Minus 18 Grad

  • HörbuchHamburg
  • Erschienen: Januar 2017
  • 11
  • Stockholm: Forum, 2016, Titel: 'Arton grader minus', Originalsprache
  • Hamburg: HörbuchHamburg, 2017, Seiten: 2, Übersetzt: David Nathan, Bemerkung: ungekürzte Ausgabe
Minus 18 Grad
Minus 18 Grad
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Andreas Kurth
85°1001

Krimi-Couch Rezension vonMai 2017

Brutale Kids und eiskalte Killer

Beiderseits des Öresunds hat es die Polizei einerseits mit brutalen Morden an Obdachlosen, andererseits mit akribisch geplanten Tötungen wohlhabender Bürger zu tun. Während auf dänischer Seite Irene Lilja nahezu im Alleingang ermittelt, stehen in Schweden Fabian Risk und seine Kollegen vor überaus rätselhaften Mordfällen. Die Dänen haben es mit brutal ausgeführten Morden an Obdachlosen zu tun, in Schweden werden Menschen getötet, und ihre Identität gestohlen, um ihre Vermögen an sich zu reißen. Lilja hat mit ihrem Kampf gegen intrigante Kollegen genauso viel zu tun, wie mit der Suche nach den Tätern.

Für Fabian Risk und seine Kollegen geht es dagegen darum, überhaupt erstmal Zusammenhänge zu finden, Motive zu suchen - und dann die gefährlichen und skrupellosen Killer zu jagen. Beide Fälle werden schließlich ziemlich persönlich - und im dramatischen Finale auch noch lebensgefährlich für einige Protagonisten.

Problematisches Familienleben geschickt in die Handlung eingebaut

In Minus 18 Grad hat Fabian Risk bereits seinen dritten Fall zu bewältigen, und Autor Stefan Ahnhem zeigt sich in Hochform. Über den ersten Band Und morgen Du habe ich geschrieben, er sei der vielversprechende Auftakt einer neuen Reihe, und das zeigt sich auch im neuen Roman von Ahnhem. Private Probleme der Haupt-Protagonisten sind ja bei etlichen Lesern eher verpönt, weil es manche Autoren in dieser Hinsicht übertrieben haben. Ahnhem geht damit allerdings überaus kreativ um und baut das problematische Familienleben von Fabian Risk im neuen Roman geschickt in die spannende Handlung ein.

Die Polizeieinheit um den findigen Kommissar hat der Autor recht facettenreich gestaltet, dem Leser werden einige interessante Nebenfiguren geboten. Da gibt es spezielle Begabungen für die schwierige Ermittlungsarbeit, und vor allem die dänische Polizistin muss einiges an Ellenbogen zeigen, um überhaupt im Geschäft zu bleiben. Ein "police procedural"-Roman im besten Sinne des Wortes.

Stefan Ahnhem hat einen raffinierten Plot konstruiert

Zwar wird dem Leser frühzeitig die Tätersicht in beiden Mordserien präsentiert, aber die schwierigen und teilweise problematischen Ermittlungen der Polizisten stehen jederzeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Stefan Ahnhem hat einen überaus raffinierten Plot konstruiert, wer akribische Polizeiarbeit mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Der Doppel-Handlung in Schweden und Dänemark muss man dabei aufmerksam folgen, wenn man selbst miträtseln und den Überblick behalten will. Allerdings hält der Autor einige Wendungen und Sackgassen bereit - für Leser und Ermittler gleichermaßen.

Vor allem in Helsingborg werden die Fragezeichen für Fabian Risk und seine Kollegen immer größer, als eine Leiche nach der anderen gefunden wird. Der Autor wechselt dabei zuweilen ansatzlos zwischen scheinbar heiler Welt - und neuen brutalen Morden. Die menschlichen Abgründe lassen auch routinierte Thriller-Leser bei der Lektüre mitunter die Luft anhalten.

Das Buch ist Kriminalliteratur in ihrer besten Form

Sehr gelungen finde ich, wie hier zwei Handlungsstränge in ein Buch gepackt werden, deren Zusammenhang erst ziemlich spät deutlich werden. Und dabei wirkt das Ganze keineswegs über-konstruiert, sondern man fiebert als Leser einfach auf beiden Seiten des Öresunds gleichermaßen mit. Und der Autor präsentiert hier zwei unterschiedliche Typen von Tätern. Es geht um Langeweile und Thrill, um Gier und Rache, um tiefe Gefühle und oberflächliches Denken.

Der Anfang wirkt noch durchaus überschaubar, aber Ahnhem zieht schon bald das Tempo enorm an.

Kaltblütigkeit zeichnet so manchen Mörder aus, hier wird das ziemlich auf die Spitze getrieben. Ich kann das nicht näher schildern, ohne zuviel zu verraten, aber die schwedischen Ermittler werden echt an die Grenze des Erträglichen getrieben bei einigen Leichenfunden. Wobei es nicht um besondere Brutalität geht, sondern um die Kaltschnäuzigkeit und Skrupellosigkeit des Mörders.

Stefan Ahnhem fährt ein großes Personal-Tableau auf, wechsel ständig das Tempo und die Schauplätze. Bei manchem Buch fragt man sich, warum der Verlag "Thriller" drauf druckt. Hier steht nur Kriminalroman drauf - aber es ist definitiv Thriller drin. Mitreißend, fesselnd, und überaus lesenswert - Kriminalliteratur in ihrer besten Form.

Minus 18 Grad

Stefan Ahnhem, HörbuchHamburg

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