Der Pate von Glasgow

  • HarperCollins
  • Erschienen: Januar 2018
  • 1
  • Edinburgh: Polygon, 2014, Titel: 'The last witness', Seiten: 314, Originalsprache
  • Hamburg: HarperCollins, 2018, Seiten: 368, Übersetzt: Peter Friedrich
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Jörg Kijanski
75°1001

Krimi-Couch Rezension vonJan 2018

Rückkehr der Untoten

Sechs Jahre ist es her. Damals gelang einer der größten Erfolge gegen das organisierte Verbrechen in Schottland. Der einflussreiche Machie-Clan konnte dank zweier Kronzeugen überführt werden. Gerald Dowie und Frank MacDougall sagten aus und flohen in das Zeugenschutzprogramm der Regierung. Dowie und seine Familie starteten einen Neuanfang auf der anderen Seite der Erdkugel im fernen Australien, MacDougall blieb in Schottland.

Chief Inspector Jim Daley ist seit geraumer Zeit Chef der Kripo von Kinloch, einem verschlafenen Küstenort. Die Einwohner kennen sich, halten zusammen, wer einen von ihnen angeht, attackiert die Gemeinschaft. Daley hat sich mit der neuen Situation arrangiert als ihn sein verhasster Vorgesetzter, Superintendent John Donald, von einem aktuellen Fall berichtet.

Dowie und seine Frau wurden in Melbourne am helllichten Tag brutal ermordet. Eine Videoaufnahme zeigt sogar den Mörder: James "JayMac" Machie, Oberhaupt des legendären Clans. Daley sowie seine rechte Hand, DS Brian Scott, wähnen sich im falschen Film. Machie wurde vor fünf Jahren ermordet, Scott selbst, der Machie aus seiner Kindheit kennt, war bei der Obduktion anwesend.

Die neue Aufgabe ist klar: Der zweite Kronzeuge MacDougall muss geschützt werden. Das Team des Zeugenschutzprogramms wird abgezogen, Daley und ein Spezialteam übernehmen. Doch MacDougall weigert sich weiterhin Schottland zu verlassen. Dann wird sein Bruder ermordet, der Anfang einer blutigen Serie...

Verschachtelter Krimiplot aus Schottland

Nach "Tödliches Treibgut" liegt mit "Der Pate von Glasgow" der zweite Fall der Jim-Daley-Reihe vor. Denzil Meyrick lässt seine Protagonisten, Daley und Scott, in dem beschaulichen Kinloch ermitteln, wobei das mit dem Ermitteln zunächst so eine Sache ist. Denn wie will man ermitteln, wenn jemand von den Toten auferstanden ist, man also quasi einen Geist jagt?

Was Daley erst nach gut dreihundert Seiten entdeckt (die Auflösung des vorgenannten Rätsels), kann der aufmerksame Leser schon recht früh erfahren, so er denn aufmerksam liest. Das Problem hierbei ist der durchweg treibende Schreibstil des Autors, der zu einem schnelleren Lesen verleitet und da könnte man natürlich durchaus...

Die Handlung setzt primär auf Action, zahlreiche Morde belegen dies im weiteren Verlauf. Man könnte "Der Pate von Glasgow" als Rache-Krimi bezeichnen, denn der "verstorbene" Machie sinnt auf Vergeltung. Allerdings passieren nahezu zeitgleich plötzlich kriminelle Handlungen in Glasgow sowie dem über 150 Kilometer entfernten Kinloch, so dass hier nicht nur ein Täter am Start sein kann. Damit nicht genug, gibt es für Daley auch noch Ärger wegen der Verhaftung eines einheimischen Farmers, der mit geschmuggelten Zigaretten und Tabak gehandelt haben soll. Wie bereits erwähnt halten die Einwohner des Städtchens eisern zusammen.

Die Handlungsstränge bilden ein recht undurchsichtiges Knäuel

Der Plot ist ordentlich vertrackt, verwebt mehrere Handlungsstränge zu einem recht undurchsichtigen Knäuel, welches am Ende mit der einen oder anderen Wendung aufgelöst wird. Nebenbei bemerkt; konsequent bleihaltig. Ebenso lesenswert sind das Verhalten der drei Polizisten und deren Verhältnis zueinander. Daley und Scott sind ihrem Chef Donald in tiefer Abneigung verbunden, was auf Gegenseitigkeit beruht.

Dessen herablassende Äußerungen vor allem Scott gegenüber, sind ebenso unterhaltsam (für den Leser) wie beschämend (für einen Vorgesetzten). Der flapsige Scott sieht die fiesen Sprüche jedoch gelassen, Hauptsache der nächste Whisky ist in greifbarer Nähe. Dem prozenthaltigen Nationalgetränk sind auch Daley und Donald nicht abgeneigt, wobei der Superintendent zudem noch eine äußerst zwielichtige wie undurchsichtige Rolle spielt.

Last but not least gibt es - selbstverständlich - im eher beiläufig erwähnten Privatleben von Daley Neuigkeiten, die vermutlich weitreichende Folgen für den dritten Band der Serie haben werden. Wer bleireiche Action und bissige Dialoge mag, sollte der Reihe eine Chance geben und daran denken, trotz des hohen Tempos des Autors nicht zu allzu schnell über die Seiten zu fliegen.

Der Pate von Glasgow

Denzil Meyrick, HarperCollins

Der Pate von Glasgow

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