Das dunkle Haus am Meer
- Piper
- Erschienen: Januar 2003
- 5
- München; Zürich: Piper, 2003, Seiten: 268, Originalsprache
- München; Zürich: Piper, 2004, Seiten: 268, Originalsprache
- München; Zürich: Piper, 2006, Seiten: 268, Originalsprache
Zwischen Spannung und Verwirrung
Saint-Muriel an der bretonischen Küste. Das alte Haus aus Granitsteinen, zur einen Seite hin die Klippen, zur anderen Wald und Moor, hat neue Bewohner. In dem düsteren, geheimnisvollen Bollwerk sind Helen und Paul eingezogen. Er, des Mordes an einer jungen Frau verdächtigt, aber freigesprochen und Sie, die Frau an seiner Seite, die mit ihm verheiratet ist, aber seine Geheimnisse und die des Hauses nicht kennt. Sie ahnt, dass sich mehr dahinter verbirgt, aber die Menschen im Dorf mögen keine Fremden.
Im Nachbarhaus, mit dem Fernglas sichtbar, zieht Monsieur Loup ein. Auch er Deutscher, mit Namen Wolf, von Beruf Richter. Doch das ist kein Zufall. Er kennt Paul. Und auch er will hinter das Geheimnis kommen, das dessen Vergangenheit birgt.
Zur gleichen Zeit in Deutschland. Beatrix wird beschattet. Ihr Carolus hat sich im Knast das Leben genommen. Nichts ist ihr geblieben. Kein Geld, die Gemälde an der Wand nur Kopien und keine Ahnung, warum Carolus wegen seiner finanziellen Transaktionen in die Fänge der Justiz geraten ist. Noch schlimmer ist, dass sie nicht weiß, wo dieses Geld ist. Nur ein Foto, dass Carolus mit zweien seiner Freunde zeigt, ist ein Fingerzeig. Einer von ihnen ist Paul. Aber der ist verschwunden.
Am 6. März 2002 war Anke Maas ermordet worden. Ihre Mitbewohnerin Lisa durchsucht deren Hinterlassenschaft. Fotos zeigen den Mann, der Ankes Verhältnis gewesen war und der jetzt verschollen ist, seit er seine Unschuld beweisen konnte. Dieser Mann ist Paul.
Alle suchen Paul. Alle finden dieses Dorf in der Bretagne. Alle finden dieses Haus. Aber Paul ist nicht da. Helen wird konfrontiert. Und sie beginnt zu reagieren. Um sie herum verschwinden Menschen, passieren seltsame Unfälle. Was in der Vergangenheit passiert ist, hat die Frau eingeholt und mit mörderischer Gelassenheit wird sie ihr Revier verteidigen: das dunkle Haus am Meer.
Susanne Mischke, geboren 1960 in Kempten, hat ihren bislang neunten Roman veröffentlicht. Das Syndikatsmitglied der "Sisters of Crime", das auch durch ihre Drehbücher für die Fernsehserie "Alarm für Cobra 11" bekannt ist, liefert mit "Das dunkle Haus am Meer" einen subtilen Psychothriller ab, der weniger durch Action gekennzeichnet ist, als durch die durchgezeichneten, exzentrischen Charaktere, deren wahrer Background erst nach und nach offenbar wird. Auch wenn man schon von Anbeginn erkennen kann, dass hier wirklich jede und jeder seinen Dreck am Stecken hat, braucht es fast bis zum Ende, um die Wirklichkeit erkennen zu lassen.
Das Lesegefühl schwankt zwischen Spannung und Verwirrung. Während bereits am Beginn die Schilderung des Hauses für leichte Gänsehaut sorgt, sind die permanenten Ortswechsel zu Beginn ziemlich störend. In ganz kleinen Häppchen wird abwechselnd das wahre Licht hinter den handelnden Personen aufgedeckt. Immer wieder wird zurück geblendet in die Zeiten, die als Ursache für die Verschrobenheit der Figuren herhalten müssen. Durch diesen wenig linearen Ablauf werden Spannungselemente abgebrochen und neue Handlungsfäden gesponnen, die sich zum Ende hin zwar logisch verknüpfen, aber nicht dafür taugen, Sympathieträger aufzubauen.
Der Schluss tut sein Übriges , um eine kleine Unzufriedenheit zu hinterlassen. Denn trotz der negativen Aspekte, die an den einzelnen Handelnden haften, scheint sich, außer für die mittlerweile Verstorbenen, alles in bestes Wohlgefallen aufzulösen. Nach dem Motto "Eine Hand wäscht die andere" bleibt ein leiser Hauch von Ungesühntheit auf dem dunklen Haus am Meer haften.
Das anfänglich mühsame Lesegefühl macht in der Folge einem Kribbeln im Bauch Platz. Man will endlich wissen, was wirklich passiert ist und warum sich alle verstecken. Doch irgendwie muss man die 269 Seiten überstehen, bis alle Rätsel geklärt sind, die man im Piper Verlag verlegt hat. Eine klare Leseempfehlung, obwohl mir dünkt, dass dieses Buch eher die weiblichen Krimianhängerinnen zur Gänsehaut animieren wird.
Susanne Mischke, Piper
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