Die Amerikanerin
- Rütten & Loening
- Erschienen: Januar 2018
- 2
- : CPNB Collectieve, 2017, Titel: 'Vrou Met die Blou Mantel ', Originalsprache
- Berlin: Rütten & Loening, 2018, Seiten: 224, Übersetzt: Stefanie Schäfer
Kurzer Krimi-Snack für zwischendurch
Denkt man an Krimis aus Südafrika, fällt - trotz zunehmend starker Konkurrenz - der Name Deon Meyer meist an erster Stelle. Aus den Buchläden kennt man seine auffällig "dicken" Schinken mit dem noch auffälligerem, riesengroß geschriebenen Namen des Autoren, so dass man mitunter den Titel des Romans suchen muss. Der augenscheinliche Umfang der Bücher resultiert jedoch oft aus dem verwendeten Papier, doch umso überraschender kommt sein sechster Band aus der Bennie-Griessel-Reihe daher.
Lediglich rund zweihundert, äußerst großzügig gedruckte Seiten bietet "Die Amerikanerin". Warum der Band so "dünn" ausfiel, wird in der Nachbemerkung erläutert. Kurzum, es handelte sich ursprünglich um ein Geschenkbuch eines niederländischen Buchprojektes aus dem letzten Jahr, welches der Autor seinen weltweiten Fans nicht vorenthalten wollte. Schon klar!
"Und wer hat das Bild jetzt?"
"Gysbert van Reenen."
"Haben Sie seine Adresse?"
"Ja, ich habe seine Adresse. Papenboom in Nuweland. Es gibt nur ein Problem: Sie kommen zwei Jahrhunderte zu spät."
Am Sir Lowry's Pass, einem beliebten Aussichtspunkt in den Hottentots Hollandbergen, wird die Leiche einer nackten Frau gefunden. Diese wurde erschlagen und anschließend mit Bleichmitteln bearbeitet, so dass es keine verwertbaren Spuren gibt. Sergeant Rando Duba von der Somerset-West SAPS tritt auf der Stelle und als sich herausstellt, dass die Ermordete eine in London lebende Amerikanerin namens Alicia Lewis ist, gibt sein General vier Tage nach dem Mord den Fall an die Valke, das Direktorat für Schwerverbrechen, ab.
Die Sergeants Bennie Griessel und Vaughn Cupido übernehmen und kommen dabei dem Rätsel eines geheimnisvollen Gemäldes auf die Spur. Lewis, eine weltweit führende Expertin, war einem Gemälde von Carel Fabritius (von ihm bekannt ist "Der Distelfink", um den es hier aber nicht geht), einem Schüler Rembrandts, auf der Spur. Offensichtlich interessierten sich für das wertvolle Exponat aber auch andere Menschen...
Der sechste Fall für Bennie Griessel und Vaughn Cupido
Für das niederländische Buchprojekt, die "Spannende Boekeweek", ist Rembrandt van Rijn natürlich ein ideales Thema und da Deon Meyer ein Südafrika-Spezialist ist, drängt sich die Suche nach einem Gemälde des berühmten Meisters in der Nähe von Kapstadt auf. Nicht nur Kunstliebhaber kommen hier auf ihre Kosten, sondern auch die Fans der Reihe um den eigenwilligen Bennie Griessel, dessen Privatleben aktuell besser kaum laufen könnte.
Seit inzwischen 147 Tagen ist er trocken und möchte seiner geliebten Alexa, ebenfalls trockene Alkoholikerin, einen Heiratsantrag machen. Sehr zur Irritation von Partner Cupido, denn ein ähnliches Szenario droht ihm womöglich selbst, zumindest fürchtet er entsprechende Begehrlichkeiten seiner Freundin Desiree.
"Wie ist das eigentlich, Benna?"
"Was?"
"Das Eheleben."
"Ehrlich gesagt bin ich da kein Experte, Vaughn. Ich war doch erst einmal verheiratet und davon nur die ersten sieben Jahre nüchtern."
"Aber wie war es denn so? In den nüchternen Jahren?"
"Es war schön. Es war ... Mein Gott, Vaughn, ich habe geheiratet, da war ich vierundzwanzig, und in diesem Alter ist alles schön, man sieht das Unheil noch nicht kommen ..."
Der Plot ist als klassischer Kriminalroman aufgebaut, die Polizeiarbeit steht im Mittelpunkt und so gibt es einen kurzen Auftritt mit Griessels Zulu-Vorgesetzter Majorin Mbali Kaleni sowie der bekannten Spurensicherung namens Dick und Doof. Kapstadt beziehungsweise Südafrika und dessen beeindruckende Landschaften bleiben dieses Mal ein wenig außen vor, was dem Umfang des Romans geschuldet sein mag.
Immerhin bleibt der Spannungsbogen recht hoch und wartet mit einer nicht in Gänze zu erwartenden Auflösung auf. Zur Verkürzung der Wartezeit auf den nächsten "großen" Roman des Autors ist "Die Amerikanerin" ein empfehlenswert leckerer Krimi-Snack. Der "Delfter Donnerschlag" ist im Kaufpreis inbegriffen.
Deon Meyer, Rütten & Loening
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