Er will dein Herz
- Ullstein
- Erschienen: September 2018
- 10
- London: Sphere, 2015, Titel: 'Heartbreaker', Originalsprache
- Berlin: Ullstein, 2018, Seiten: 480, Übersetzt: Sybille Uplegger
Gewalt in der Ehe nimmt oft kein gutes Ende
Gewalt in der Ehe ist kein schönes Thema. Die wenigsten Frauen brechen aus dem Muster von brutalen Schlägen ihrer Ehemänner und weinerlichen Entschuldigungen aus. Und der Kreislauf geht immer wieder von vorne los. Vor allem wenn Kinder im Spiel sind.
Gemma Adderley ist so ein Fall. Ewig vom bigotten Gatten misshandelt, zieht sie auch wegen ihrer kleinen Tochter endlich die letzte Konsequenz. Gemma möchte - unter absoluter Geheimhaltung- in das Frauenhaus Safe Heaven fliehen.
Tatsächlich ist Gemma aber dann verschwunden. Nur ihre kleine Tochter wird mit ihrem Teddy von feiernden Teenies auf der Straße entdeckt und gerettet. Auch ihre Mutter wird kurz danach gefunden. Tot und ohne Herz.
Trennung beim Dreamteam Marina und Phil
Marina Esposito und Phil, ihr Partner im Job und im Privaten, sind getrennt. Marina hat die Trennung nach dem letzten Fall so für sich entschieden. Sie hat Angst, dass Phil ihr keine Sicherheit mehr geben kann. Schließlich wurde er mit einer Transvestiten und Stalkerin im Bett gefunden. Die ist immer noch verschwunden, und die toughe Marina hat jetzt Angst.
Also Trennung. Marina hat die Ablenkung durch ihre Tochter Josephina, hartes Training und ihren Job; Phil hat gleich den Fall mit der Frau ohne Herz auf dem Tisch.
Marina will und kann nicht über ihren Schatten springen
Beide sind mit der Situation sehr unglücklich, aber Marina will und kann nicht über ihren Schatten springen. Dabei lieben sie sich. Vor allem Phil, der das Kind nicht sehen darf, leidet wie ein Hund und macht auch Fehler im Job. Nach einem Alkoholexzess, wo er bei einem potentiellen Täter aufgetaucht ist, wird er vom Dienst suspendiert - und ein anderes Duo übernimmt. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Dann wird noch eine Frau umgebracht – aber der Modus Operandi ist anders. Alle Spuren führen zum Frauenhaus Safe Heaven. Zwischendurch wird noch der Täter beschrieben, wie er die Herzen sammelt und was seine Beweggründe sind.
Irgendwie bekommt der mündige Leser sofort das Gespür wie der Hase bei diesem Thriller läuft. Bei weniger gewieften Krimilesern könnten die Versuche, falsche Fährten zu legen, gelingen. Aber das Offensichtliche ist offensichtlich.
Fazit:
Auf dem Cover steht eine Referenz der bekannten schottischen Autorin Val Mc Dermid: „Wenn Ihnen Tania Carver keine Angst macht, brauchen Sie professionelle Hilfe.“ Ich kann mich noch an die ersten Thriller von Tania Carver erinnern. Ich fand sie spannend, und sie hatten teilweise den Faktor, den grundsätzlich nur wenige Krimis oder Thriller bei mir haben. Sie machten mir Angst und Beklemmungen.
Das ist lange her. Die Bücher sind härter geworden, ich bin abgestumpfter. Aber dieses Buch hat mich absolut kalt gelassen. Das ist schade. Es ist gut geschrieben, wird sicher hoch auf der Bestsellerliste steigen, aber diese Beklemmung, die sich bei guten Thrillern einstellt, gab es dieses Mal nicht. Das liegt nicht daran, dass es zu wenig Gewalt oder Blutvergießen gibt. Es ist die psychologische Ebene, die mich irgendwie nicht berührt. Es passiert nichts Neues, die Figuren entwickeln sich nicht weiter. Ich hoffe, dass der der nächste Carver wieder authentischer wird.
Tania Carver, Ullstein
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