Schule des Verbrechens
- Goldmann
- Erschienen: Januar 2003
- 5
- New York: G. P. Putnam’s Sons, 2002, Titel: 'Crime School', Seiten: 341, Originalsprache
- München: Goldmann, 2003, Seiten: 416, Übersetzt: Renate Orth-Guttmann
Die Parallelen sind verblüffend: Als eine ehemalige Prostituierte an einem Strick hängend in ihrer Wohnung gefunden wird, denkt Detective Kathy Mallory sofort an einen alten Fall. Sie ist noch zu jung, als dass sie damals selbst am Tatort gewesen sein könnte, aber sie kennt den Fall aus den Aufzeichnungen ihres Adoptivvaters Lou Markowitz, der Leiter der Abteilung für Spezialverbrechen war, der Abteilung, in der sie nun ebenfalls tätig ist. Die Haarbüschel im Mund der Erhängten deuten darauf hin, die Kerzen um sie herum und die vielen Fliegen, die um den leblosen Körper kreisen. Nachdem man Sparrow zunächst irrtümlich für tot erklärt hat, stellt man Atemgeräusche bei ihr fest. Nun liegt sie im Koma. Es stellt sich heraus, dass die Prostituierte eine alte Bekannte von Kathy ist. Bevor sie als zehnjähriges Mädchen von Lou aufgegriffen und später adoptiert wurde, schlug sie sich mit Diebstählen durchs Leben und suchte von Zeit zu Zeit Unterschlupf bei dieser Frau.
Die Untersuchungen kommen in Gang, als die Polizei feststellt, dass der Brand in der Wohnung nicht zur Vertuschung der Tat gelegt wurde, sondern um darauf aufmerksam zu machen. Vorher gingen bereits Anrufe bei einem Radiosender ein, die Hinweise auf das Verschwinden einer anderen Frau enthielten, aber jedoch nicht ernst genommen wurden. Beide Frauen wurden im Vorfeld belästigt und verfolgt. Als die Ermittler zur besagten Wohnung kommen, finden dort ebenfalls eine Leiche, erhängt, mit Haarbüscheln im Mund. Nun ist es an der Zeit, auch den ungeklärten Mord aus der Vergangenheit näher zu beleuchten.
Der Mordfall ist fast Routine, wenn auch die Spannung gut geschürt wird und man bis zum Ende der Auflösung kaum näher kommt. Was "Schule des Verbrechens" dagegen zu etwas besonderem macht, ist der ganz eigene Stil der Autorin. Immer wieder wirft sie dem Leser kleine Häppchen aus der Vergangenheit von Mallory vor, ohne dass man jemals ein Gesamtbild entwickeln könnte, auch wenn man schon mehrere Bücher von Carol O' Connell aus dieser Serie gelesen hat. Der Charakter der Protagonistin bleibt nach wie vor undurchsichtig. Die Vergangenheit spielt hier eine besondere Rolle, da Mallory das Opfer kannte. Zudem steht im Hintergrund immer Lou Markowitz, der zwar tot ist, aber die Untersuchungen deutlich prägt.
Die Abschweifungen sind absolut nicht negativ zu sehen, aber nicht nur sie machen den Stil aus. Im Endeffekt springt die Autorin hin und her, man weiß nicht, ob das Beschriebene nun etwas mit dem Fall zu tun hat oder warum bestimmte Details erwähnt werden. Der Roman erweckt dadurch den Eindruck, dass er nicht aus einem Guss ist. Er ist nicht skurril, aber irgendwie mysteriös und man kann seine Eindrücke nur sehr schwer beschreiben.
Insgesamt haben wir hier absolut keinen 0815-Krimi vor uns, sondern einen Roman, der einen bleibenden Eindruck hinterlässt, auch wenn zu einer Spitzenbewertung ein paar Quäntchen fehlen. Wer bereits ein Buch der Reihe gelesen hat und es nicht als Schrott eingestuft hat, der kommt am neuesten Band wohl nicht vorbei...
Carol O'Connell, Goldmann
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