohrinsel 77. Selbst ein unerfahrener junger Kapitän sollte nicht so blind auf beiden Augen sein, diese nicht zu bemerken. Und ja, die Abgeschiedenheit weit draußen in der Nordsee isoliert eine Bohrinsel vom Rest der Welt, aber der Rest der Welt kann deshalb auch nicht so einfach zu ihr oder von ihr weg gelangen. Wenn man von diesen kleinen Ungereimtheiten einmal absieht, ist "Insel 77" genau das richtige Buch für Leser, die eine extrem mitreißende und aufregende Geschichte mögen, die von Ort, Spannung und Charakteren lebt und dadurch ohne viel Brutalität und Ströme von Blut auskommt.

Insel 77

Halvar Beck, Amazon Publishing - Edition M

Insel 77

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